Hamburg. Eine Ausstellung der Fotografin Nicole Giesa führt rund um die Erde. Rock, Kammermusik, Jazz und Satire sind nicht ganz so abgehoben.

Wenn ein Astronaut um die ganze Welt fliegt, wird es Zeit, dass er außer auf dem Mond auch mal in Hamburg landet – mit der Reihe der Fotografin Nicole Giesa in der Barlach Halle K. Noch mehr (erschwingliche) Kunst gibt’s bei der Incorporating Art Fair in Barmbek zu sehen. Im Nochtspeicher wird musikalisch und literarisch dem Rock ’n‘ ‘Roll und dem Kiez gehuldigt, beim Mendelssohn Festival der Kammermusik, im Lustspielhaus und Tivoli der absurden und bodenständigen Satire. Dazu hoffnungsvoller Jazz-Nachwuchs an der Alster und lokale Musikgrößen zum Ende der Woche im Freien am Billebecken.

Kultur-Tipps Hamburg: Ein Astronaut auf Weltreise und eine Lampe zum Wundern

Galeristin Elvie Barlach zeigt eine außergewöhnliche Fotoreihe, die die Fotografin Nicole Giesa 2021 begonnen hat: Seitdem schickt die 1973 in Hannover geborene und auch in der Filmbranche tätige Künstlerin einen Astronauten um die Welt. Mal sieht man ihn in seinem schneeweißen Anzug auf dem menschenleeren Oktoberfest, mal zwischen Touristen in Venedig, mal am Hotelpool des Hotels Du-Cap-Eden-Rock in Südfrankreich. Sein Gemütszustand wechselt von nachdenklich über erschöpft bis ironisch; der Zauber der Bilder liegt im Befremdlichen, Gegensätzlichen und fordert die Betrachter mit der Frage heraus: Sind wir die Fremden, oder ist die Welt fremd? Die Serie ist Giesas Art, das alltägliche Leben und unsere Gesellschaft zu reflektieren. vfe

„Nicole Giesa – To The Moon And Back“ bis 22.9., Di–Fr 11.00–18.00, Sa/So 12.00–16.00 und nach Vereinbarung, Barlach Halle K (U Steinstraße), Klosterwall 13, Eintritt frei; www.barlach-halle-k.de

Peta Devlin, Sängerin der Band Mars Needs Women, ist eine der Lesenden bei „Lost in Music“ im Nochtspeicher.
Peta Devlin, Sängerin der Band Mars Needs Women, ist eine der Lesenden bei „Lost in Music“ im Nochtspeicher. © Pressebild.de/Bertold Fabricius | Pressebild.de/Bertold Fabricius

Kultur-Tipps: Lesungen und Livemusik, Rock-‘n‘-Roll-Exzesse auf dem Kiez

In keiner Buchreihe wurde mehr gerockt, gefeiert, gebumst und gemordet als in der „Heyne Hardcore“-Abteilung, in der Mötley Crües Bandbio „The Dirt“, John Nivens Plattenfirma-Slasher „Kill Your Friends“ und Ozzy Osbournes lückenhafte Erinnerungen erschienen. Weder die Verlagsmarke noch ihre Lesetouren gibt es noch, aber Ex-Verlagsleiter Markus „Don Marco“ Naegele bewahrt den Geist und präsentiert am 13. September im Nochtspeicher bei „Lost in Music“ wilde Texte, gelesen von Carsten „Erobique“ Meyer, Rebecca „Nixe“ Walsh“, Peta Devlin und Ingo Scheel. Musikalisch live begleiten die Lesenden Swearing At Motorists und Tigerbeat. Don Marco moderiert natürlich selbst und legt mit Ingo Scheel Platten auf. tl

„Lost in Music“ Fr 13.9., 20.00, Nochtspeicher (S Reeperbahn, Bus 111), Bernhard-Nocht-Straße 69a, Karten zu 25,90 im Vorverkauf; www.nochtspeicher.de

Roz MacDonald Trio
Das Roz Macdonald Trio spielt am 8.9. in der JazzHall. © © Andres Janowski. | © Andres Janowski.

Mit Kontrabass: Modern Jazz live in der Musikhochschule

Lust auf ein (vermutlich) herausragendes Jazzkonzert, das zudem keinen Cent Eintritt kostet? Dann muss der Weg am Sonntagabend (8.9.) zwingend in die JazzHall der Hochschule für Musik und Theater führen. Hier ist das Roz Macdonald Trio zu hören, das seinem gradlinigen Modern Jazz immer wieder überraschende Wendungen beigibt. Bassistin Roz Macdonald beendet mit diesem Konzert ihr Masterstudium an der HfMT, aber es dürfte nur ein Zwischenstopp auf dem Weg zu weiteren musikalischen Höhepunkten sein – das jedenfalls verspricht ihr 2022 veröffentlichtes Debütalbum „Make Do“. Kompositionen für ein Nachfolgealbum sind geschrieben, in der JazzHall sind sie im Rahmen der Hamburger Stiftungstage auch live zu hören. Mit dabei: Béla Meinberg am Piano und Jordan Dinsdale am Schlagzeug. hot

Roz Macdonald Trio So 8.9., 19.00 (Einlass 18.00), JazzHall/Hochschule für Musik und Theater (U Hallerstraße, Bus 15, 19), Harvestehuder Weg 12, Eintritt frei; rozmacdonaldmusic.com

Fine Arts Quartet
Auch das Fine Arts Quartet ist beim International Mendelssohn Festival zu hören. Cello spielt Gastgeber Niklas Schmidt.   © Fine Arts Quartet | Fine Arts Quartet

In der Elbphilharmonie: Kammermusikfest rund um Mendelssohn

Alle Jahre wieder versammelt der Cellist und Musikhochschul-Professor Niklas Schmidt Kolleginnen, Kollegen und andere kammermusikalische Weggefährten zum International Mendelssohn Festival. Die diesjährige Ausgabe läuft vom 11. bis 22. September, die Konzertprogramme ziehen inhaltlich mehr oder weniger weite Kreise rund um den Namensgeber. Los geht es am Mittwoch um 19.30 Uhr unter der Überschrift „Die wiedergefundene Zeit“ im Kleinen Saal der Elbphilharmonie mit Werken von Mendelssohn, César Franck und Ernst von Dohnányi in gemischten Besetzungen; der Gastgeber ist auch dabei. vfz

„Die wiedergefundene Zeit“ Mi 11.9., 19.30 Elbphilharmonie/Kleiner Saal (U Baumwal, Bus 111l), Platz der Deutschen Einheit, Karten zu 29,- bis 55,- unter T. 040/35 76 66 66 und www.elbphilharmonie.de; weitere Infos unter www.mendelssohn-festival.com

Inc Art Fair
Clemens Gentschs „At ease“ (2024), nur eines von vielen Kunstobjekten bei der Incorporating Art Fair. © Clemens Gentsch | Clemens Gentsch

Kunstmesse mit Geheimtipps und erschwinglichen Preisen

„Kunst hat die Kraft, zu inspirieren, zum Nachdenken anzuregen und Menschen miteinander zu verbinden“, davon ist Raiko Schwalbe überzeugt. Er veranstaltet zum vierten Mal die Incorporating Art Fair an diesem Wochenende (7. und 8. September) im Museum der Arbeit in Barmbek. Mehr als 70 nationale sowie internationale Künstlerinnen und Künstler präsentieren ihre vielseitigen Werke auf rund 1000 Quadratmetern Fläche. Der persönliche Austausch mit dem Publikum und erschwingliche Preise heben die „INC“, wie die Messe verkürzt genannt wird, von üblichen Kunstmessen ab. Die Gattungen sind vielfältig, bekannte Namen aus der zeitgenössischen Kunstszene treffen auf Geheimtipps. vfe

Incorporating Art Fair Sa 7./So 8.9., jew. 11.00–18.00, Museum der Arbeit (U/S Barmbek), Wiesendamm 3, Eintritt 12,- (einmal bezahlen, an beiden Tagen besuchen), Kinder unter 16 J. frei; www.inc-artfair.info/hamburg-2024

Ulan & Bator: ZuKunst
Neues Absurdes im Lustspielhaus: Sebastian Rüger und Frank Smilgies bilden seit fast 25 Jahren das Duo Ulan & Bator. © Andreas Reiter | Andreas Reiter

Absurd Kabarettistisches von Ulan & Bator und Herrn Waghubinger

Ihr Programm „Zukunst“, für das Ulan & Bator mit dem Deutschen Kabarettpreis 2022 ausgezeichnet wurden, ist Vergangenheit. Doch auch in ihrem neuen Kunstwerk wollen die seit fast 25 Jahren unter jenem Duo-Namen firmierenden Schauspieler Sebastian Rüger und Frank Smilgies am 10. September im Lustspielhaus ihr absurd-komisches Theater zelebrieren: „Undsinn“ heißt nun der Genre-Mix der beiden Pudelmützen-Träger, mit Musikalität und Tiefgang bis zu Gesellschaftskritik. Ebenfalls Hamburg-Premiere hat tags darauf der oft ausgezeichnete österreichische Kabarettist Stefan Waghubinger, 2011 etwa zweiter Sieger beim Hamburger Comedy-Pokal, mit dem Besten aus 15 Jahren und neuen Katastrophen. Gewohnt lakonisch dargeboten auf einem Barhocker. str

Ulan & Bator: „Undsinn“ Di 10.9. Stefan Waghubinger: „Hab ich euch das schon erzählt?“ Mi 11.9., jew. 20.00, jew. Hamburg-Premiere, Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstr. 53, Karten zu 30,- (erm. 20,-) bis 37,- unter T. 040/55 56 55 56; www.almahoppe.de

Zeigt, wo es langgeht: Satire-Fachfrau Frieda Braun hat Hamburg-Premiere in Schmidts Tivoli..
Zeigt, wo es langgeht: Satire-Fachfrau Frieda Braun hat Hamburg-Premiere in Schmidts Tivoli.. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Frieda Braun zeigt‘s den Frauen (und den Männern)

Das ist mal ‘ne Ansage: Gleich zweimal beehrt Frieda Braun, bekannt aus „Ladies Night“ (ARD), in diesem Herbst ihre (vor allem) weiblichen Fans in Schmidts Tivoli, mit ihrem neuen Programm „Auf ganzer Linie“ erstmals am 9. September. Doch die Satire-Frau aus dem Sauerland ist auch für Männer allemal (gewollt) komischer als ihre Landsleute Heinrich Lübke (der Ex-Bundespräsident) und Friedrich Merz (der Möchtegern-Kanzler in spe). Entpuppen sich Brauns scheinbar banalen Alltagsgeschichten dank ihres schrägen Humors doch oft als unterschwellige Kritik an veralteten Rollenmustern und sozialen Normen. Quasi ausverkauft ist parallel die überarbeitete Show „Jump! Reloaded“ des irrwitzigen Schweizer Trios Starbugs Comedy im Schmidt Theater. str 

Frieda Braun: „Auf ganzer Linie“ HH-Premiere Mo 9.9., auch Mo 14.10., jew. 19.30, Schmidts Tivoli (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 27/28, Karten zu 22,80 bis 38,20 unter T. 040/31 77 88 99; www.tivoli.de

Jubiläumsshow 60. Jahrestag erster Auftritt der Beatles im Indra
Local Hero: Sänger, Gitarrist und Entertainer Bernd Begemann wirft sich auch am Billebecken in Schale. © picture alliance/dpa | Markus Scholz

Bier, Bands und Begemann beim Osterbrooklyn Festival am Billebecken

Das bereits siebte Osterbrooklyn Festival ist sicher kein Rock am Ring, stattdessen aber bei freiem Eintritt gemütlich, zwanglos und musikalisch immer so lokal wie gut kuratiert. Auf dem Löschplatz direkt am Billebecken spielen am 13. September Regular Weed, Andy Sharif, Tan LeRacoon & Racoonery und Drummer Queen, gefolgt am 14. September von Sinem AKK, Stellar Stereo, Bernd Begemann, Skampi und Felix Jedeck. Bier, Bege-Bernd („Verhaftet wegen sexy“) und Billebecken sind besonders bei gutem Wetter eine schwer zu toppende Kombination. tl

Osterbrooklyn Fr 13.9., 16.00–22.00, Sa 14.9., 14.00–22.00, Löschplatz (Bus 112 bis Schadesweg), Hammer Deich 166, Eintritt frei, www.boot-in-hamburg.de