Am Küchentisch zu sitzen, zu speisen und dem Meister bei der Arbeit zuzuschauen ist der Traum vieler Gourmets. Alexandra Maschewski weiß, wo man ihn sich in Hamburg erfüllen kann.
Es ist nicht ganz einfach, einen der begehrten Plätze zu bekommen. Ganz spontan ist es sogar eher unmöglich. Doch wer an einem dieser Tische Platz nimmt, hat zumindest eine reelle Chance, im Laufe eines Abends ein Topfgeheimnis zu lüften, das sonst hinter der Küchentür verborgen geblieben wäre. Namhafte Restaurants der Stadt bieten die Möglichkeit, in oder direkt an der Küche zu speisen. Der Austausch mit den Profis am Herd ist hier nicht Nebensache, sondern gehört zum Programm. Und so sind Hobbyköche und Gourmets gern bereit, einen höheren Betrag zu investieren, um nicht nur exzellent, sondern in einer ganz besonderen Atmosphäre zu speisen.
„Küchentisch“ im Louis C. Jacob
Den „Küchentisch“ im Traditionshotel Louis C. Jacob an der Elbe gibt es bereits seit 1999. Trotzdem ist das Angebot immer noch so etwas wie ein Geheimtipp: Jeden Sonntagabend lassen sich im Fünf-Sterne-Hotel der Zwei-Sterne-Koch Thomas Martin und sein Team über die Schulter schauen, lassen probieren und beantworten Fragen zum exklusiven Menü, das direkt in der Küche eingenommen wird. Dieser besondere Service ist so beliebt, dass die Küchentische lange im Voraus gebucht werden. „Die Idee hatte unser Direktor Jost Deitmar nach einer Singapur-Reise“, erzählt Hotelsprecherin Claudia Harms. In einem kleinen Restaurant habe er damals einen Tisch entdeckt, der wie selbstverständlich am Eingang zur Küche stand. „Offensichtlich war dieser sehr beliebt bei den Gästen. Sie schauten hoch konzentriert durch die pendelnde Küchentür, um einen Blick in Küche und Töpfe zu erhaschen.“
Was für ein Glück für die Jacobs-Gäste, dass die dortige Küche groß genug ist, um sogar direkt darin einen erhöhten Tisch zu platzieren. So können Feinschmecker nicht bloß ein Sechs-Gänge-Menü genießen, sondern erfahren gleichzeitig auch, was es bedeutet, alles frisch und selbst zuzubereiten. Ganz ungezwungen werden die Küchengäste in die Abläufe integriert.
Anfänglich sollen die Köche tatsächlich etwas skeptisch gewesen sein. Einen ganzen Abend lang Gäste in der Küche? Doch die Zweifel hätten sich bald gelegt: „Sehr schnell haben die Köche Gefallen daran gefunden, dass die Gäste sich für ihre Arbeit interessieren“, sagt Claudia Harms. Die unmittelbare Rückmeldung sei sogar ein Ansporn. „Die besondere Spannung, die sich an einem Abend in der Küche entwickelt, gleicht ein wenig einem Theaterstück.“ Wann genau der Vorhang fällt, bleibt hier allerdings offen: Ein Sechs-Gänge-Menü mit Aperitif braucht nun einmal seine Zeit. Und es soll tatsächlich schon Teilnehmer gegeben haben, die von den Hauptdarstellern – in diesem Fall sind die vielen verschiedenen Gerichte gemeint – mehr Fotos gemacht haben als im vergangenen Urlaub.
„Chef‘s Table“ im Haerlin
Seit Renovierung und Neueröffnung des Restaurants Haerlin im August 2013 existiert auch „Rüffers Chef's Table“ – eine Idee von Ingo C. Peters, Geschäftsführender Direktor des Fairmont Hotels Vier Jahreszeiten. Vom luxuriösen Restaurant führen einige Stufen hinab in den ebenfalls ganz neu und sehr wohnlich gestalteten Küchen- und Eventbereich. Der Blick streift kurz sehnsüchtig die hauseigene Patisserie, die mit ihren Kronleuchtern fast ein wenig an Versailles erinnert, und nach ein paar Schritten durch die eigentliche Küche ist man auch schon da. Abgetrennt von den Kochstellen, aber ausgestattet mit Fastrundumblick, steht der „Chef’s Table“ für sechs Personen.
Wirklich getrennt sind die Topfgucker nicht von Sternekoch Christoph Rüffer und seinem Team – ein gläsernes Schiebefenster soll den direkten Austausch ermöglichen (und möglicherweise störende Gerüche können schnell wieder ausgesperrt werden).
„Eine frühzeitige Reservierung empfiehlt sich. Die nächste Möglichkeit, den Chef’s Table zu buchen, ist im März“, sagt Marketingassistentin Sophie Ernst. Nicht nur bei internationalen Hotelgästen sei das Angebot beliebt, sondern auch bei Hamburgern, denen der mit zwei Michelin-Sternen dekorierte Chefkoch dann auch schon einmal persönlich den nächsten Gang serviert – und gern für ein bisschen Entertainment sorgt. Natürlich gibt es auch eine eigene Servicekraft, die für die kleine, exklusive Runde abgestellt ist. Gourmettreffpunkt ist der „Chef’s Table“ auch bei den hauseigenen Kochkursen mit Christoph Rüffer, der erst im Oktober im Rahmen des Großen Gourmet Preises auch als bester Koch der Stadt ausgezeichnet wurde.
„Küchen-Séparée“ im Le Canard
Das ganz große Elbpanorama lässt sich im Restaurant Le Canard an der Elbchaussee bestens bewundern. Wer jedoch lieber durch ein Fenster einen Insiderblick in die Küche hat, bucht das abgetrennte „Küchen-Séparée“ des Feinschmeckertreffpunkts. Im japanisch anmutenden Ambiente können bis zu zehn Gäste einen Aperitif oder die Spezialitäten von Sternekoch Ali Güngörmüs genießen. Das „Küchen-Séparée“ gilt auch als Tipp bei Businessleuten, die besonders ruhige Geschäftsessen bevorzugen.