Die Komödie „Massive Talent“, die jetzt in Hamburger Kinos läuft, ist sehr gut besetzt, doch das Drehbuch schwächelt leider.

Kaum ein humoristisches Format hat sich zuletzt derart durchgesetzt wie die ironische Selbstparodie, die mit der Idee des Künstlers als Kunstfigur spielt. Zumeist besteht der Spaß darin, das Vorurteil des divenhaften Entertainers entweder mit voller Wucht zu bestätigen oder eben zu brechen. Sowohl Fernsehshows als auch Kinofilme reizten diese Idee bereits aus, neu ist das erzählerische Konzept von „Massive Talent“ also keineswegs.

Seine Anwendung auf die Kunstfigur Nicolas Cage klingt dennoch zunächst nach einem Geniestreich. Denn wenn es einen aktiven US-Schauspieler gibt, dessen Karriere auch ohne jegliche dramatische Überzeichnung Stoff für komödiantische Nacherzählung bietet, dann wohl Cages. Über seinen Werdegang vom oscarprämierten Charakterschauspieler zum B-Movie-König, schließlich zum Internet-Meme und dann doch wieder respektierten Kultdarsteller braucht nichts mehr geschrieben zu werden.

Nicolas Cage spielt sich selbst – seine Spielfreude ist das Beste am Film

Den Filmemachern Tom Gormican und Kevin Etten stünde für ihr Metaprojekt „Massive Talent“ also eine Fülle von Zugängen zum Phänomen Cage zur Verfügung. Dass Cage sich bereit erklärt hat, eine fiktionalisierte Version (eigentlich sogar mehrere Versionen) von sich selbst zu verkörpern, stimmt ebenfalls zuversichtlich. Tatsächlich sind Cages ungebrochene Spielfreude und sein titelgebendes „massives“ komödiantisches Talent das Beste an dem Film. Das schwache Drehbuch weiß allerdings zu wenig mit dem Star anzufangen. Nach einem gelungenen Einstieg, der uns Cage als selbstverliebten Versager mit Herz präsentiert, verfällt „Massive Talent“ nämlich in ein weiteres hinlänglich bekanntes Erzählmuster: die Verwicklung eines tollpatschigen Schauspielers in ein reales Spionagekomplott.

Cage wird von seinem Manager (Neil Patrick Harris) dazu überredet, bei der Geburtstagsfeier des superreichen Spaniers Javi (Pedro Pascal) auf Mallorca aufzutreten. Der entpuppt sich bald als internationaler Waffenhändler und Entführer. Cage wird nun von zwei CIA-Agenten angeheuert, Javi unschädlich zu machen. Das führt zu allerlei erwartbaren Verwicklungen und Verfolgungsjagden, die man alle schon anderswo lustiger gesehen hat. Wie individuelle Sketche reiht der Film seine Szenen aneinander, auch die wenig subtilen Anspielungen auf Cages Filmbiografie sind nicht wirklich ausschlaggebend für die Handlung. Der Soundtrack versucht zudem erfolglos, laue Gags mit penetranter Musik aufzupolieren.

Zarte Männerfreundschaft sorgt für die sympathischsten Momente

Es ist ein Glück für die Filmemacher, dass Cage, wie üblich, mit vollem Körpereinsatz dabei ist und auch aus vorhersehbaren Szenen, etwa einem unfreiwilligen LSD-Trip, noch einiges herausholt. Auch der Rest des Ensembles überzeugt: Neben Neil Patrick Harris begeistert etwa Sharon Horgan als Cages Ex-Frau.

Die Chemie zwischen Cage und Pedro Pascal sorgt aber eindeutig für die besten Momente: Die zarte Männerfreundschaft zwischen dem heruntergekommenen Hollywoodstar und dem vermeintlichen Gangster ist überaus sympathisch. Als episodenhafte Hommage an den Komödianten Cage funktioniert „Massive Talent“ also zeitweise durchaus.

„Massive Talent“ 108 Minuten, ab 12 Jahren, läuft im Abaton, Cinemaxx Harburg, Savoy, Studio, UCI Mundsburg/Othmarschen/Wandsbek