Hamburg. Gregory Porter und die Broilers open air sowie ein besonderer Surferinnen-Film: Hamburgs beste Termine, für die es noch Karten gibt.

Ob nun bei mehr oder weniger als 30 Grad – nichts wird an Alster und Elbe so heiß gegessen, wie es kulturell gekocht wird. Und so gibt es auch in der letzten Juli-Woche noch Speisen, die den recht spontanen Genuss lohnen. Seien es ein großes und ein kleines Konzert im Volkspark oder in Winterhude, starke Filme drinnen und draußen in Altona, literarische Spaziergänge in Stadtpark und Speicherstadt sowie garantierte musika­lische Abkühlung in der Hauptkirche St. Jacobi.

Kultur Hamburg: Pop-Konzert

Kürzlich spielten die Broilers vor 25.000 Menschen in Essen – das bisher größte Konzert ihrer Karriere. Überhaupt werden die Düsseldorfer Punkrocker, die seit zehn Jahren äußerst beliebt sind nicht nur bei tätowierten Bikern und jungen erlebnisorientierten Menschen, in diesem Sommer von so vielen bejubelt werden wie noch nie. In der Berliner Waldbühne werden Anfang August an zwei Abenden insgesamt 30.000 Leute sein.

Die Broilers aus Düsseldorf spielen an diesem Sonnabend vor dem Hamburger Volksparkstadion – wie schon Die Toten Hosen.
Die Broilers aus Düsseldorf spielen an diesem Sonnabend vor dem Hamburger Volksparkstadion – wie schon Die Toten Hosen. © Robert Eikelpoth | Robert Eikelpoth

In Hamburg wird es an diesem Sonnabend auch voll. Die Band um Sammy Amara hat den Parkplatz vor dem Volksparkstadion gemietet, um nach den Vorgruppen The Bones und Danko Jones für allerbeste Stimmung zu sorgen. Die Broilers werden mit ihrer Mischung aus Riffs und unverstellten Texten dieselben Ventile öffnen, an denen jüngst ihre Düsseldorfer Kollegen Die Toten Hosen fast an selber Stelle schraubten.

Broilers Sa 23.7., 18.00, Open-Air-Gelände am Volksparkstadion (S Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 7, Karten 53,30 im Vvk.

Literatur

Es muss gar nicht so warm sein, wenn die lesetechnisch überaus bewanderten Vera Rosenbusch und Lutz Flörke zu ihren
„Literarischen Spaziergängen“ starten. Schon an diesem Sonnabendnachmittag gehen sie am Café Sommerterrassen los, um mit interessiertem Anhang den Stadtpark als Gartenkunstwerk neu zu entdecken und hören zu lassen, was Dichter wie Kurt Tucholsky im frühen 20. Jahrhundert über Natur und Großstadt zu sagen hatten.

„Fritz Schumachers Freilufthaus“, benannt nach Hamburgs prägendem Oberbaudirektor (1908–1933), ist Thema dieses Spaziergangs. Eine Woche darauf, am 30. Juli, geht es mit Gedichten von Else Lasker-Schüler, Ringelnatz und anderen unter dem Motto „Hey, Mr. Tallyman“ durch die Speicherstadt.

„Fritz Schumachers Freilufthaus“ Sa 23.7., 14.30, Treff vor Café Sommerterrassen (U Saarlandstraße), Südring 44, Kosten 10,-; „Hey, Mr. Tallyman“ Sa 30.7., 14.35, Treff U Baumwall, Ausgang zur Speicherstadt, 10,-; Anmeldung: info@hamburgerliteraturreisen.de

Konzert

Der Innenhof des Goldbekhauses wurde im (ersten) Corona-Sommer 2020 als (zwangsweise) bestuhlter Spielort wiederbelebt. Zwei Jahre später ist das Virus immer noch nicht weg, auf dem Hof indes ein Zelt hinzugekommen – falls es doch mal regnen sollte. Ein Open-Air-Konzert ist jenes der Firma Rock ’n’ Roll in jedem Fall, ebenso eine Zeitreise in die 40er- bis 60er-Jahre.

Die drei Hamburger Herren um den ESC-erfahrenen Bassisten Uwe Frenzel (Texas Lightning) präsentieren schon an diesem Sonnabendnachmittag Wirtschaftswunder-Hits am laufenden Band. Die Firma Rock ’n’ Roll hat deutsche und englische Schätze aus der Zeit des VW-Käfers und der Coca-Cola säuberlich abgestaubt und frisch verpackt.

Die Firma Rock ’n’ Roll Sa 23.7., 15.00, Goldbekhaus/Innenhof (Bus 6, 25), Moorfuhrtweg 9–11, Karten zu 10,- (Vvk.) bis 12,- (Vvk.); www.goldbekhaus.de

Kino

Diese Dokumentation ist bewegend und lustig zugleich: In „Mission: Joy“ gibt der Regisseur Louie Psihoyos Einblicke in die außergewöhnliche Freundschaft zweier spiritueller Leitfiguren unserer Zeit, jener vom Dalai Lama mit Desmond Tutu, dem Ende Dezember im Alter von 90 Jahren gestorbenen langjährigen Erzbischof von Kapstadt.

Freudig berührend: der Dalai Lama und Desmond Tutu in „Mission: Joy“.
Freudig berührend: der Dalai Lama und Desmond Tutu in „Mission: Joy“. © epd | Mindjazz Pictures

Inspiriert vom „New York Times“-Bestseller „Das Buch der Freude“ zeigt der Film den Austausch zwischen den beiden Friedensnobelpreisträgern. Der Film besteht großteils aus nie zuvor gezeigtem Material, das über fünf Tage in der Residenz des Dalai Lama in Dharamsala gedreht wurde. Kein Scherz: Vor der Vorstellung an diesem Sonntag im Zeise-Kino gibt es aus Anlass des „Tags der Freude“ einen kleinen Lachyoga-Kursus.

„Mission: Joy“ So 24.7., 11.00, Zeise-Kino 1 (Bus 2, 150), Friedensallee 7–9, Eintritt 7,- bis 10,-; www.zeise.de

Soul-Jazz

Sein Markenzeichen ist seine dunkle Ballonmütze über einem Schlauchschal. Egal ob Gregory Porter, der seine Football-Karriere an der San Diego State University, einst wegen einer Schulterverletzung beenden musste, am Montag derart drapiert auf die Stadtparkbühne tritt oder nicht – der Sänger und Komponist wird mit seinem Bariton und seiner Band gewiss alle im Halbrund erwärmen.

Am Montag im Stadtpark: Jazz-Schwergewicht Gregory Porter.
Am Montag im Stadtpark: Jazz-Schwergewicht Gregory Porter. © picture alliance / Photoshot | picture alliance

Seit mehr als einem Jahrzehnt und dem Erscheinen seines Albums „Liquid Spirit“ gehört der Kalifornier zu den Größen des zeitgenössischen Jazz. Jedoch hat sich Porter seine Liebe zu Soul, Blues und Gospel bewahrt. Als Songwriter taugt Porter ebenso, wie auf seinem Album „All Rise“ (2020) durchklang. Auch beim Hamburg-Konzert dürften neue Lieder zum harmonischen Mix aus Soul und Jazz verschmelzen – mit Texten mit Botschaft.

Gregory Porter, Support: Kaiser Quartett Mo 25.7., 19.00, Stadtparkbühne (S Alte Wöhr, U Saarlandstraße), Saarlandstr. 71., Karten zu 56,50 im Vvk.

Film

Trauerarbeit auf öffentliche und filmisch-persönliche Art leistet und liefert Regisseur Erec Brehmer in seiner Dokumentation „Wer wir gewesen sein werden“. Als seine langjährige Lebensgefährtin Angelina bei einem gemeinsamen Verkehrsunfall gestorben war, begab sich Brehmer mithilfe von Amateuraufnahmen, Sprachnachrichten, Tagebucheinträgen und gemeinsam gehörter Musik auf die Suche nach Orten und Ereignissen, in denen er seiner Freundin wiederbegegnen konnte. So entstand eine sinnliche Aufforderung an das Leben, die Brehmer am Dienstag (26.7.) persönlich im Zeise 1 vorstellt.

Szene aus von Erec Brehmers Film „Wer wir gewesen sein werden“.
Szene aus von Erec Brehmers Film „Wer wir gewesen sein werden“. © Erec Brehmer | Erec Brehmer

„Wer wir gewesen sein werden“ Di 26.7., 19.30, Zeise 1 (Bus 2, 150), Friedensallee 7–9, Karten zu 10,-; www.zeise.de

Freiluft-Kino

Surfer-Filme erfreuen sich – nicht nur im Sommer – seit Jahrzehnten bei Kino- und Sportfreunden großer Beliebtheit. Die bewegten Bilder von Wellen und ihren Reitern, vom Kampf Mensch mit und gegen Natur faszinieren insbesondere auf großer Leinwand. Doch warum immer mit Männern? Anfang der 90er-Jahre weigerten sich talentierte Surferinnen, die maskuline Dominanz auf der World Tour weiter hinzunehmen. Wendy Botha, Jodie Cooper, Lisa Andersen und andere Weltmeisterinnen kämpften für Gleichberechtigung in einer Welt, die für sie bis dato nur Rollen als Beach-Bunnys und Groupies vorsah.

Selbst von der Millionen Dollar schweren Surf-Industrie ließen sie sich nicht einschüchtern, sie hielten zusammen – bis sie besser surften als die meisten Männer. Mithilfe vieler Archivaufnahmen aus den Neon-80ern und den turbulenten 90ern erzählt die weltweit prämierte aus­tralische Dokumentation „Girls Can’t Surf“ von Christopher Nelius die Geschichte einer Frauen-Gang, die das Surfen verändern sollte. Der rebellische Ritt ist passenderweise beim Zeise Open Air oberhalb der Elbe zu sehen.

„Girls Can’t Surf“ Mi 27.7., 21.30, Zeise Open Air /Innenhof Rathaus Altona (Bus 2, 15), Platz der Republik 1, Karten zu 10,-;  www.zeise.de/openairprogramm

Orgel

Generell richtig ist, dass Hamburg beim Thema Musik viel zu bieten hat. Für Spezialinteressierte kommt der alljährliche Orgelsommer hinzu, um in die große Bandbreite der örtlichen Orgel-Landschaft hineinzuhören. Und dass es in Kirchen angenehm kühl ist, darf in diesem Juli und August als Zusatzargument für einen Besuch gelten.

Teil des Orgelsommer-Programms:  die Schnitger-Orgel in St. Jacobi.
Teil des Orgelsommer-Programms: die Schnitger-Orgel in St. Jacobi. © picture-alliance/ dpa | dpa Picture-Alliance / Ulrich Perrey

In den sechs Hauptkirchen sowie im St.-Marien-Dom wird bis in den September hinein pro Woche jeweils ein Orgelkonzert geboten. Die Programmvielfalt zieht alle Register, vom Frühbarock bis in die Gegenwart. Als Einstieg bietet sich das Konzert zum 272. Todestag Johann Sebastian Bachs am Donnerstag in St. Jacobi mit Organist Gerhard Löffler an.

J.S. Bach zum 272. Todestag Do 28.7., 20.00, Hauptkirche St. Jacobi (U Mönckebergstraße), Jakobikirchhof 22, Eintritt 10, Programm unter www.orgelstadt-hamburg.de/hamburger-orgelsommer