Kaum Blut fließt, auch David Hunter, der forensische Anthropologe und Serienheld, ist fern. Alles ist eigentlich anders in Simon Becketts „Spiegel“-Bestseller „Der Hof“. Und doch lässt sie einen nicht los, diese Geschichte, die Erfolgsautor Beckett im heißen Süden Frankreichs angesiedelt hat. Sein Protagonist ist Jean, ein junger Engländer, der, so scheint’s, auf der Flucht ist. Vor was, bleibt offen fast bis zum Ende. In einem einsamen Waldstück tritt Jean in eine rostige Eisenfalle, seinen Fuß kann er nicht daraus befreien, bald verliert er das Bewusstsein. Erwachen wird Jean auf dem Scheunenboden eines heruntergekommenen Hofes. Zwei junge Frauen, die Töchter des eigenbrötlerischen Hofbesitzers, pflegen ihn gesund. Doch Jean ist sich nicht sicher – geschieht das alles aus reiner Menschenfreundlichkeit? Oder ist er hier eigentlich der Gefangene? Ganz behutsam schürt Beckett die Spannung, arbeitet mit Rückblenden, die erzählen, wie es zu Jeans Flucht aus London gekommen ist. Hinter den maroden Mauern des Hofes jedenfalls ruht ein Geheimnis. Was am Ende bleibt, ist der Blick in Abgründe.
Simon Beckett liest, Di 4.11., 19.30 Uhr, deutsche Stimme: Stephan Benson, Moderation: Anouk Schollähn, Musik: Joja Wendt AUSVERKAUFT