Hamburg. Marc Bouchkov fühlt sich besonders in Hamburg zuhause. Mit der Camerata ist er jetzt in der Elbphilharmonie zu hören.

D­­­er Artist in Residence tritt zum ersten Mal Mitte Juni auf, ganz am Ende der Saison? Das kann ja nur einen Grund haben. Corona natürlich. Immerhin kann der Geiger Marc Bouchkov dieses eine aus dem Reigen der mit der Hamburger Camerata geplanten Konzerte noch geben, und dann, wie es jetzt Usus ist, gleich zweimal hintereinander: Am Mittwoch spielen die Künstler unter der Leitung von Gábor Hontvári das Violinkonzert von Sibelius und Mozarts Jupiter-Sinfonie. Allerfeinstes Repertoire, das sicher mal als Krönung eines intensiven Miteinanders gedacht war.

Es hätte alles so schön sein können. Bouchkov hatte sich auf die Residenz auch deshalb gefreut, weil Hamburg erklärtermaßen seine Lieblingsstadt ist. Er lebt heute in Frankfurt, aufgewachsen ist er in Belgien, in Paris hat er studiert und folgte dann seinem Lehrer Boris Garlitksy an die Elbe.

Marc Bouchkov war Geiger beim NDR

Eine wichtige Station, wie er am Telefon erzählt: „Nach Deutschland zu kommen, war eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Die Menschen bringen der Musik hier eine ganz andere Wertschätzung entgegen als in Frankreich.“ Und dann schwärmt er von seiner Zeit als Geiger beim NDR, während der er seine Solokarriere vorbereitete. Orchesterspiel ist dafür eine ziemlich ungewöhnliche Vorbereitungsmethode, aber der Erfolg spricht für sich. Bouchkov hat Preise bei einer Reihe international renommierte Wettbewerbe gewonnen.

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In seiner Person und in seinem Spiel vereint er verschiedene Traditionen. Sein Vater stammte aus der Ukraine, seine Muttersprache ist Russisch. Der Großvater war sein erster Geigenlehrer, alte russische Schule nach Leopold Auer. „Für Solisten war diese Schule phänomenal“, sagt Bouchkov.

Elbphilharmonie-Konzert statt Kammermusik

„Aber ob man ein guter Musiker ist, hat nicht nur damit zu tun, ob man eine solistische Karriere macht. Sondern mit der Persönlichkeit.“ Er selbst hält es eher mit seinem Vorbild Eugène Ysaÿe: „Der war ein echter Musiker. Er hat als Solist gespielt, komponiert, Kammermusik gemacht, ein Quartett gegründet und im Orchester gespielt. Alles kombiniert. Ich finde, ein Musiker muss das alles machen.“

Als Kammermusiker hat das Hamburger Publikum Bouchkov fürs erste verpasst. Aber man kann ja vielleicht auch das Gute an einer offenen Situation wie der jetzigen würdigen: Wer weiß, was noch alles kommt. Erstmal kommt jedenfalls der Mittwoch.

Hamburger Camerata, Gábor Hontvári, Marc Bouchkov Mi 16.6., 18.30 und 21 Uhr, Elbphilharmonie, Großer Saal. Karten über hamburgercamerata.com