Hamburg. Taylor Swift hat ihr erstes Konzert in Hamburg gespielt. Doch mehr als eine Megashow hat der Popstar für einen Abend hier ein Idyll geschaffen.

„It‘s been a long time coming“: Mit diesen Worten startet Taylor Swift nicht nur jedes ihrer Konzerte der „Eras Tour“, sie könnte damit ihren Fans in Hamburg nicht mehr aus der Seele sprechen. Seit Beginn des Ticketverkaufs für die Konzerte im Volksparkstadion haben viele Swifties ein aufregendes Jahr hinter sich. Egal, ob man an diesem Tag sofort zu den Glücklichen zählte oder sein ganz persönliches „All Too Well“ erlebte, seitdem hat sich die Vorfreude bei jedem Hamburger Swiftie bis zum Zerreißpunkt gesteigert.

Die Glücklichen unter ihnen sind zu Zehntausenden am Dienstagabend im Volksparkstadion, als Taylor endlich unter einem der riesigen „Lover“-Fächer auftaucht. Zuvor konnte man die Anspannung im Publikum fast mit der Schere zerschneiden. Jetzt entfacht sie sich in einem Sturm der Euphorie. Doch Swifties feiern in diesem Moment nicht nur ihr Idol oder dass sie Teil des musikalischen Ereignisses des Jahres sein werden, sie feiern hier auch den Safe Space, den „Taytay“, ihren Fans für wenigstens ein paar Stunden bietet.

Taylor Swift schafft in Hamburg einen Safe Space für ihre Swifties

Die meisten Fans im Publikum sind junge Frauen oder queere Personen. Menschen also, die sich normalerweise alles andere als sicher in großen Mengen fühlen können. An diesem doch sehr verregneten Dienstagabend ist von dieser Unsicherheit unter den Fans jedoch nichts zu spüren. In den Rängen wird ausgelassen getanzt, den ganzen Tag werden vor dem Stadion munter Armbändchen getauscht, selbst die Herrentoilette wird wegen allzu langer Warteschlangen kurzerhand von den weiblichen Konzertgängerinnen mitgenutzt.

Fühlt man sich da nicht komisch? „Ach was“, meinen zwei junge Frauen in der Schlange. „Klo ist Klo.“ Viel schlimmer sei es gewesen, dass die extra zu Hause angefertigten Armbänder von einer anderen Konzertbesucherin einfach auf den Boden geworfen worden seien. Wenn das Schlimmste, was einem auf einem Konzert der „Eras Tour“ passieren kann, ist, dass jemand dein Freundschaftsarmbändchen wegwirft, wird dir klar, was für einen sicheren Ort Taylor Swift für ihre Fans geschaffen hat.

Taylor Swift in Hamburg: Selbst das Wetter scheint Swiftie zu sein

Ein Thema, dass der 34-Jährigen augenscheinlich sehr am Herzen liegt. Legendär: ihr Einschreiten mitten in der Show in Philadelphia, als ein Sicherheitsmann einen Fan bedrängte. Und auch in Hamburg werden an die stehenden Fans in der Menge fleißig kostenlose Wasserflaschen verteilt. Dabei kommt während der ersten Hälfte genug Wasser vom Himmel, um nicht nur Taylor und ihre Crew, sondern auch die Stehplätze ordentlich zu durchnässen.

Aber selbst der Wettergott scheint Swiftie zu sein und verschont die 34-Jährige und ihre Fans vor einem Dauerduschabend. Quasi auf halber Strecke wird es trocken und auch wenn Taylor anfangs noch meinte, sie möge Regenshows besonders gern, merkt man ihr und ihrer Crew an, wie viel lockerer ihnen fortan das „Eras“-Spektakel fällt. Logisch, wenn man bedenkt, wie oft sie die Show bereits gespielt haben. Aber gerade „All Too Well“, in seinen vollen zehn Minuten bei strömendem Regen ganz allein von Taylor auf der riesigen Bühne gespielt, hat trotz der zehntausend anderen Konzertbesucher zugleich etwas Intimes, aber auch Sicherheit gebendes – wie etwa der Lieblingskuschelpulli.

Taylor Swift in Hamburg: Aktion der Fans ist der wahre Gänsehautmoment des Abends

Man kann verstehen, warum an diesem Abend die Welt, in der zwei Männer sich nur mit mulmigem Gefühl in der Öffentlichkeit küssen können, draußen bleibt. Junge Frauen tragen wie selbstverständlich kurze Glitzerröcke und durchsichtige Oberteile, ohne Sorge, von irgendjemandem blöd angemacht zu werden. Niemand wird ausgegrenzt. Selbst den paar mitgeschleppten Ehemännern und Partnern – stets am Football-Trikot zu erkennen – werden wie selbstverständlich Freundschaftsarmbändchen angeboten. Utopie nach Taylor Swift eben.

Kurz darauf beweisen die Fans erneut, wieso sie das wahre Highlight des Abends sind. Eine ihrer Aktionen schafft etwas, was man bei der in- und auswendig bekannten „Eras-Tour“ eigentlich nur im Akustiksegment erwartet: einen Überraschungsmoment. Während „Willow“ tauchen plötzlich Tausende gelber Luftballons im Publikum auf und werden rhythmisch hin- und hergeschwenkt. Gänsehaut pur, bestimmt nicht nur bei der sichtlich berührten Taylor Swift.

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Danach steigt mit „1989“ der Party-Teil des Abends, und wenn beim DESY während „Shake It Off“ und „Bad Blood“ nicht die Seismografen gewackelt haben, ist Hamburg nun offiziell erdbebensicher. Nichts und niemand bleibt noch auf den Sitzen, und Taylor Swift beweist einmal mehr, warum sie aktuell der größte Pop-Act der Welt ist.

Wie Taylor Swift: Swifties eifern ihrem Vorbild nach

„The Tortured Poets Department“, das Akustik-Set mit den Überraschungssongs und zu guter Letzt „Midnights“ rasen danach an einem vorbei wie in einem Pop-Fiebertraum. Eindrücke über Eindrücke, Empfindungen über Empfindungen. Mit „Karma“ ist auch schon der letzte Song des Abends da, Taylor verbeugt sich und dann? Irgendwie kann man nicht fassen, dass es vorbei ist. Dieser Pop-Abend der Eintracht, der Harmonie, an dem sich alle gegenseitig akzeptierten und respektierten.

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Letzteres scheint auf jeden Fall unter den Swifties länger als dreieinhalb Stunden Bestand zu haben. Im Gedränge des Volksparkstadions wird wie selbstverständlich einer Person im Rollstuhl Platz gemacht, bei jedem unbeabsichtigten Rempler in der Menge wird sich entschuldigt. Könnte so etwa die Welt aussehen, wenn Taylor Swift das Sagen hätte? Wahrscheinlich nicht, „f*ck the patriarchy“ und so. Doch die „Pferdemädchen“ unter den Musikfans, als die Swifties gerne belächelt werden, schaffen durch ihren gemeinsamen Nenner ein Idyll, das man sich länger als dreieinhalb Stunden wünscht.