Wie wird man vom “Bravo“-Starschnitt zum zeitlosen Rockchansonnier? Die Fragen wurden abwechselnd auf Blackberry und Computer verfasst.
24. Oktober, 15:40 Uhr
Lieber Udo, hast Du Lust auf ein E-Mail-Interview, das heute beginnt und Heiligabend endet? Keine Panik, ich schreibe Dir maximal eine E-Mail pro Tag ... Und hier schon mal die erste Frage: War 2012 das schönste Jahr Deines Lebens?
24. Oktober, 16:58 Uhr
Lieber lars, ja, witzige sache, kriegn wir hin glaub ich, bin aber vom 20.11. bis 6. dez in south-africa, ob das da auch immer easy geht? eines der schönsten jahre - yeah - und nextes jahr wird schon wieder geilomat ... ahoi - dein uddo
25. Oktober, 12:01 Uhr
Wenn ich Deine Karriere so sehe, muss ich manchmal an Elvis denken. Der hat ja im zweiten Teil seiner Laufbahn auch noch mal gigantischen Erfolg gehabt. Aber er war viel dicker als Du :-) Läufst Du jetzt, wo es früher dunkel wird, wieder abends um die Alster? Mit Hut oder ohne? Und: Wieso wird 2013 geilomat? Und was machst Du in Südafrika? So viele Fragen ...
26. Oktober, 2:59 Uhr
komme grad aus'm hansa-theater, geil gemacht, die saison-eroeffnungs-show mit meinen freunden uli waller, thomas collien, ulrich tukur - und und und, und die alte jazzernase paulchen kuhn, top-programm. Ach ja, und es sprach wilhelm wieben, er ist sich immer treu geblieben, ja, mach dein ding. ja, schon lange dabei und 2012 den zenit geküsst ... klar, bin messerscharf fit - muss auch sein bei so ner tour und medien-präsenz, locker-lecker, das auge hört mit. du fragst nach sport, ja, ich mach den weissen hai, teil 3, jede nacht, meistens, immer, wenn geht: 2 km schwimmen im hotel-pool. und joggen ab und zu, im schutz der nacht, um die alster rum, mit windschneidender tarn-muetze, nick knatterton-mässig. und - zisch - haste nich gesehn ... knallefit für bühne, muss schon sein. gut, könnte auch als rock-n-roll-mops, wie einst der ältere elvis in vegas, aber als schmal-flitzer, leicht wie feder, find ich besser. nie was essen vorm concert, musst schweben, leicht wie auf helium, zeppelinaut, udonaut, abheben. geile shows waren das im märz 2012, total flash, die größten dinger since ever, die arenen mehrfach knallevoll bis unters dach. und das publikum, die lindianer, panikologen, kleinkinder, heisse greise, alle, von 8 bis 80. alle gehn se ab wie die zäpfchen. /schon coolomatic: biste 40 jahre in dieser profi-musikalartistik-branche, dann kommt so' n giganten-erfolg angeflogen. nextes jahr? weiss noch nich genau, bin ja abenteurer, die sind da nicht so festgelegt ... tell ya next time. bin jetzt bisschen scholle (platt), paar takte matrazen-horch-dienst. nighdynight lars, udolius linde ... zzzzzzzzzt ...
27. Oktober, 13:42 Uhr
Sag mal, da bist Du ja mit beinahe 60 :-) fitter als viele 30-Jährige! Ist das der neue Rock 'n' Roll? Viel Sport, gesund ernähren, viel (und lang) schlafen? Um dann mit 100 noch mal mit Cluesos Sohn Cello zu singen, in der dann hoffentlich fertigen Elbphilharmonie? PS: Habe noch mal im Archiv gestöbert. Früher hast Du ja ganz anders gelebt. Was hat eigentlich das Umdenken ausgelöst?
28. Oktober, 2:57 Uhr
ich war vor'n paar jahren der arzt am schneide-weg. musste da mal n cut machen. entweder ersäufste im nassen Gold (trinken nach der mengenlehre: viel ist mehr! 1 1/2 buddels whiskey oder wodka oder rum, oder du setzt den klaren kristallkopf mal wieder auf und hebst wirklich das Gold der Lindischen Literatur und katapultierst dich wieder ganz nach oben in die charts und die live-concert-arenen. lieber wieder number one - und schluss mit den miesen fiesen krisen in meinen 50ern, wo ich ja auschecken musste: wie wirste vom bravo-starschnitt-star zum älteren, aber dennoch ,alterlosen' rock- chansonnier mit den obergeilen texten. es wurde mir immer klarer, das geht nur mit total klarer birne - und bodymässigem höhenritt, denn das auge hört ja mit. musst schon lecker um die ecke kommen und nicht als aufgeblasenes michelin-männchen mit plautze und doppelkinn. sondern als markanter leichtfuß-lindianer. also die richtigen texte - das ist manchmal ne schwere geburt und kann dauern, und dich manchmal leicht verzweifeln lassen, aber du spürst in dir: der text ist gut, aber er geht noch besser - und der sound ist hammer, aber es geht noch schärfer. also demo-keller-assel, demo-tapes machen, bis allen der hut wegfliegt - bis bei den leuten, die im studio mal hören kommen, die tränen der rührung fliessen und den studioboden benässen, so dass schwimmflossen rausgegeben werden müssen. die platte STARK WIE ZWEI (2008) zeigt die zäsur. da haben wir schon gemerkt, jetzt gehts wieder steil nach oben, besser so als die jahre zuvor: besser gut betroffen als voll besoffen. hatte ziemliche trinker-bäckchen, hab gesagt: mach dich fit und: ein gesicht kehrt zurück, dr. charakterkopf ... naja, cigars and no sports, dieser spruch von churchill war's nicht für mich. cigars and reichlich sport - das wars. joggen, schwimmen, an die geräte. dann paar videos - und die plattenfirmen standen kopp. konnt ich mir die richtige firma aussuchen - und: den rest kennt man aus der tagesschau (oder abendblatt) hi hi. es ist so ein flash, wieder richtig oben zu sein, n ganzes jahr in den top 10. da will ich jetzt auch bleiben - aber es heisst: zwar locker wie ein rocker; trotzdem - bis bei mir ein text richtig durchkommt, fließt ne menge wasser an der elbphilharmonie vorbei - und der sohn von cluseo macht sich auch schon ready für ein cello-duett mit der panik-nachtigall. im schweiße seiner füsse, wenn er auf der bühne die grazile grazelle rauslässt - und im angesicht der hellsten lightshow, die er nun nicht mehr fürchten muss - koffert er weiter durch, zwischen perfekt und leichter edel-chlochard, easy schluffend durch diese schräge welt: weitere 30 jahre (erst dann: wenn die nachtigall verstummt, geht ganz deutschland schwer vermummt, gehüllt in tüchern und in leinen, um zu trauern und zu weinen ...) aber bis dahin is noch lange hin. ich freu mich jeden tag. so soll es jetzt immer weitergehn. good night, smily, ahoi - udolius linde
28. Oktober, 3:10 Uhr
ab morgen werden die mails wieder kuerzer, klar ... du nimmst dann irgendwann so kl.teile aus meinen ,hoffmann's erzaehlungen' hab ich richtig verstanden? tschüssikowski, lars. - dein uddo
29. Oktober, 14:09 Uhr
Lieber Udo, Du darfst alles, aber Du darfst auf keinen Fall kürzer schreiben! Entschuldige, dass ich mich erst jetzt melde, aber ich musste am Sonntag noch einmal eine Reise ins Jahr 2008 antreten, habe "Stark wie Zwei" gehört. Das Album hätte auch "Neu geboren" heißen können, aber "Stark wie Zwei" trifft es noch mehr. Hier der junge Lindenberg, der aus der "Bravo", dort der ältere, der mit den aktuellen Starschnitten singt. Und dazwischen die schwierigste Phase, die Künstler wie Du wahrscheinlich in ihrem Leben haben: Was kommt nach den ersten erfolgreichen Jahren? Wie ist es, wenn die Leute einen vielleicht nicht mehr auf der Straße nach einem Autogramm fragen? Was so eine Phase mit einem macht, können wir Normalos uns nicht vorstellen, und wie tragisch sie enden kann, dafür gibt es viele Beispiele im Rock-Olymp. So wie Du es selber singst: "Rockerhelden sterben jung, Rockerhelden leben schnell" ... "Ich bin gerast durch dieses Leben, bin geflogen aus den Kurven, hab mich selber ausgeknockt." Wie war die Zeit zwischen den beiden Udos, dem jungen und dem großen, für Dich? Und wer sind die Personen, vor denen Du Deinen Hut ziehst? Du weißt schon: "Doch du warst immer bei mir, irgendwie, wie ne superstarke Melodie, die mich packte und nach Hause trug. Und du warst da, wenn ich am Boden lag, und ganz egal, was ich auch tat, du hast mich niemals ausgebuht, Mille grazie, vor dir zieh ich meinen Hut." Ich auch, in großer Vorfreude auf die nächsten Mails, Dein Lars
31. Oktober, 12:06 Uhr
Und noch 'ne Frage, schnell hinterher, nachdem ich "Was hat die Zeit mit uns gemacht?" nicht mehr aus dem Kopf kriege: Was macht die Zeit mit einem, den alle (er)kennen? Und wie fühlt sich Älterwerden an, wenn man ein Rocker ist? Lange nichts von Dir gehört, zuletzt heute Morgen im Radio :-)
31. Oktober, 18:40 Uhr
ok, ich war so 53 rum, da ging das richtig los ... serge gainsbourgh, charles aznavour, yves montand, jaques brel - grosse chansonniers, in deutschland? hmmmm ... wo? udo jürgens? ... naja, was singt einer, der dann spädda mal so mit 60/70 auf die bühne geht (der auch nich immer unbedingt so lebt wie die sog. ,basis', also hotel - ganz schoen privilegiert) schon alles sehr speziell, manchmal: ach, eher, luxusproblemchen ... kann man daraus texte machen? ... nich unbedingt: der malocher aus m ruhrgebiet ... so rrrrrichtig - mmmmmitten und ttttief drin. aber diese texte hatten wir ja schon, wat nu? hauptfrage is eigentlich: was für texte? womit habe ICH richtig was zu tun, jetzt in meiner lebensphase? nich an irgendwelchen intellektuellen leitartikeln langsingen, sondern, nein, was kommt direkt aus den fasern deines Seins - wo sind, neben meinen manchmal seeeehr lindividuellen, leicht weggeflippten sachen die stories, die aus der tiefe kommen - und die wir alle kennen, die im gleichen alter, mit dem blick zurück im oder ohne zorn, trotzdem voll nach vorn ... angst nehmen vorm älterwerden - zeigen, dass alter für radikal und meisterschaft steht und nich für durchhängen - und stories und action, wo dann auch die kinder sagen, ey mutti, dad, kommt mit ins panik-konzert, da gehts ab - da müssen wir hin. ja, wenn das gelingt und - ES GELANG, juhUDO spricht, wie geil!!!!! ja, so macht das die panik-nachtigall, ooch wennse 80 ist oder 90. alter, eine zahl, egal. was soll das, dass viele ältere leute denken, jetzt "in meinem alter macht man das nicht mehr", und dieser ganze quatsch. man bleibt doch der gesamtmensch, das gesamt-kunstwerk, mit der rutschbahn in der seele für alle altersstufen, is doch alles in einem drin, das kleinkind und die schon gut angelegte, immer mehr durchkommende indianer-weisheit ... bisschen cooler manchmal (vorteil), aber auch der brennende erlebnis- und abenteuerer-hunger, is doch alles in einem drin - bleibt auch so - bis zum letzten atemzug. ältere leute oft, tragen keine bunten klamotten mehr, tragen schon den bleichen lodenfummel, kinder kriegen n schreck. alte leute im sterbegewand ... wir wollen doch nich kinder erschrecken, im gegenteil - hol den hippi flippi wieder raus und bau brücken mit deinen texten. jetzt hol ich mir ne maske und feier Halloween ... juhuuuuuu - schönen tach noch (und die nacht erst ...) ahoi - udo
31. Oktober, 18:45 Uhr
die, vor denen ich meinen hut ziehe, sind meine freunde, das is meine familie, meine wahlverwandtschaft hauptsächlich. Freundschaft ist das für mich höchste Gut
1. November, 13:41 Uhr
Das war, glaube ich, die erste Mail, die Du vor Mitternacht geschrieben hast! Unsere Tagesabläufe scheinen leicht unterschiedlich :-) Ist bei Dir Tag gleich Nacht und Nacht gleich Tag? Oder stehst Du auch mal "ganz normal" um acht Uhr auf?
3. November, 3:57 Uhr
ich geh meistens um 5 schlafen - bis high noon, 7 std reichen. wenn weniger zeit ist, lass ich halt jemanden für mich schlafen ... alles immer schön delegieren, nich? kennt man ja ... also bis 12h, schlafe in einer frischhalte-tüte meinen schönheitsschlaf, hi hi ... nachts immer am start. eine kerze muss immer brennen im kreml, äh atlantic. nachts find ich ruhe zum vor-denken, oder dir jetz ma n kleene mail schreiben. oder komponieren/und natürlich malen. am tag is ja den ganzen tag der auto/udogramm-schalter geöffnet - und ich bin fotomodell für die handys. und außerdem bin ich manager - und zieh knallewach so gegen 17h meine deals durch, wenn die business-partner, die um 7h aufgestanden sind, schon wieder müde sind und schon fast wieder einpennen - und schon, um ihre ruhe zu kriegen, mir bereitwillig und schnell noch eben die verträge so unterschreiben, wie ich sie haben will. Tja - so einfach is das ... gruss - udolius
4. November, 17:44 Uhr
Hast ja recht, am Tag hast Du nichts von Dir ... Musste an unseren Rundgang durch Deine Ausstellung denken, bei dem alle fünf Minuten einer ein Foto mit Dir wollte. Ist das nicht schlimm, dass heute jeder und überall eine Kamera zückt, und los geht's? In den Konzerten können die Leute ja schon nicht mehr tanzen/klatschen, weil sie filmen müssen ...
6. November, 1:37 Uhr
wenn ich aus'm lift des atlantic raustrete, beginnt sofort mein ,job' , aber mein ,job' ist mein leben und Das Wollte Ich Ja So. Genau So.
als der kleine ,matz', mein spitzname in kiddie-zeiten, samstagsabends während der kuhlenkampff-nachkriegszeiten-TV-shows, zwischendurch immer mal rausging, ins badezimmer zu hause (da war n besonders großer spiegel), als er sich da bisschen wie elvis und james dean die haare nachzog und, sich im spiegel betrachtend, gaaanz cool an der zigarette zog (von der ihm zwar n bisschen schwindelig wurde, aber das war damals so richtig ,cool') und so kleine monologe sprach, da war ihm schon klar: am liebsten möcht ich später mal n grosser star werden, / später wurde ich's dann - wie bekloppt, wenn ich mich heute darüber beschweren würde. ich hab mir das gewünscht - es wurde wahr - ich find's super.
sollen sie sich wundknipsen, sollen sie gucken, manchmal gaffen, glotzen, stieren - rumträumen an mir - oder albträumen - sollen sie tuscheln, wollen sie kuscheln, wollen sie mehr - bitte sehr - danke sehr - bin zu keusch heute -. ich kenn's nich anders, is ja jetzt schon seit jahrzehnten so, is n gutes zeichen. meine sachen kommen voll an. so soll es sein!
sie holen sich udogramme, sie sagen meine texte auf und erzählen mit leuchtenden augen von den konzerten oder vom musical - und ich freu mich tja, und wenn ich mit mir allein o. zu zweit sein will, gibts ja hotel-zimmer und n weltweites ausland. - also ich find das geil, berühmt zu sein, es hat viele vorteile und so manches privileg und ich möchts nicht missen. so jetzt kommt die zeit, wo ich noch n bisschen in ein drehbuch reinkieken will für n film, den wir nextes jahr drehen wollen - jetzt geh ich in meine abgedunkelte suite im atlantic, draußen das hamburger binnen-meer, silber-schwarz schimmernd in der goldenen rocktobernacht, ach ne, is ja schon yesvember, ab und zu taucht mal ne nixe auf, winkt kurz rüber zu meinem fenster - und ich lese oder schaukele mich in meinen gedanken ... good night, geburtstags-lars alles bbbbeste, udo linde ************.
6. November, 14:41 Uhr
Habe mir gerade vorgestellt, wie Du im abgedunkelten Atlantic-Zimmer sitzt und Lieder schreibst ... Bei uns Journalisten hat das Schreiben ja wenig Romantisches: Muss fertig werden der Text, morgen erscheint die Zeitung ja wieder. Wie ist das bei Dir? Wie entstehen Musik und vor allem Text, was ist zuerst da? Und schreib doch bitte mal, wie Du auf "Das Leben" gekommen bist!
6. November, 23:36 Uhr
manche songs kommen innerhalb von 3 minuten angeflogen, manche dauern 3 jahre. manchmal erst text, mal auch erst melodie ... passiern kann das überall, zu jeder tages-nachtzeit. am besten aber kann ich songs ,auffangen', wenn ich nachts allein die autobahn langzisch. bei tempo 300. ,auffangen' , ja, oft hab ich das feeling, die songs kommen mir von irgendwoher (weltall?) zugeflogen. eingebungen, ein-sendungen, signal-empfänger. medium auf erden. werkzeug der gottheiten, ,sprach- rohr'. es gibt doch diesen spruch: die grosse kunst ist immer grösser als der künstler. also über dir gibt es einen special-spirit, gute geister - weiss ich auch nicht so genau. irgend'ne zusatzpower gibts da wohl. ja, immer schon, auch frueher, als ich in den kneipen so meine fragmente auf ' n bierdeckel gekritzelt habe, dachte ich manchmal, staunend: ey, wo kommt das denn her? sowas genial, verrücktes ... da kann ich jetzt allein doch gar nicht drauf gekommen sein ... und erhob mein glas, den blick himmelwärts gerichtet - und sprach ein leises mille grazie. ein stilles einverständnis mit den ,linden- geistern', da irgendwo über mir. das geflüster von da oben, hinter den sternen ... erst muss ich die themen haben, mit denen ich RICHTIG was zu tun habe, je nach jeweiliger lebenslage, alters-phase, frischen oder memorisierten erlebnissen (manchmal auch erzählungen von leuten, die ich treffe - und die erzählungen kombinieren sich mit sachen, die auch ich in mir so rumtrage) lebens-, erlebens-situationen, kindheit, aufbruch, liebesglück, liebesleid, saufen, drogen, stress, tod. oft sinds genau die stories, die die menschen ganz ähnlich erleben wie ich.
Politische Texte, mal was initiieren, mal ne bewegung begleiten, ost-politik, friedensbewegung, rock gegen rechts, etc - war und ist mir auch immer wichtig, klar. solche texte entstehen oft auf der strasse, inner kneipe, früher macDonalds, im gespräch mit allen möglichen zufallsbegegnungen, (zettel in der tasche, raus aus der tasche, hey kids - wie kommt so'n text? hi alter, kannst du so mit dem text was anfangen?) ich erinnere mich aber auch gern an gespräche mit joan baez, belafonte, kelly, willy brandt, egon bahr, joseph beuys, heiner mueller, otto sander - etc ... immer mal die antennen rausfahren. Die Texte Die Sein Muessen Für Die Bunte Republik. für die smarte weltoffene politik, die nach vorne weist ...
du fragst nach: das leben. ich treff n freund, tobias, der hat n paar ideen, paar gute tiefe zeilen zu dem thema - ich kombinier das mit meinen ideen und geilen zeilen - ich sing das mal, wie kommt das rübba - alle im studio werden ganz still - ich merk, wie ganz starke emotionen uns alle so'n bisschen überrollen - die komposition von martin geht aber auch wirklich wieder ganz tief rein ... so n song geht rein in die seelen-tiefe vieler menschen, wühlt da so'ne power auf - die steigt hoch: macht mut. gibt kraft, grad in harten zeiten, bringt ordentlich wind in die flügel der menschen. so is gut, - good night, lars, muss weiter ...
7. November, 18:31 Uhr
Muss bei Deiner Mail an Dein Interview mit Gott denken, gleich nach dem Werbespot ... Ist Religion für Dich auch ein Thema, was Dich, wie Du schreibst, RICHTIG angeht? Welche Rolle spielt das, was da über uns ist, für Dich? Und macht Erfolg automatisch spiritueller, weil sich die Frage nach dem Sinn noch unmittelbarer stellt? Schon wieder so viele Fragen, und gleich noch eine hinterher: Hast Du heut Nacht Obamas Wiederwahl im TV gesehen, wach warst Du ja bestimmt ...
7. November, 20:27 Uhr
klar - obama, visionär für ne fairere welt von morgen - four more years - hoffentlich kann er viele von seinen hohen zielen durchsetzen ... seine reden in kairo und prag - das ist die richtung, die uns nach vorne bringen kann
glauben, nicht wissen gott, götter: kann sein - kann auch nicht sein. ich glaube dran - will auch dran glauben. wenn es sowohl die eine wie auch die andere möglich- (oder auch unmöglichkeit) gibt, freunde ich mich mit der mir angenehmeren version an. also glaube ich. religion hat schon überreichlich tragödien, viel elend über die welt gebracht. ich bin freidenker, frei-glauber, Trennung von kirche und staat, wichtigst!!!!! es kann so schön im himmel - wie auf erden - werden - schön flexibel und reich an vielfalt ... hallelulja - uddo
9. November, 18:31 Uhr
Da sitze ich gestern Abend vor dem Fernseher und will mir eine DVD anschauen, die ein lieber Brieffreund mir geschickt hat :-), und lande durch Zufall auf "The Voice". Kennst Du das überhaupt? Und was hältst Du von diesen Castingshows, von denen es mehr zu geben scheint als neue Stars? Wie Du siehst, mir gehen die Fragen nicht aus ...Viel Spaß beim Fernsehen!
9. November, 19:34 Uhr
bin heute in berlin, musical-theater am potsdamer platz, Hinterm Horizont, klar, dass ich heute hier bin und nachher auch mal kurz auf die bühne zische. 9. nov. tag des mauerfalls. manchmal is mir so, als wärs erst gestern gewesen. immer noch n flash. die schönste party meines lebens ... gut getarnt - und dann durch die strassen, hoch die tassen, ma kiekn in ost-berlin. richtig abenteuer - big party - soooo viel neue leute kennengelernt - und so viele freundschaften, endlich mit leben erfüllt, wo vorher nur die imaginäre connection war. und neben all den anderen 1000 aspekten auch die schlichte tatsache, dass ich auch meinen musikhorizont endlich erheblich erweitern konnte. und dann immer intensiver - und freundschaft und zusammenarbeit mit den Prinzen und Rammstein und den Sillys, später mit Silbermond und zuletzt mit Cluseo, um nur einige wenige namen zu nennen.
casting shows kann man auch von der easy-seite sehen, the voice machen die ja ganz gut ... gibt schon dolle sängerinnen und sänger und bands. wollens ja alle irgendwie bringen, is ja auch ok so. der haken nur - singen amerik, engl. standards nach, machen da keine eigenen texte ihr eigenes ding, das fehlt - naja, wir machens mit dem panik-preis, dass wir leute pushen, die ihre ganz eigenen sachen machen, provo texte, anecken, gibts nie im radio, denen helfen wir, auch politische texte. DSDS guck ich mir nicht an, diese streckenweise erniedrigung der kl. sängerseelen, primitiv unter der gürtellinie, der umgang mit den zarten grossen sweet dreams, und dann gibts die brutalo-sprüche von bohlen, ach ne, das kann ik mir nich angucken. so, muss jetz rübba ins musical, die bühnenbretter sind frisch poliert. wichtiger tag ... tschüss, bis denne, dein udo
11. November, 14:32 Uhr:
Am 9. November ist Berlin erlaubt, mein Lieber, aber nur auf der Durchreise, bist und bleibst ja schließlich 'nen Hamburger Jung, und wir Hamburger haben ja immer 'nen bisschen Bammel, dass uns die Berliner doch noch den einen oder anderen kreativen Kopf abluchsen könnten. Clueso, mein Stichwort: ungewöhnliche Geschichte mit Euch beiden, vom Alter, von der Herkunft. Und dann singt Ihr auf einmal Cello, und es ist sein größter Hit und Deiner. Wie kam es dazu? Schönen Sonntag, ich muss arbeiten ...
12. November, 23:35 Uhr
gestern war vinissage in schloss augustusburg bei chemnitz, wander-ausstellung, wir wandern noch ein bisschen, bis die Udo- und Bunte Republik Deutschland-Ausstellung/Museum/Panik- City ihr festes zuHause gefunden hat. zu cluseo: der war 3 jahre alt, als ich CELLO zum ersten mal gesungen hab. der ist nachts immer zum plattenschrank seiner eltern gekrabbelt und hat da songs durchgecheckt. da hat er cello entdeckt - und sich in dieses lied verschossen. er hat mir erzählt, es hätte ihn ständig begleitet. er fands immer sehr ,erregend'. später dann, als er anfing mit seiner band, war dieses lied immer irgendwie dabei in seinem repertoire, er hatte n andren rhythmus dazu. erst wusst ich nich so genau, ich fands n tick beschwingt, fuer die melancholie, die in der story drin ist. aber bei unplugged haben wir das dann mal ausprobiert - und ich fuehlte mich gut damit, checkedicheck.
dass das mein und sein grösster hit werden sollte, ne, damit haben wir auch nich gerechnet, aber es donnerte los wie n taifun durch die radios - volltreffer. good nighdynight, lars. (übrigens, den 9. nov. haben wir zusammen gefeiert, auf der bühne im Musical und später: zusammen session gemacht, inner hotel-bar in berlin, mit ner top-band da einen gesungen und hoch die tassen, immer noch geil, selbst nach 23 jahren mauerfall. sonst hätten sich udo und cluseo ja nie treffen koennen ... alles super
13. November, 12:59 Uhr
Biste immer noch in Berlin?? Nun mal Butter bei die Fische: Hamburg oder Berlin, mein lieber Udo, wo bist Du zu Hause? Oder ist Deine Heimat ganz woanders?
13. November, 13:42 Uhr
wo ich meinen hut hinhäng, da is mein zuhause. abba basicly, es ist hamburg, berlin und newyork, das sind meine ,herzens-städte'. in hamburg sind natürlich soooo tiefe wurzeln gewachsen. hier ging die ganze wunderbare Panik los, im POE, 1972 ... und hauptschauplatz meiner ganzen achterbahnfahrten durch die jahrzehnte. hab viele viele freunde hier.
abba berlin, kannste dir vorstellen, die twentys, early 30's. grosse kunst, film, literatur, bühne, weltmeister über weltmeister. hamburg war ja eigentlich immer eher gut im verscheuchen seiner künstler. (die beispiele kennste ...) und isses immer noch - aber DAS SOLLTEN LEUTE WIE WIR BESTIMMEN, WAS PASSIERT, die rotations-politnasen sowieso nicht.
berlin, klar, das wachsen und zusammenwachsen einer der spannendsten städte weltweit. das lässt einen nich kalt. / aber wo panic city hingeht, geht auch mein herz und hut n grosses stückweit hin. hab n easy tag mein brieffreund. dein uddo
14. November, 11:19 Uhr
Findest Du, dass Hamburg nicht sorgsam und pfleglich mit seinen großen Namen umgeht? Die Kritik kommt ja nicht nur aus Künstlerkreisen ... Oder liegt es daran, dass eine Hansestadt per se Probleme mit Glamour, Ruhm, etc hat, weil das eben alles ist, aber nicht Understatement? Bin auch mal auf dem Weg nach Berlin, aber abends wieder zurück.
15. November, 4:34 Uhr
in hamburg pflegt man die ,renommierte, traditionelle kunst', wenn man da mal die zahlen vorlegt, zuschuss pro opernsessel pro tag ... ihr kennt ja die zahlen, da wird dir schwindelig. das desaster mit der elbphilharmonie, 500 millionen und kein ende abzusehn, wundert mich, dass die menschen steuerzahler da so ruhig bleiben. umgang mit grossen namen, aber das hanseatisch undercover? find ich voll daneben, solln sich doch freuen, dass hier action ist (soweit noch ist...(?), glamour - showtime, movie-stars, Ruhm, soll man sich doch freuen, dass sich leute hier was grosses ausdenken und exzessiv und exaltiert sind (würde Falco sagen) soll man feiern, lange autos, so what? bisschen auf die sahne klopfen, so what? kohle nich verstecken - sondern freudig rausbraten. stolz drauf sein, ,sein ding gemacht zu haben' (ansporn auch fuer andere). is doch geil, was soll die hamburger leisetreterei? ich bin da mehr fürs zeigen und wertschätzen und den ruhm der grossen pushen und feiern, so wie die Amis das mit ihren grossen tun.
16. November, 17:24 Uhr
Zum Glück bringt Hamburg ja trotzdem immer wieder neue Stars hervor, zum Beispiel Jan Delay, der Dich ja gern als seinen "musikalischen Papa" bezeichnet. Die Jungs, mit denen Du zusammen singst, könnten ja wirklich Deine Söhne sein ... Gefällt Dir das, bist Du eigentlich ein Familienmensch?
17. November, 01:26 Uhr
ich nenn jan einen ,brother from another mother', manchmal bin ich grosser bruder, manchmal kleiner bruder, manchmal berät jan mich mit sound-ideen u. text-ideen - und manchmal isses umgekehrt. das is mit cluseo und max herre und den humpe-sisters und den silbermonden übrigens ganz ähnlich. we are family. ja, jan gehört zu meiner familie, deine frage betreffend, zu meiner wahlverwandtschaft. das is ne grosse tolle knallebunte familie, in ganz deutschland und viel auch in andren gegenden zb. new york. das sind alles so fliessende uebergänge, was ich freundschaft und familie nenne. und die echte lindenfamilie gibts ja auch noch, die is n bisschen geheim, ja, ich bin da reich beschenkt. ahoi, good night, uddo
20. November, 12:49 Uhr
Geht nicht Deine Reise los? Schöne Zeit in Südafrika! Wer kommt mit, was habt Ihr vor?
20. November, 13:39 Uhr
Mit n paar freunden gehts heute los, kapstadt - dann schiff westcoast/eastcoast. viell. noch tansania, wo's ne udo lindenberg schule gibt. haben ja ne schön aktive stiftung für afrika-hilfs-projekte ... waisenhäuser etc. / einige hundert kinder. / ansonsten bisschen relaxen nach der ganzen action die letzten monate (was, monate? jahre!). ik meld mir mal von Hoher See, dein udo, sänger zu luft, zu lande und zu wasser
26. November, 22:18 Uhr
Lieber Urlauber, lange nichts gehört, ich hoffe, es ist alles gut in Südafrika! LG, Dein Lars
30. November, 15:22 Uhr
bis grade funktionierte keine email, jetzt, in durban, in der nähe von mahatma gandhis altem anwaltsbüro, funktionierts auf einmal wieder, mal sehn wie lange ... ich check mal alle news durch - wenn dann alles klar ist und email immer noch geht, schreib ik dir wieder. einstweilen herzl gruss aus der afrikanischen regenzeit (hopefully nur heute), udo
5. Dezember, 18:39 Uhr
so eine afrika-reise ist stets überschattet von der unfassbaren armut der millionen menschen auf diesem kontinent, von aids, perspektivlosigkeit, keine arbeit, kaum bildung, aufklärung gleich null. da können wir alle einiges tun, aber gegen dieses himmelschreiende elend soooo vieler menschen hier kommste nicht an. die ,homelands' hier in südafrika - sollte jeder mal sehen und sich drüber klar werden, sein und bleiben, WIR sitzen in deutschland, relativ gesehen, mitten im paradies. die auswirkungen des von den reichen ländern ausgehenden klimawandels, endlose dürreperioden, kein regen, kein wasser - ja, die liste nimmt kein ende. ich habe einen neuen impuls erhalten, mich in die grösser dimensionierte afrika-hilfe einzubringen. mal sehn, was ich/wir da tun können. ja, ansonsten fahren wir hier super-privilegiert rund um südafrika, ein paar freunde, geheimräte sind an bord. wir relaxen und gucken uns um, von namibia bis durban und nochmal zurück nach kapstadt, wo wir noch 2 tage n bisschen rumchecken - und dann zurück nach hamburg
ich hab dir lange nicht geschrieben, lars, weil ich zu sehr unter all diesen eindrücken stand. die ms deutschland is n top-schiff, interessante leute drauf. die meisten hier an bord haben so nen sensiblisierungs-prozess erfahren, fürs GENAUER hinsehn auf diesen in jeder hinsicht WAHNSINNIGEN kontinent AFRIKA. und wollen aktiv werden - das ist eine der erfreulichen seiten dieser reise ... so, jetz pack ich meinen hut und meinen flexibel-kram ein und geh morgen von bord. big ahoi, lars. Dein udonautilus
7. Dezember, 9:42 Uhr
gestern cap der good hope gewesen, was ne dolle gegend - pinguine, haie, wale, alles grüsst durch. heute bisschen in die sunny weinberge. landschaft wie im traum. bissken relaxen, seele baumeln, in der warmen capetown-brise. in deutschld - ibrrrrr. ik würd ja noch bleiben hier. ja, südafrika, das is einfach soooooo facettenreich - und an jeder ecke wiedda anners. in so kurzer zeit kriegste echt nur das bitter nötigste mit, also dh. wiederkommen, genauer auschecken, kenn ja hier so n paar spezies, keine panik, nich aus dem umfeld von jürgen harksen, weeste noch. ich hab mir meine kohle nach einer woche sofort wiedergeholt, kl. einsatz, bisschen zocken, schnapsidee. war der einzige, dem er die knete sofort zurückgezahlt hat, hi hi. morgen, nach einem netten kl. tafelspitz-snackedisnack auf dem tafelberg, wir wieder flieger nach kl. sibirien hamburg, coolhausen. alles allerbeste lars, dein udolito lindbergh ... see U
8. Dezember, per SMS
I believe I can fly. Udo.
13.Dezember, 20:41 Uhr
Udo, mein alter Brieffreund, Du darfst jetzt nicht schlapp machen, so kurz vor Weihnachten ... LG Lars
14. Dezember, 2:25 Uhr
wie geht s n dir so, schreib du mir auch mal einen brief, wieviel zeit für gaaanz privates so ein chefredakteur noch so hat. ausreichend? kriegste das gemanagt - oder biste in soner staendigen ratter-ratter-gedanken-muehle drin? Herzl. dein udonaut.
14. Dezember, 14:46 Uhr
Ja, wann bist du als Journalist schon ganz privat? Irgendwie nie. Triffst dich abends mit Freunden, hörst eine interessante Geschichte, kannst nicht anders, als der am nächsten Tag nachgehen. Ratter-ratter-Gedanken-Mühle ist gut. Manchmal läuft die die ganze Nacht durch, meist schaltet die sich aber aus, wenn ich bei der Familie bin. Noch elf Tage bis Weihnachten, mein Lieber, weihnachtsfeierst du schon?
18. Dezember, 17:34 Uhr
grüss dich aus berlin, 3 tage vor ,weltuntergang', letzte amtshandlung: x-mas paady für unsre Hinter'm Horizont-Musical-Besetzung. (15 neue crew-mitglieder kennenlernen - ständchen singen, heute leicht hoch die tassen) fast 1 mio besucher die ersten 2 jahre (phantastico), erfolgreichstes musical in berlin EVER. ich tipp mal so auf 5 jahre berlin, dann weiter ... mein museum panic-city still open, obwohl rock'n' roller olaf scholz mir ja den umbau der stage-räume in der hafencity zugesagt hat. hab mir nextes jahr ansonsten viel frei gehalten - reisen, buch schreiben, malen (geht ueberall). treue gruesse, dein udonaut
18. Dezember, 20:13 Uhr
Klingt nach 'nem ruhigen 2013! Aber was Du noch verraten musst: Gibt es ein neues Album, neue Songs? Und wie feierst Du Weihnachten?
19. Dezember, 16:24 Uhr
ruhig wird das nie bei mir, lars - immer action. neue songs schreiben - aufnehmen, sobald die hammer-hits fertig sind, tja, kann n bisschen dauern, aber nicht zuuuu lange, sonst entzugserscheinungen bei fans, cold turkey ... kann ich denen nicht antun. im jahr 2013 auch start PANIC-CITY. (in hamburg ??????). weihnachten feier ich nich, bisschen paadytime wie immer, mit den ,wandernden seelen' im hotel und auf kiez ...
23. Dezember, 10:27 Uhr
Lieber Udo, ich wünsche Dir frohe Weinachten und habe zum offiziellen Ende unserer kleinen Brieffreundschaft noch eine Frage: Was war Dein Lieblingslied des Jahres 2012? Meins in diesen Tagen: U Do Fröhliche :-)
23. Dezember, 14:00 Uhr
,oh jonny' von jan delay. lliebe auch fuer die, die hinter den horizonten wohnen ..., merry x-mas lars u. family - euer udolius linde