Die Hamburger Schauspielerin verlässt die erfolgreiche ARD-Telenovela mit dem Titel “Rote Rosen“. Die Gründe sind vielfältig.
Hamburg. Rote Rosen, die mag Sarah Maria Besgen sich nicht mehr zwischen die Zähne klemmen, nicht mehr im Arm halten, nicht mehr lächelnd für ein Foto anschauen. Muss sie auch nicht. Die Hamburger Schauspielerin verlässt die erfolgreiche ARD-Telenovela mit dem Titel "Rote Rosen" (letzter Sendetermin mit Besgen ist voraussichtlich Freitag, 23. April, um 14.10 Uhr).
Mit einer achtmonatigen Unterbrechung spielte sie seit der ersten Folge die intrigante Miriam Brehm. Sie gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge, sagte Besgen beim Interview im Café Flamant in den Hohen Bleichen. "Gründe dafür sind eine Kombination von mehreren Dingen: Einmal ist die Figur vorerst nach dreieinhalb Jahren zu Ende erzählt und ich möchte mich als Schauspielerin weiterentwickeln." Dann fügt sie lächelnd hinzu: "Aber ich werde das Team so sehr vermissen, es war ein tolle Zusammenarbeit und ich habe mich in Lüneburg unendlich wohl gefühlt."
Für die anstrengenden Dreharbeiten - jeden Tag wurden 50 Sendeminuten gedreht (im Gegensatz dazu werden für eine "Tatort"-Folge nur zweieinhalb Minuten täglich produziert) - zog die 30-Jährige mit den tiefblauen Augen von der Elbe an den Produktionsort der Telenovela, nach Lüneburg. "Es war unglaublich anstrengend, jeden Tag habe ich zwölf Stunden gearbeitet. Weil ich sehr lange Haare habe, fing mein Tag immer um 7 Uhr morgens in der Maske an, dann Studio- und Außendrehs und danach Textlernen am späten Abend", sagt Besgen. "Man lernt, sich perfekt zu organisieren, und braucht ein akkurates Zeit-Management - Telefonieren beim Schminken, Frühstücken beim Haaremachen, Textlesen, während ich auf dem Stepper stehe. Ich kann stolz auf mich sein, dass ich das durchgehalten habe."
Das negative Image der täglich laufenden Episoden kennt sie nur zu gut, kann diese Einstellung aber nicht nachvollziehen. "Natürlich haben Telenovelas eine einfache Grundstruktur, sie sind ja quasi Verfilmungen von Groschenromanen. Doch die Leute bewerten einen ständig und haben keinen blassen Schimmer, wie schwierig die Situation als Schauspieler tatsächlich ist."
Engagiert berichtet sie den Alltag in ihrem Beruf, von der ständig drohenden Arbeitslosigkeit, den bürokratischen Hürden, da man nicht als "angestellt" behandelt wird. "Es sind existenzielle Nöte, mit denen man sich jeden Tag auseinandersetzt." Nie zu wissen, welche Rollenangebote sie in den nächsten Tagen, Wochen oder Monaten erreichen, bedeutet logischerweise keine finanzielle Sicherheit. "Da muss man die Balance zwischen Idealismus und Realismus finden", so Besgen und fügt augenzwinkernd hinzu: "Es ist ein schöner Beruf - solange man arbeitet."
In zwei Wochen ist Besgen nun wieder fest in Hamburg, freut sich auf ihre Wohnung auf St. Pauli, "Rote Rosen"-Gucken um 9 Uhr morgens und mehr Zeit mit ihrem Freund Philipp. Neue Rollenangebote nimmt sie auch gern entgegen, am liebsten eine Episoden-Hauptrolle im Fernsehen. "Eine Kommissarin würde ich gern spielen, aber mich reizen viele unterschiedliche Figurentypen. Oft übernehme ich böse Rollen und das finde ich auch gut", sagt sie, "denn diese haben ein viel höheres Konfliktpotenzial und damit mehr Spielpotenzial." Doch jetzt frönt die abenteuerlustige Hamburgerin erst einmal ihrem größten Hobby: dem Reisen. Dieses Mal geht es mit Philipp zuerst nach Texas. Und dann quer durch die USA.