Mithilfe von Freunden schaffte es Schauspielerin Jasmin Wagner (29), die Angst zu überwinden. Bis zum vergangenen Wochenende.
Sie ist wieder da. Die Angst. Dabei hatte Jasmin Wagner (29) gehofft, sich nie wieder vor hartnäckigen Fans fürchten zu müssen. So wie vor einigen Jahren, als ein Stalker die Sängerin bis nach Hause verfolgte, ungewollte Geschenke schickte, ihr Haus besprühte, ihr Auto demolierte. "Ich wünsche mir, einfach normal und frei zu leben", sagte Wagner damals.
Mithilfe von Freunden schaffte es Jasmin Wagner, die Angst zu überwinden. Bis zum vergangenen Wochenende. Bei den Kreuzgangfestspielen in Feuchtwangen, wo die Popsängerin (Blümchen), Moderatorin und Schauspielerin seit Juni die Rolle der Esmeralda in "Der Glöckner von Notre-Dame" spielt, sitzt ein etwa 30-jähriger Mann mit dunklen Haaren in der ersten Reihe. Jasmin Wagner erkennt ihn. Es ist ein sogenannter Fan, dem in den Hamburger Kammerspielen - Jasmin Wagner spielte hier im vergangenen Jahr die Laura im Liederabend "Männerbeschaffungsmaßnahmen" - breites Hausverbot erteilt wurde.
"Immer wieder rief er mir von unten Liebesschwüre auf die Bühne. Manchmal wartete er sogar abends am Bühneneingang auf mich", erinnert sich Jasmin Wagner. In Feuchtwangen geht er sogar einen Schritt weiter. Nach dem Schlussapplaus kommt er an die Bühne, überreicht Jasmin einen Blumenstrauß. "Der hat so komisch geguckt, anzügliche Bemerkungen gemacht, ich sei der Traum seines Lebens", so die Schauspielerin.
Dann plötzlich springt der Mann auf die Bühne, will Jasmin anfassen. "Ich bin total geschockt hinten in die Kulissen gelaufen, hatte echt Panik", sagt sie. Auch Tage danach hat sie an dem Erlebten noch zu knabbern.
Wie Jasmin Wagner geht es vielen Prominenten. So klagte die frühere "Tagesschau"-Sprecherin Eva Herman gegen einen zu aufdringlichen Fan, der sich Uwe Le Grand nannte. Einen Schock erlitt Popsängerin Jeanette Biedermann, als sie einen männlichen Fan im Bett ihrer Wohnung fand. Aber auch Männer sind Opfer von Stalkern. Erst vor Kurzem kam es zu einer tätlichen Auseinandersetzung zwischen den Band-Mitgliedern von Tokio Hotel und französischen Fans. "Diese vermummten Mädchen sind keine Fans, sondern militante Stalker. Das hat mit Fantum nichts zu tun", sagte Manager David Jost.
So offensiv gehen längst nicht alle Prominente mit dem Thema Stalking um. "Wir vermuten ein hohes Dunkelfeld", so Polizeisprecher Ralf Meyer. Aus Angst vor Nachahmern verzichteten viele auf eine Anzeige und damit verbundenes Medieninteresse. Dabei ist "Stalking" - der Begriff kommt aus dem Englischen und bedeutet "sich anpirschen, anschleichen" - eine Straftat. "Stalker sind wie im Wahn. Sie haben ein übersteigertes Fanverhalten. Sie wollen ihrem Idol so nah wie möglich sein."
Was dem Idol bleibt, ist Angst. Ein Gefühl, das Jasmin Wagner ständig begleitet.