In der “Rocky Horror Show“ spielt der 64-jährige Hamburger mal nicht den Gentleman. Heute ist Premiere des Musicals im Schauspielhaus.
Hamburg. Überraschenderweise überrascht Sky du Mont. Der 64-Jährige gibt nämlich ausnahmsweise mal nicht den "Gentleman des deutschen Films". Der Hamburger schlüpft in die Rolle des Erzählers in dem Musical "Rocky Horror Show". "Ich bin eher der fleischgewordene Smoking, der aus einem Buch vorliest", beschreibt er seinen bevorstehenden Auftritt im Hamburger Schauspielhaus.
Dort sitzt Sky du Mont, die grauen Haare sitzen perfekt, auf einem samtroten Klappsessel. Den Blick hat der Schauspieler auf den bedruckten Vorhang gerichtet, der sich heute Abend auch für ihn heben wird. Um 20 Uhr tritt er mit der Truppe der "Rocky Horror Show" auf. Hamburg-Premiere für den Mann, der mit vollem Namen Cayetano Neven du Mont heißt. Sein Bruder machte aus seinem abgekürzten Vornamen Cay einst kurzerhand "Sky".
Du Mont, der aus der Verlegerfamilie Neven DuMont stammt, wuchs in München, der Schweiz und in London auf. Seinen internationalen Durchbruch feierte er 1999 in Stanley Kubricks Erfolgsfilm "Eyes Wide Shut" neben Tom Cruise und Nicole Kidman. Davor und danach spielte du Mont, der mit seiner vierten Ehefrau Mirja und den beiden gemeinsamen Kindern in Rissen wohnt, in ungezählten Serien und Fernsehfilmen mit.
Beruflich wurde Sky du Mont mit seiner sonoren Stimme und seinem smarten Aussehen bekannt. Er inszenierte sich gekonnt, gern auch mit Ehefrau Mirja, einem erfolgreichen Model. Beide sind oft auf den roten Teppichen gesellschaftlicher Anlässe zu sehen. Doch hinter dieser öffentlichen Fassade gibt es den anderen, den privaten Sky du Mont, den besorgten Vater, den liebevollen Ehemann, den begeisterten Technikfan.
Er leiht Hollywood-Stars seine Stimme, schreibt Drehbücher, Romane, Ratgeber. Vor allem aber stehe er leidenschaftlich gern vor Publikum auf der Bühne. Zwei Wochen als Erzähler in der "Rocky Horror Show" hat er bereits in Köln hinter sich, textsicher ist er vor der Hamburger Premiere also schon. "Als Erzähler stehe ich ein bisschen außerhalb und kommentiere und erkläre die Handlung", sagt du Mont und dreht einen Pappbecher in den Händen. Der Becher ist halb voll - und wird es auch bleiben. Während er spricht, nimmt Sky du Mont keinen Schluck Kaffee.
Dass er weder tanzen noch singen müsse, sei von Vorteil, denn "ich kann weder das eine noch das andere", so der dreifache Vater, "obwohl ich das in vielen meiner Filme gemacht habe". Damit spielt er auf seine komische Rolle als Immobilienmakler Santa Maria in Bully Herbigs Kinofilm "Der Schuh des Manitu" an und lächelt. "Da habe ich eine andere Seite von mir gezeigt und so gespielt, dass man über meine Figur gut lachen kann. Ich finde es persönlich ja auch sympathisch, wenn sich jemand nicht so ernst nimmt."
Relativ ernst nimmt allerdings das Publikum der "Rocky Horror Show" seine Aufgabe. Es klatscht, jubelt, wütet - und am Ende reißt es alle von den Sitzen. Alle haben ein Ziel: den Erzähler zu beschimpfen, auszupfeifen oder mit Konfetti zu bewerfen. "Auch das ist eben Kult", so Sky du Mont, "da muss ich durch. Und ich hoffe, dass mir dann immer ein flapsiger Spruch einfällt." Ansonsten sei er das verbindende Element zwischen der Handlung auf der Bühne mit Frank N. Furter, dem Ex-Lehrer Everett Scott und dem Pärchen Brad und Janet.
Der lauteste Fan steht wohl schon fest, Mirja du Mont, mit der er seit 2000 verheiratet ist. Sie wird mit zehn Freundinnen ins Schauspielhaus kommen - verkleidet, wie es sich als richtiger "Rocky Horror"-Zuschauer gehört. Doch was genau sie tragen wird, weiß ihr Ehemann nicht. "Vielleicht hat sie ja ein Hütchen auf", sagt er schulterzuckend und grinst. Grundsätzlich interessiere er sich so gar nicht für Mode. "Ich selbst trage immer das gleiche Outfit. Seit ich sieben Jahre alt bin, immer Bluejeans und Schuhe, die ich nicht schnüren muss." Er sei eben gar nicht so eitel wie oft angenommen. Du Mont blickt auf seine schwarzen Slipper, die zur dunklen Jacke passen. "Diese Lederjacke hat mir übrigens meine Frau mitgebracht, gut, dass sie gleich gepasst hat." Nur sehr selten begleitet er Mirja auf ihren modischen Beutezügen durch die Hamburger Innenstadt. "Interessanterweise weiß sie immer ganz genau, wo ein Parkhaus ist, das strategisch gut zum nächsten Schuh- oder Taschenladen gelegen ist." Sky du Monts Stimme wird etwas leiser, spricht er von seiner Frau und seinem Privatleben, das er weitgehend aus den Medien herauszuhalten versucht. Mit seiner Familie, den beiden Kindern, Tochter Tara und Sohn Fayn, lebt er in Rissen. Sein volljähriger Sohn aus seiner Ehe mit der französischen Schauspielerin Diana Stolojan kommt gern in den Ferien zu Besuch. "Ich habe mich für eine norddeutsche Frau entschieden, die wollte gern im Norden bleiben", so du Mont. "Und ich könnte mir heute nicht vorstellen, in einer anderen Stadt in Deutschland zu wohnen als in Hamburg."
Er genieße die Toleranz, die in der Hansestadt herrsche, "in Bayern beispielsweise muss einem jeder ständig seine Meinung sagen." Hier könne er entspannt Familienausflüge zu Hagenbecks Tierpark unternehmen oder mit seiner Mirja bei Henssler & Henssler an der Elbe Fisch essen. Dass er erkannt wird, gehöre zu seinem Leben. "Die Öffentlichkeit ist Teil meines Berufs, das hat manchmal Vorteile und manchmal Nachteile", sagt er und blickt in seinen Kaffeebecher. "Man gibt schon sehr viel von sich preis, da muss man irgendwann eine Grenze ziehen. Doch die Leute respektieren das." Bedeutet: Seine Kinder sind tabu, von ihnen gibt es keine Fotos. Zumindest keine, die in Magazinen gedruckt erscheinen. Als Vater greift er gern zum Fotoapparat, denn er bezeichnet sich als "absoluten Technikfreak". Einer seiner unerfüllten Wünsche: "Eine Nacht in einem Media-Kaufhaus eingesperrt zu sein und alle Elektrogeräte mal auszuprobieren."