Hamburg. Sie schrieben Geschichte in Kultur und Politik – als Pianistin, Starkomponist, Bürgermeister und im Widerstand gegen Hitler.
Die Familie von Dohnanyi hat über Generationen zahlreiche berühmte Musiker und Politiker hervorgebracht: Der Großvater des Hamburger Altbürgermeisters Klaus von Dohnanyi (91) und des Dirigenten Christoph von Dohnányi (90), Ernst von Dohnányi (1877–1960), war ungarischer Komponist, die Großmutter eine damals bekannte Pianistin.
Vater Hans von Dohnanyi: Widerstand gegen Hitler
Der Vater Hans von Dohnanyi (1902–1945; er verdeutschte die Aussprache und Schreibweise des Namens) arbeitete als Jurist unter mehreren Justizministern in der Weimarer Republik und dann im sogenannten Dritten Reich. Früh suchte er aber Kontakt zu Kreisen des Widerstands, arbeitete von 1939 an für das von Wilhelm Canaris geleitete Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht. Das Amt wurde zu einem Zentrum des Widerstands.
Im März 1943 beteiligte sich Hans von Dohnanyi am Attentat des Wehrmacht-Generalmajors Henning von Tresckow gegen Hitler, das aber fehlschlug. Im April 1943 wurde Dohnanyi festgenommen, 1944 ins KZ Sachsenhaus gebracht. Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 fand die SS geheime Aufzeichnungen, die Dohnanyi schwer belasteten.
Ein SS-Sondergericht verurteilte den an Diphtherie erkrankten Häftling am 6. April 1945 zum Tode, am 9. April wurde er gehängt. Am selben Tag wurden unter anderen auch sein Schwager, der bekannte Theologe Dietrich Bonhoeffer, sowie Wilhelm Canaris und andere Widerständler ermordet.
Gebrüder Dohnanyi: Karriere in Politik und Musik
Klaus von Dohnanyi, ebenfalls Jurist, arbeitete zunächst für Kanzleien und in der Wirtschaft. 1957 trat er in die SPD ein, war von 1972 bis 1974 Bundesminister für Bildung und Wissenschaft, von 1976 bis 1981 Staatsminister im Auswärtigen Amt und von 1969 bis 1981 Mitglied des Bundestages. 1981 wurde er für sieben Jahre Erster Bürgermeister von Hamburg.
Auch Christoph von Dohnányi (er verwendet die ungarische Version seines Nachnamens) studierte zunächst Jura, wechselt dann aber zu Komposition, Klavier und Dirigieren. Nach dem Studium setzte er seine Ausbildung bei seinem Großvater Ernst von Dohnányi in Florida fort, wo dieser ab 1949 lehrte.
Nach Stationen als Generalmusikdirektor in Lübeck, Kassel und Frankfurt war Christoph von Dohnányi von 1977 bis 1984 Intendant und Chefdirigent der Hamburgischen Staatsoper. Ab 1984 leitete er das Cleveland Orchestra, von 2004 bis 2010 das NDR-Sinfonieorchester (jetzt NDR-Elbphilharmonie Orchester). Sein Sohn aus erster Ehe, Justus von Dohnányi, ist ein bekannter Film- und Fernsehschauspieler.