Hamburg. Die Jahresversammlung des Vereins fand in Hamburg statt. Die Themen: Pandemie, Geld und Macht. Carsten Brosda zeigte sich verhalten.
Die Agenda der Jahreshauptversammlung des Deutschen Bühnenvereins war nicht eben klein. Die Machtstrukturen an den Theatern sind zuletzt verstärkt in die öffentliche Diskussion geraten. Die Pandemie, die gerade auf einen weiteren möglicherweise schwierigen Herbst und Winter zusteuert, stellt die Theater und Orchester vor neue Herausforderungen.
Doch es gibt Ergebnisse und Erkenntnisse, die Carsten Brosda, hier nicht in seiner Eigenschaft als Kultursenator der gastgebenden Hansestadt, sondern als Präsident des Deutschen Bühnenvereins, verkünden konnte.
Deutscher Bühnenverein beschloss neue Satzung
So wurde eine Satzung beschlossen, die die Verwaltung neu justiert. Außerdem hat der Bühnenverein einen wertebasierten Verhaltenskodex verabschiedet und damit die erste Fassung von 2018 um den Umgang mit Vielfalt in den Häusern erweitert. Angestrebt werde ein respektvoller Umgang, um die Bühnen zu guten, angstfreien Orten des Miteinanders, Arbeitens und der Kulturproduktion zu machen, so Carsten Brosda.
2018 wurde bereits die Vertrauensstelle Themis gegründet, 70 Häuser haben konkrete Maßnahmen in Gang gesetzt, zu denen auch die Geschlechtergerechtigkeit bei der Besetzung von Gremien zählt, erläutert Marc Grandmontagne, Geschäftsführender Direktor des Deutschen Bühnenvereins. Zu den Zukunftsvorhaben zählt auch ein verstärkter Austausch zu nachhaltigen Produktionsweisen und Arbeitsabläufen.
Pandemie bereitet Bühnen viele Sorgen
Befürchtungen und Sorgen bereitet den Bühnen nach wie vor die Pandemie. Die aktuelle Finanzlage zumal der städtischen Bühnen ist aufgrund der staatlichen Hilfen stabil. Schwieriger ist der Blick in die Zukunft. In den Jahren 2023/24 kündigen sich veränderte öffentliche Haushaltslagen an, bei denen die Mittel voraussichtlich nicht mehr in dem Umfang zur Verfügung stehen werden wie vor der Pandemie.
„Da hilft es sehr, wenn wir Kraft der kulturellen Angebote die Frage aufwerfen, warum wir uns kulturelle Institutionen der Inspiration, der Irritation, der Beschäftigung mit unserer Gesellschaft leisten sollten, leisten müssen, weil wir ohne sie ärmer sind“, so Brosda. Es gelte nun, durch das künstlerische Tun zu überzeugen.
Publikum muss zurückgeholt werden
Aktuell beschäftigt viele Häuser die Frage, wie es zunächst gelingen kann, das Publikum zurückzuholen. Die Situation ist geprägt von einer disparaten Lage an Regulierungen, die Erfahrungen sind sehr unterschiedlich. Während die einen schon von einem halbwegs regelhaft sich anfühlenden Betrieb berichten, erzählen andere von noch zögerlichen Reaktionen.
Inhaltlich herrsche an Ideen kein Mangel, was sowohl die Verarbeitung der Pandemie-Zeit betrifft, als auch berechtigte Versuche, sie das Publikum zwischendurch vergessen zu lassen.
Carsten Brosda ungewohnt verhalten
Im Zuge der Pandemie hat der Deutsche Bühnenverein eine AG Digitales eingerichtet. Hier konnten neue Zielgruppen angesprochen werden, die jetzt in Kontakt mit den Bühnen gekommen sind und hoffentlich nun „das analoge Ganzkörpererlebnis Theater“ (Brosda) für sich entdecken.
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Aber insgesamt zeigt sich auch der sonst so optimistische Carsten Brosda verhalten: „Wir sind in einem Zwischenzustand und man weiß nicht, wie es ausgehen wird, aber wir haben die Gestaltungsmöglichkeiten in der Hand.“ Immer vorausgesetzt, die Finanzierungszusagen bleiben, wobei sich Engpässe in den Kommunalhaushalten abzeichnen.
„Impfangebote sind der Weg raus aus der Pandemie"
Mit Blick auf den Herbst beobachtet Marc Grandmontagne eine gesamtgesellschaftliche Verunsicherung. Es gehe jetzt um einen Vertrauensaufbau – mit Geduld. Neue staatliche Verordnungen seien ein Thema auf der 3G-, nicht auf der 2G-Seite, so Carsten Brosda. Sein Fazit: „Impfangebote sind der Weg raus aus der Pandemie. Da sind wir halt noch nicht.“