Der Regen macht den Bädern zu schaffen: Die Verantwortlichen im Kaifu-Freibad zählen derzeit kaum mehr als 15 Besucher pro Tag.

Hamburg. Zwölf Besucher haben sich auf der großen Grünfläche an diesem tristen August-Tag im Kaifu-Freibad in Eimsbüttel versammelt. Merkwürdig, denn Matthias Schumann hat in seinem Kassenhäuschen erst zwei Tickets verkauft. Zwei Schwimmer haben trotz Nieselregen den Weg an die Bundesstraße gefunden und ziehen im 50-Meter-Becken ihre Bahnen. Bei den restlichen Besuchern, die auf der Grünfläche toben, handelt es sich um zehn Kaninchen. Zahlende Gäste sucht man vergeblich. Dort, wo sich an sonnigen Tagen bis zu 5000 Freibadfans vergnügen, herrscht Leere.

Auf den Flächen rund um die beiden Schwimmbecken sitzt niemand: Einzig Bademeister Mathias Pegel hat seinen Platz eingenommen. Von seiner Aussichtsplattform aus beobachtet er die beiden Schwimmer, die sich von 18 Gad Wassertemperatur nicht abschrecken lassen. „Arbeit ist Arbeit“, sagt der Mann, der an warmen Tagen tausende Badegäste unter seiner Aufsicht hat. Langweilig ist ihm trotzdem nicht. „Wir haben unsere Stammgäste, mit denen kann ich kleine Pläuschchen halten“, sagt er.

Sein Kollege Matthias Pegel an der Kasse wirkt nicht ganz so gut gelaunt. Denn während Schumann mit seinen Gästen plauschen kann, hat Pegel nichts zu tun. Zum Glück hat er sich ein Buch mitgenommen, das er schon zur Hälfte durchgelesen hat. Schumann seufzt. An einen derart schlechten Freibadsommer kann er sich nicht erinnern. „So schlimm war es noch nie“, sagt er.

Kirsten Morisse, Sprecherin von „Bäderland Hamburg“, bestätigt den Eindruck des Kaifu-Mitarbeiters. „Wir haben in diesem Sommer 70 Prozent weniger Freibadgäste in Hamburg“, berichtet sie: „Und der letzte Sommer war nicht viel besser“. Der finanzielle Schaden hält sich jedoch in Grenzen. „Das reißt uns nicht in ein finanzielles Desaster. In Hamburg muss man darauf vorbereitet sein“, sagt Morisse. Es gäbe einige Alternativen. Viele Gäste würden zum Beispiel auf den 25 Meter langen Außenpool des Wellnessbereichs ausweichen.

Während das Kaifubad aufgrund des Betriebes im Indoorbereich noch geöffnet hat, sind die fünf reinen Freibäder in Hamburg derzeit geschlossen. Der Stadtparksee in Winterhude, das Freibad am Osdorfer Born, Marienhöhe in Sülldorf, das Aschberg in Hamm und das Freibad Rahlstedt werden vor Ende der Sommersaison nur noch vereinzelt die Türen öffnen. Dagegen könnte das Kaifubad auch noch im September genutzt werden – wenn das Wetter mitspielt. "Sollte sich die Sonne blicken lassen, werden wir die Öffnungszeiten verlängern", sagt Morisse.

Matthias Schumann hat die Hoffnung bereits aufgegeben. „Für mich ist die Saison gelaufen“, sagt er und nimmt sich sein Buch. Eigentlich wollte er es vor Ende der Freibadsaison nicht durchgelesen haben. Doch die Wetterprognosen klingen nicht gut. Es wird wohl nicht sein letztes Buch gewesen sein.