Seit ein paar Wochen lebt Anna Angelina Wolfers in Hamburg und eröffnete im Karoviertel eine Boutique. Es ist ihr dritter Laden in Deutschland.
St. Pauli. So richtig in Hamburg angekommen ist Anna Angelina Wolfers noch nicht. 14 Jahre lang lebte die Schauspielerin und Besitzerin des neuen "goldig!"-Modeladens (an der Marktstraße im Karoviertel) in Köln. Jetzt ist sie vom Rhein an die Elbe gezogen. "Bis nach Remscheid habe ich geheult. Dann ging es wieder. Hamburg ist ja schließlich auch eine tolle Stadt", lenkt Wolfers ein. Aber wenn man mehr als ein Jahrzehnt lang an einem Ort gelebt habe, falle der Abschied nun einmal schwer. Vor allem, wenn einen die besten Freunde mit einer Party in der eigenen Küche so liebevoll verabschieden.
Der Grund, weshalb die junge Frau mit den wahnsinnig langen braunen Haaren und den großen dunklen Augen den Wohnort wechselte, steht an diesem Nachmittag im Juli bepackt mit einem Stapel Pakete, die zur Post müssen, in der kleinen Boutique und drückt ihr einen dicken Kuss zum Abschied auf den Mund. Seit drei Jahren liebt Anna Angelina Wolfers den Revolverheld-Sänger Johannes Strate, der ursprünglich aus Worpswede bei Bremen kommt. "Am Anfang ist eine Fernbeziehung super spannend, aber irgendwann hatten wir den Punkt erreicht, an dem es einfach nur genervt hat", sagt Wolfers. Bald zieht das Paar in ein kleines Haus in Eimsbüttel. "So ein Nordlicht wie Johannes ist natürlich nur schwer davon zu überzeugen, dass Köln auch schön ist. Da hatte ich keine Chance", sagt die 33-Jährige und lacht. Nein, ihr gefalle, dass Hamburg mit seinen zahlreichen Vierteln so abwechslungsreich sei. Überall gebe es so viel Neues zu entdecken. Und die Café-Kultur sei sogar ein bisschen besser als die in Köln. Außerdem sei man so schnell am Meer oder in Dänemark.
+++ Eine Hamburger Freundschaft, die nicht aus der Mode kommt +++
Doch den Laden "goldig!" hat die geschäftstüchtige Schauspielerin, die dreieinhalb Jahre lang in der ZDF-Telenovela "Sturm der Liebe" spielte und zuletzt in einer Hauptrolle in einem Rosamunde-Pilcher-Film zu sehen war, nicht eröffnet, um in Hamburg etwas zu tun zu haben. Es ist bereits ihr drittes Geschäft, das diesen Namen trägt. Die beiden anderen Filialen sind in Berlin und in Köln.
Daumendrehen zwischen zwei Engagements, das ist nichts für Anna Angelina Wolfers. "Ich hasse Stillstand", sagt sie bestimmt. "Außerdem muss man als Schauspieler auch immer wieder mit längeren Durststrecken kämpfen. Ein zweites Standbein ist wichtig, kaum einer kann ausschließlich von dem Beruf leben." Deshalb jobben auch einige ihrer Kolleginnen in ihren Läden. In Hamburg ist es zum Beispiel Henrike Fehrs, die im Winterhuder Fährhaus in einigen Stücken spielte. "Ich biete also Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für arbeitslose Schauspielerinnen", sagt Wolfers, lacht und begrüßt nebenbei zwei junge Mädchen, die gerade das Geschäft betreten.
Ihre großen Rucksäcke verraten, dass sie in Hamburg Ferien machen. Anna Angelina Wolfers verkauft den beiden zwei mit Sprüchen bedruckte Jute-Beutel. "Ich weiß auch nicht warum, aber diese Beutel gehen besonders gut", wundert sich Wolfers. Die Dinge, die sie in Hamburg, Berlin und Köln verkauft, kosten nicht viel. "Meine Kundschaft ist eher jung. Die haben nicht viel Geld, um sich teure Anziehsachen zu kaufen. Ich will ihnen eine günstige und vor allem individuelle Alternative zu den gängigen Ketten bieten", erklärt Wolfers. Sie bietet Kleidung von jungen und noch nicht allzu bekannten Firmen aus Skandinavien, England oder Spanien an. Vor allem der Stil der Menschen aus Kopenhagen und Stockholm hat es der Unternehmerin angetan. "Die Leute dort sind uns hier immer einen Schritt voraus." Ihre neuesten Errungenschaften kombiniert sie miteinander, fotografiert sie und lädt sie auf der Facebook-Seite des Ladens hoch. Hier ruft sie auch immer wieder ihre jugendliche Kundschaft zu kleinen Designwettbewerben auf.
Die Resonanz der Hamburger auf das neue Modegeschäft im Karoviertel ist laut Wolfers sehr gut. "Ich denke, dass hier der Bedarf an Läden mit der Mode, wie ich sie führe, nicht so gedeckt ist wie beispielsweise in Berlin", mutmaßt die Unternehmerin. Und noch etwas hat die Neuhamburgerin überrascht: "Ich dachte immer, die Hanseaten sind braver und mögen maritime Motive wie den Anker. Das mit dem Faible fürs Meer stimmt, das Brave aber muss ich zurücknehmen."