Hamburg. Ceren Orans „Tei & Len“ am Jungen Schauspielhaus konfrontiert ein sehr junges Publikum mit Anziehung und Abstoßung.
Ein Spielplatz. Sigrid Wurzinger hat auf die Studiobühne des Jungen Schauspielhauses eine Wippe gebaut, etwas weiter hinten eine Mischung aus Karussell und Trampolin, an der Seite eine pendelnde Schaukel. Auf der Alicja Rosinski sitzt und Musik hört. Glücklich. In sich ruhend. Vielleicht ist ihr ein bisschen langweilig. Was macht man eigentlich mit so einer Wippe? Wippen. Ist nur etwas aufwendig, wenn man alleine ist. Tja.
Aber Rosinski bleibt nicht lange alleine, in Ceren Orans Stückentwicklung „Tei & Len“ am Jungen Schauspielhaus. Bald gesellt sich mit Rotem Weissman eine zweite Figur zu ihr, bald kann gemeinsam gewippt werden, bald getanzt. Und bald geht man sich auch ein wenig auf den Keks. Da muss man dann einen Umgang mit finden. Im Grunde erzählt „Tei & Len“ eine ganz unspektakuläre Geschichte von Anziehung und Abstoßung, von der Sehnsucht nach Gemeinschaft und dem Verlangen nach Rückzug – aber mit wie viel Charme und Humor Oran diese Geschichte bebildert, das macht aus der Dreiviertelstunde etwas Besonderes.
Bewegungsbegeisterung überträgt sich aufs junge Publikum
Wobei auch die Harmonie, mit der Rosinski und Weissman miteinander agieren, ihren Anteil am Gelingen der Produktion hat. Rosinski, Ensemblemitglied am Jungen Schauspielhaus, und Weisman, Tänzerin aus Tel Aviv, spielen, als ob sie ununterbrochen miteinander auf der Bühne stehen würden, als ob sie nicht aus unterschiedlichen Genres kommen würden – und weil das Aussehen der beiden als jugendliche Lockenköpfe ein harmloses Verwechslungsrisiko in sich trägt, nimmt man „Tei“ und „Len“ ebenfalls eigentlich als eine Figur wahr. Als eine Figur, die von Zeit zu Zeit geteilt ist: „Tei-Len“.
Dass die Bewegungsbegeisterung der beiden Figuren sich gegen Ende aufs junge Publikum (das Stück wird vom Jungen Schauspielhaus für Zuschauer ab drei Jahren empfohlen) überträgt, dass sich nach und nach eine gewisse Unruhe im Saal breitmacht – geschenkt. Das aufkommende Geraschel und Getuschel sind nicht mehr als weiterer Ansporn für zwei Performerinnen, die hier als reizende Wirbelwinde durch ein Stück fegen, das selbst eher Aufgabenparcours ist und weniger echte Story. Dass nach dem Schlussapplaus das Publikum selbst die Bühne entern und unter Aufsicht von Rosinski und Weissman den Kunstspielplatz in Beschlag nehmen darf, ist da nur konsequent.
Wieder am 12., 13. und 22.4., 10 Uhr, 16.4., 15.30 Uhr, 17.4., 14.30 Uhr, 23.4., 15 Uhr, Junges Schauspielhaus, Tickets unter T. 248713, www.schauspielhaus.de