Hamburg. Von Sonntag an streamt das Ernst Deutsch Theater Heiner Müllers “Quartett“ mit Luc Feit und Katharina Abt als Fortsetzungsgeschichte.

Es ist sein allererstes Theaterengagement in Hamburg – sein Publikum aber lernt Luc Feit gar nicht kennen. Am Ernst Deutsch Theater probt und filmt der Schauspieler, der zuletzt in der Erfolgsserie „Babylon Berlin“ als verrückter Forensiker für Furore sorgte, derzeit für ein Format, das explizit für die digitale Bühne erarbeitet wird: Heiner Müllers Zwei-Personen-Stück „Quartett“ in der Regie von Harald Weiler, als Fortsetzungsgeschichte in sechs Online-Folgen.

“Ich bin froh, hier etwas zu tun, was ich kann“, sagt Luc Feit, „auf den Proben vergisst man das Ganze da draußen.“ Die Produktion selbst, in der er mit der Hamburger Kollegin Katharina Abt auf der Bühne und vor insgesamt drei Kameras steht, sei eine Mischform aus Film und Theater: „Mir gefällt das ganz gut. Einerseits ist da das Theatralische, Heiner Müllers Stück ist ja ein Theatertext, andererseits liegt die Kraft in der Reduktion.“

Ernst Deutsch Theater statt "Babylon Berlin"

Geprobt, gespielt und aufgenommen wird chronologisch, mit Schnittunterbrechungen. „Die Dreherfahrungen von Katharina Abt und mir helfen da sicher“, glaubt der Schauspieler. „Wir schreiten langsam voran, das ist ganz spannend. Trotzdem ist es eine andere Energie als der lange Atem, den eine normale Theatervorstellung sonst hat.“ Gesendet wird auf der Theater-Homepage von Sonntag an einmal wöchentlich.

Häppchenweise, das Haus an der Mundsburg will im Gespräch bleiben. Im Unterschied zum Film oder Fernsehen, wo bei größeren Produktionen höchstens zwischen einer und drei Filmminuten am Tag geschafft werden, drehen Abt und Feit auf der Ernst-Deutsch-Bühne dafür rund zehn Minuten am Tag.

Luc Feit: "Das Stück in sich ist schon sehr coronagerecht"

Die Abstandsregeln einzuhalten sei dabei nicht sehr kompliziert: „Als hätte Heiner Müller es geahnt, ist das Stück in sich schon sehr coronagerecht. Körperlich bleiben wir auf Distanz, die Handlungen passieren vor allem im Kopf.“ Müllers Text ist eine Verdichtung des Skandalromans „Gefährliche Liebschaften“ von Choderlos de Laclos, ein Spiel mit Intrigen, Erotik und Geschlechterzuschreibungen. „Und es geht auch viel um Einsamkeit und Endzeitstimmung. Das passt doch ziemlich gut!“

Angefragt worden ist Luc Feit für die Hamburger Inszenierung von Regisseur Harald Weiler. Im Corona-Jahr 2020 hatte Feit mit ihm die Film-Adaption „Schtonk!“ als Tourneetheaterproduktion erarbeitet. Nach der Premiere in Minden und nur einer weiteren Vorstellung war dafür in Deutschland allerdings bereits Schluss – in Feits Geburtsland Luxemburg immerhin konnte das Ensemble noch drei weitere Male spielen, bevor auch dort die Theater wieder für ihr Publikum schlossen.

"Mir fehlt das, was man auf der Bühne ja spielt: das Leben an sich"

Wie es nach „Quartett“ weitergeht, weiß Luc Feit zwar noch nicht, bange ist ihm aber nicht: „Ich habe zum Glück keine Existenzsorgen, die letzten fünf Jahre liefen recht gut. Aber mir fehlt doch das, was man auf der Bühne ja spielt: das Leben an sich.“

„Quartett“, ab 7.2. immer sonntags, 19 Uhr, kostenlos auf ernst-deutsch-theater.de