Bereits mit „Wer das Schweigen bricht“ (Deutscher Krimipreis 2012) und „Der Geiger“ hat sich Mechtild Borrmann in die Spitzengruppe deutschsprachiger Kriminalautoren geschrieben. „Die andere Hälfte der Hoffnung“ ist ihr aktuelles Werk – und es steht seinen Vorgängern in nichts nach. Alles beginnt auf einem Bauernhof im Niemandsland. Der Besitzer rettet ein Menschenleben und opfert ein anderes dafür. Es ist die verbotene Zone von Tschernobyl. Eine Frau berichtet ihrer verschwundenen Tochter in einem Brief von dem ganzen Ausmaß der Katastrophe. In Düsseldorf heftet sich derweil ein Kommissar auf die Spur einer auf junge Mädchen spezialisierten Schlepperbande. Mechtild Borrmann, 2012 mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet, entwirft ein Tableau faszinierender Figuren und ungewöhnlicher Orte. Es sind menschliche Tragödien, verhängnisvolle Verfehlungen und enttäuschte Hoffnungen, die im Zentrum dieses Romans stehen, erzählt in klaren, einfachen Sätzen, die eine nahezu hypnotische Kraft entwickeln. Es ist ein eindrucksvolles Stück Zeitgeschichte über ein dunkles Kapitel Europas, eine Handlung, die ohne blutige Affekte auskommt, dennoch von nervenaufreibender Spannung ist.

Mechtild Borrmann liest, Moderation: Harald Butz, 8.11., 17 Uhr, Eintritt 12 Euro