Die Prominenz feierte auf der Hamburger Lieblingsinsel mit Krebsessen, Polo, klassischer Musik - und Regengüssen.
Sylt. Zu der Insel gehören stimmungsvolle Gerüchte ebenso wie Wind und Regengüsse. An diesem Wochenende war die Nordseeinsel in heller Aufregung, sollten doch die Rolling Stones "irgendwann irgendwo" auftreten. Angeblich hatte ein freundlicher Millionär Mick, Keith und die Jungs gebeten, in seiner Kampener Villa bei einem intimen Abendessen für die nötige Rockstimmung zu sorgen. Doch zur Enttäuschung der Autogrammjäger und Paparazzi waren es nur die Rolling the Stones, eine Coverband.
Originale gab es dennoch zur Genüge zu bewundern. Ob bei den German Polo Masters in Keitum, beim Stiftungskonzert in der Kirche zu St. Severin oder im Vorgarten der Familie Baumann in Morsum. Während Bundestrainer Jogi Löw und Günter Netzer weiterhin mit frischer Seeluft von der WM entspannten, tummelten sich andere große Namen bei Irene Schulte-Hillen. Die Vorstandsvorsitzende der Deutschen Stiftung Musikleben schafft es jedes Jahr wieder, neben hochkarätigen jungen Talenten der Klassik auf der Bühne ein feines Publikum in die historische Kirche St. Severin zu locken. Traditionell blieb selbst der letzte Klappstuhl nicht unbesetzt.
"Auch wenn es stürmisch ist, es sind so viele Gäste gekommen, eine Mischung aus Inselbewohnern, Freunden und Förderern, die musikbegeistert sind", so Schulte-Hillen. Ohne große Vorankündigung erschien auch Moderator Günther Jauch mit seiner Frau Dorothea Sihler-Jauch, sonst bekannt dafür, dass er weniger gern ausgeht und keinen Rummel um seine Person schätzt. "Er ist sehr ernsthaft, liebt das große Brimborium nicht", so Schulte-Hillen, die sich über sein Kommen freute. Gut gelaunt ließ er sich mit den jungen Musikern fotografieren, lachte und genoss die entspannte Stimmung nach dem Konzert mit Morsumer Schwarzbrot und Stiftungswein. Weiterhin kamen Berthold und Else Beitz (Krupp-Stiftung), Cashmere-Queen Iris von Arnim, Reeder Nikolaus W. Schües mit Frau Christa, Sohn Nikolaus H. Schües und Tochter Catharina Schuchmann.
Und auch auf dem Poloplatz war Familienstimmung angesagt, der heimliche Star in diesem Jahr: Naomi Schröder. Die 19 Jahre alte Tochter von Uwe Schröder (Tom Tailor) spielte erstmals als Amazone bei einem High-Goal-Turnier mit - und schlug sich gut. "Bei diesem Mal bin ich die einzige Frau, es macht mir unheimlich viel Spaß, und ich bin froh, dass ich von meinen Mitspielern genauso behandelt werde wie die männlichen Reiter", sagte Naomi Schröder. Auch wenn sie mit ihrem Team in diesem Jahr am Sonntag nur um Platz drei spielte, war sie ein Gewinn für das Turnier. Mutter Judith Schröder war stolz, und Vater Uwe sagte: "Zum Glück ist sie - im Gegensatz zu mir - heil geblieben, das ist auch wichtiger." Auch Polospieler Oliver Winter wollte seine Tochter Juliana schon mal mit den Gegebenheiten von Schläger, wendigen Pferden, VIP-Zelten und Toren vertraut machen, "Ja, sie ist mit ihren 16 Monaten schon voll im Polofieber", sagte er und lachte.
Das Gericht des Wochenendes gab es am Sonnabend bei Familie Baumann in ihrem Morsumer Reetdachhaus: Krebse. Rund 2500 Schalentiere bringen Katharina und Manfred Baumann mithilfe des Promiwirts Rolf Seiche alljährlich auf den Tisch. Seit 35 Jahren laden sie dazu ihre engen Freunde ein, mittlerweile sind es 180. "Zu jedem haben wir eine sehr persönliche Beziehung, das hat nichts mit deren Rolle oder Status zu tun", sagte Manfred Baumann, der - ebenfalls traditionell - in roter Hose und blauem Sakko mit Goldknöpfen die Tür öffnete. Entgegen dem sonstigen Ablauf des Abends gab es diesmal keinen Champagner-Empfang im Vorgarten. Es regnete stark, gespickt mit stürmischen Böen. Deshalb nur ein hastiges Lächeln für die Fotografen, dann stürmten Gäste wie Kurt Biedenkopf (Ministerpräsident von Sachsen a. D.) und Frau Ingrid den schmalen Steinpfad zur Haustür. TV-Ärztin Antje-Katrin Kühnemann (kämpft gerade gegen ihren Brustkrebs) konnte dafür dem rauen Wetter etwas Gutes abgewinnen: "Die Luft schmeckt doch wie Champagner, nicht?"
Diesen allerdings genossen Gäste wie Sabine Christiansen und Norbert Medus, Johannes B. Kerner und Frau Britta, Florian Langenscheidt (feierte am Vorabend noch in Kampen mit Jogi Löw, Katrin Aust und "Bild"-Chef Kai Diekmann komplett verkleidet auf einer privaten Hippie-Party), Michael und Alexandra Stich, die Begum Aga Khan mit Freundin Luce Churchill und Susanne Juhnke lieber drinnen. Schnell im Haus war übrigens auch NDR-Talkshow-Gastgeber Hubertus Meyer-Burckhardt, er kam erstmalig in Begleitung von Barbara Herles, hüllte sich lächelnd in Schweigen.
Um 21 Uhr schloss sich die Haustür endgültig, denn Tradition ist es auch, dass die Presse das Fest nicht weiter begleitet. Nur so viel: Es wurde bis 3 Uhr nachts gefeiert. Stürmisch, mit ausreichend Champagner.