Hamburg. Theater-Web-Serie „Platt2Go“ geht wegen des großen Erfolgs in die zweite Staffel. Schauspieler Christian Richard Bauer gibt den Lehrer.
Präsenz zeigen, im Gespräch bleiben, auch etwaige Hemmschwellen abbauen, das wollen in Hamburg nicht nur die großen Staatstheater. Auch das traditionsreiche Ohnsorg-Theater, das seinen Spielbetrieb noch bis zum 28. März eingestellt hat, ist in Zeiten der Lockdown-Verlängerungen digital unterwegs. Zwar nicht mit abgefilmten oder aufwendig fürs Internet live gestreamtem Inszenierungen, jedoch mit „Platt2Go - Ohnsorgs lütte Platt-School“. Nachdem das Haus am Heidi-Kabel-Platz Anfang Februar jene kleine Webserie gestartet hat, geht das Format nun in die zweite Staffel.
Das freut nicht nur Christian Richard Bauer. Der Schauspieler, seit Jahren regelmäßig als Gast am Ohnsorg zu erleben, ist als Moderator gewissermaßen das Gesicht dieser kleinen Schule fürs Niederdeutsche und prädestiniert für die Aufgabe: Vor seinem Schauspielstudium hat der gebürtige Hamburger deutsche und niederdeutsche Literatur studiert. „Ich habe schon immer gerne erklärt und sicher auch oft genervt“, sagt der 36-Jährige. Es gehe ihm indes nie darum, altklug daherzureden - „mich begeistert das Thema selbst, und ich möchte es verständlich machen und helfe gern“, so Bauer.
Vor Corona gab es fürs Theaterpublikum das „Platt-Vorspiel“
Nach der Anfrage vom Ohnsorg hatte er die ersten beiden Folgen am Schreibtisch ausgearbeitet – eine Woche später wurden sie auf der leeren Bühne gedreht. Doch sie entstehen nicht nur im Theater entstehen. Trotz Minustemperaturen zog Bauer mit der kleinen Ohnsorg-Produktionscrew für die dritte Ausgabe durch Hamburgs Innenstadt, um anhand von Häuser- Schilder- und Straßennamen nach Plattdeutsch im Alltag zu fahnden.
„Wir haben schon länger nach einem Weg gesucht, unser beliebtes Platt-Vorspiel für den digitalen Raum weiterzuentwickeln. Corona hat dieses Vorhaben dann beschleunigt“, erläutert Leandra Staemmler. Die emsige Pressereferentin, mit ihrer Kollegin Christine Strüver Teil des Kreativteams, verweist auf die stückbezogene Einführung in die plattdeutsche Sprache, die es schon in Vor-Corona-Zeiten einmal pro Woche fürs Theaterpublikum gab.
„Platt2Go“ – rund 10.000 Zugriffe pro Folge
Carina Dawert, Referentin der Intendanz und zuvor Mitglied der Niederdeutschen Bühne Kiel, sowie Christiane Ehlers vom Niederdeutsch-Sekretariat hatten das „Platt-Vorspiel“ ebenfalls moderiert. Beide hat Bauer, nun der Hahn im „Platt2Go“-Korb, für die Folgen 4 und 5 als Gesprächspartnerinnen geladen. „Wie lernt man eigentlich am besten Plattdeutsch?“ und „Plattdeutsch als geschützte europäische Minderheitensprache“ lauten die Schwerpunkte.
Die acht bis circa 20 Minuten langen Video-Folgen gleiten aber nie ins Fachspezifische ab, sind mit hochdeutschen Untertiteln versehen und mit originellen Zeichnungen aufgelockert; so bieten sie eine gelungene Mischung aus Information und Unterhaltung. Wörter wie „vigeliensch“ (Plattdeutsch für „schwierig“ oder „kompliziert“) und deren Herkunft - es kommt von „Vigelien“ (Violine) und damit vom komplizierten Geigenspiel - oder „Tüdelkraam“ erklärt Bauer nebenbei auch.
Rund 10.000 Zugriffe pro Folge über die Ohnsorg-Website und die sozialen Kanäle haben das „Platt2Go“-Team ermutigt, fünf weitere neue Folgen zu planen. „Auch Plattsnacker sind zuweilen begeistert vom Thema und freuen sich einfach, plattdeutsche Inhalte zu bekommen sowie selbst welche beizusteuern“, sagt Christian Richard Bauer. Demnächst kommt das Wort „Slackermaschü“, kündigt er an. „Darauf kann man sich freuen.“
„Platt2 Go – Ohnsorgs lütte Platt-School“ Folgen 1 bis 5 und neue Folgen ab Di 9.3. kostenlos unter www.ohnsorg.de