Panikrocker Udo Lindenberg feierte seinen 65. Geburtstag auf der “J.R. Tolkien“ im Hamburger Hafen. Sehen Sie hier die ersten Bilder.

Hamburg. Die Party sollte ohne großen Rummel gefeiert werden - doch das ist unmöglich, wenn Panikrocker Udo Lindenberg zum 65. Geburtstag in Hamburg einlädt. Zahlreiche Hamburger standen abends am Kai in der HafenCity und guckten, was die bunte Truppe um Rock-Dino Lindenberg da so macht. Rund 100 Geschäftspartner und Freunde enterten die "J.R. Tolkien", die Lindenberg eigens gechartert hatte. Dann schipperte die Geburtstagscrew durch den Hamburger Hafen nach Blankenese - kann man hanseatischer feiern?

Unter Seglen ging es von Blankenese wieder zurück in die Hamburger HafenCity. Rund fünf Stunden dauerte die Lindenberg-Party am Kai. Dann entschwanden die Gäste in die Hamburger Nacht. Es soll ein rauschendes Fest gewesen sein.

Dass es um Udo - auch wenn er jetzt das Rentenalter erreicht hat - keineswegs ruhiger wird, zeigt die brodelnde Gerüchteküche in Hamburg: Angeblich will er aus seiner "Panik-Zentrale", dem Grand Hotel Atlantic, endgültig ausziehen. Bereits seit Monaten logiert Lindenberg - wegen der Renovierungsarbeiten im Atlantic - 200 Meter weiter im Fünf-Sterne-Haus Royal Meridien. Ein folgenreicher Seitensprung? Angeblich hat das modernere Meridien einen günstigeren Preis geboten. Eine Stellungnahme Lindenbergs zu dem Thema gibt es bisher noch nicht.

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"Eine Zahl von der Firma Scheißegal"

Für ihn hat der Tag keine Bedeutung. "65", nuschelt Udo Lindenberg, "nur eine Zahl von der Firma Scheißegal." Der Panikrocker will nicht feiern, es soll weder Gala noch Fernsehshow zu seinem Geburtstag geben. Ein sentimentaler Rückblick auf sein Lebenswerk wäre auch unangemessen. Schließlich befindet sich Lindenberg zwar im besten Rentenalter, aber auch in einer kreativen Schaffensphase wie andere in ihren 20ern.

Ein Kreuzfahrtschiff als Rockliner, Udo-Musical, MTV-Livekonzert - Hamburgs Rocklegende startet richtig durch. Zurücklehnen, abwarten, wie sich die Dinge entwickeln, das ist nichts für ihn. "Das Leben soll sich nach meinen Träumen richten und nicht umgekehrt", dies ist schon immer sein Motto gewesen. Reich und berühmt wollte er werden. Und das hat er geschafft, der Junge aus dem westfälischen Gronau mit seinem "Masterplan".

+++ Zitate von Udo Lindenberg +++

Viel harte Arbeit steckt hinter dieser 40-jährigen Karriere. Die Höhen kennt, mit Tourneen wie "Dröhnland" unter der Regie von Peter Zadek, mit Alben wie "Ball Pompös", mit Zitaten wie "Keine Panik auf der Titanic", die zum Sprachschatz einer Generation gehörten. Doch auch Tiefen blieben dem Mann mit Sonnenbrille und Schlapphut nicht erspart. Alkoholexzesse, ausufernde Partys, das gehört wohl dazu, zum Rockerleben. Nur in einem Punkt ist er beständig gewesen - in einer perfekten Inszenierung seiner Person. Er spricht häufig, ohne etwas zu sagen. Das macht ihn zum Kult. Seit 1995 lebt er in der Suite 212 im Hotel Atlantic. Seiner Panikzentrale. Hier ist er Privatmann - zumindest versucht er es. Nur Auserwählte lädt er in sein Wohnzimmer, wo ein Teil seiner Likörelle - seiner Gemälde - entsteht, ebenso wie Songtexte und Zukunftspläne. Zuverlässig an seiner Seite: Eddy Kante, Bodyguard und, nach eigener Aussage, sein "Schattenmann". Er bringt Zigarren, mischt die Farben, reicht Eierlikör und Wintermantel.

Frauen hatte Udo Lindenberg viele. Darunter in den 80ern Nena, die "Zärtlichkeitsweltmeisterbraut" und "Pop-Praline" (Udo über Nena) für ein knappes Jahr. Heute begleitet ihn die "Komplizin". Fotografin Tine Acke - halb so alt wieder der Meister - setzt ihn auf unzähligen Fotos in Szene. Manche davon sind der Öffentlichkeit zugänglich, im Bildband "Udo Lindenberg. Stark wie Zwei 2007-2010". Darin dokumentiert sie die unerwartete Renaissance eines deutschen Ausnahmekünstlers. Gemeinsam mit Jan Delay, Helge Schneider und Jazz-Trompeter Till Brönner entwickelt er sich weiter: Lässt den "Sonderzug nach Pankow", den historischen Auftritt im Palast der Republik 1983, hinter sich. Sein Blick ist nach vorne gerichtet.

+++ Anekdoten über den Panik-Rocker +++

Er, der "Alterspräsident aller ewig Jugendlichen, der Freakvater" - so beschrieben ihn die Autoren Benjamin von Stuckrad-Barre und Moritz von Uslar 2008 in ihrem Buch "Am Trallafitti-Tresen" - macht seinem Ruf alle Ehre. Anfang des Jahres lief in Berlin "Hinterm Horizont" an, das Udo-Musical. Es ist ein Erfolg. Morgen wird am Potsdamer Platz der 200 000. Besucher erwartet. Sie sehen den jungen "Lindi", in enger Lederhose, mit vollerem Haar. Einer, der eigentlich gelernter Schlagzeuger ist und kaum singen kann.

Und doch hören die Leute ihm zu. Weil es anders klingt, wenn er auf der Bühne steht. Weil man ihn häufig kaum versteht, wenn er mit hängender Unterlippe über seine beständige Beziehung zu Hamburg und seinen kurzen Flirt mit Berlin spricht. Es mag manchmal unüberlegt klingen, aber die Worte sind bestens gewählt. Udo Lindenberg ist Vollprofi. Wer allerdings einmal in den Genuss eines gemeinsamen Likörchens gekommen ist, nachts an der Bar im Atlantic, seinen Zigarrenatem im Gesicht spürte, fühlt die Authentizität des Künstlers. Udo Lindenberg spielt Udo Lindenberg nicht. Er ist er selbst.