Die Direktoren zahlreicher Hotels sind in einem Alter, in dem andere noch studieren oder gerade angefangen haben zu arbeiten.
Hamburg. In der Hamburger Hotellerie weht frischer Wind. Das hat einen Grund: Die Direktoren zahlreicher Hotels sind in einem Alter, in dem andere noch studieren oder gerade angefangen haben zu arbeiten. Das Abendblatt hat fünf der jungen Hotelchefs getroffen. Einer davon ist Tim Henrik Göhring. Der 28-Jährige ist Direktor des Empire-Riverside-Hotels oberhalb des Hafens. Er ist Herr über 327 Zimmer.
Vor acht Jahren hat der gebürtige Itzehoer seine Ausbildung zum Hotelfachmann in einem kleinen Hotel am Plöner See beendet. Seit Mai ist er Chef von 110 Mitarbeitern. "Natürlich war ich immer sehr zielstrebig und habe viel Einsatz gezeigt", sagt Göhring.
Nach seiner Zeit am Plöner See folgte ein nur vierwöchiges Intermezzo in Zürich, und dann ging es der Liebe wegen zurück nach Hamburg. "Als ich wieder da war, stand ich ohne Job da", sagt Göhring. Aber nicht lange: Er wurde Verkaufsleiter im Hotel Crowne Plaza am Graumannsweg, arbeitete später im Interconti. Doch er wollte mehr und wechselte im April 2006 ins Hotel Hafen Hamburg. Von dort aus bereitete er als Verkaufs- und Marketingleiter die Eröffnung des "Schwesterhauses" Empire Riverside im November 2007 vor. Seit Mai ist er nun dort Direktor und hat viele bekannte Persönlichkeiten kennengelernt.
Darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), mit der sich Göhring entspannt in der 20-up-Bar des Hauses unterhalten hat. Die Kanzlerin konnte Lisa Calligaro im Strandhotel Blankenese noch nicht begrüßen. Aber das kann sich ja noch ändern, denn die 26-Jährige ist erst seit Kurzem Direktorin in dem Jugendstilhaus am Strandweg. Gemeinsam mit ihrer Mutter Petra Peters leitet Lisa Calligaro, die Betriebswirtschaftslehre studiert hat, das Haus: "Ich kümmere mich vor allem um die Finanzen, aber natürlich auch um die Gäste." Seit 18 Jahren gehört ihrer Familie das Strandhotel, das von verschiedenen Pächtern betrieben wurde: "Irgendwann wollten meine Eltern das Haus verkaufen." Da kam Lisa Calligaro die Idee, sich selber um das Hotel zu kümmern. Es gab noch einige Diskussionen. Aber nachdem sie ein schlüssiges Konzept vorgelegt hatte, stimmten ihre Eltern zu. Bislang war das Strandhotel besonders beliebt bei einem gesetzteren Publikum. Die junge Direktorin will das Haus nun zu einem Treffpunkt von "allen Generationen" machen.
Das ist das Meininger Hotel Hamburg City Centre an der Goetheallee in Altona schon: "Unsere Gäste reichen von der Schülergruppe bis hin zu Rentnern", sagt Julia Böhm. Die 26-Jährige ist seit der Eröffnung im April für das 116- Zimmer-Hotel verantwortlich. Begonnen hat Böhm ihre Karriere im Berliner Estrel-Hotel mit gleich zwei Ausbildungen: eine zur Hotel- und eine zur Restaurantfachfrau. Nach der Ausbildung wechselte Böhm in ein Designhotel in der Bundeshauptstadt. Wenig später folgte schon die Beförderung zur Schichtleiterin. Auf einer Messe kam der Kontakt zu den Meininger Hotels zustande: "Es wurde mir angeboten, das neue Haus in Hamburg zu leiten. Da habe ich gleich zugesagt."
Bislang hat sie den Wechsel in die Hansestadt nicht bereut: "Wir haben ein junges Team und arbeiten gut zusammen. Von meinen Mitarbeitern werde ich trotz meiner 26 Jahre voll und ganz akzeptiert." Und was ist der Grund für ihren Erfolg? "Den habe ich mir hart erarbeitet, aber irgendwie hatte ich auch das Glück, dass ich immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort war."
Das gilt wohl auch ein bisschen für Fabian Engels. Der gebürtige Bonner leitet das im Mai 2009 eröffnete Lindner-Park-Hotel Hagenbeck unweit des berühmten Tierparks. Seine Karriere hat der 36-Jährige in Bonn im damaligen Hotel Scandic Crown (heute Hilton) mit einem Praktikum begonnen. Er blieb dem Haus am Rhein treu und brachte es hier bereits mit 25 Jahren zum stellvertretenden Direktor.
Es folgten Stationen als Hotelmanager in Hilton-Hotels in Köln und Düsseldorf. In Düsseldorf stellte er seine Kreativität unter Beweis. Als das Hotel umgebaut wurde, wandelte er kurzerhand das Hallenbad in ein Restaurant um: "Das Dinieren im Pool entwickelte sich zum Hit", sagt Engels. Heute leitet er das erste Tierpark-Themen-Hotel der Welt mit 316 Betten: "Ein einzigartiges Haus und ein tolles Team. Da macht die Arbeit Freude."
Die ist auch Frank Pentzin (32) anzumerken, der seit November 2008 das Alsterkrug-Hotel unweit des Flughafens und des Alsterlaufs führt. Als das Hotel vor rund 25 Jahren von Familie Pentzin eröffnet wurde, da war Enkel Frank gerade mal sieben Jahre alt: "Mir war schon früh klar, dass ich dieses Haus einmal übernehmen möchte", sagt Pentzin.
Doch zunächst lernte er das Hotelfach "von der Pike auf" kennen. Die Ausbildung zum Hotelfachmann machte er im damaligen Marriott-Hotel Treudelberg. Es folgten "Gastspiele" in der Nähe von London und in München. Schließlich kehrte Pentzin, nachdem er noch erfolgreich seinen Hotelbetriebswirt gemacht hatte, in die Hansestadt zurück. Dort sammelte er weitere Erfahrung im Hotel Grand Elysée und war dort bis Dezember 2007, zuletzt als Direktionsassistent tätig.
Danach übernahm er das Alsterkrug-Hotel (105 Zimmer) und ist heute Chef von 70 Mitarbeitern: "Besonders wichtig ist mir die persönliche Betreuung meiner Gäste. Das ist das Credo unseres Familienbetriebes."