Hamburg. Frank Schönenborn, im Hauptberuf Fluglotse, rezensiert quasi jede verfügbare Einspielung von Richard-Wagner-Opern und gibt Tipps.
Der Wahnsinn hat Methode: Nach seinen viele hundert Seiten starken Bänden über sämtliche verfügbare Aufnahmen vom „Ring des Nibelungen“, vom „Fliegenden Holländer“, „Tannhäuser“ und „Lohengrin“, komplettiert Frank Schönenborn die Reihe nun mit Band drei.
In ihm rezensiert er rund 750 Einspielungen von „Tristan und Isolde“, von den „Meistersingern von Nürnberg“ und „Parsifal“. Dabei belässt er es wie üblich nicht bei dem, was Gelegenheitshörer im Regal stehen haben und sich problemlos im Tonträgerhandel beschaffen lässt.
Wagner-Opern zigfach gehört und analysiert
Oh nein, Schönenborn, im Hauptberuf Fluglotse, ist ein Nimmersatt, der sich ebenso durch Opernauszüge auf Schellack wie durch komplette TV- und Radioübertragungen hört. Da kann es dann schon einmal sein, dass Sir Simon Rattles „Tristan und Isolde“-Dirigat an der Met in New York gleich viermal auftaucht, weil im September/Oktober 2016 an vier unterschiedlichen Tagen live gesendet wurde.
Und natürlich spielen auch Video- und DVD-Produktionen eine Rolle – allerdings hört Schönenborn die nur über seine Stereoanlage, der Bildschirm bleibt schwarz, um nicht bei der musikalischen Analyse von den Bildern abgelenkt zu werden.
Dabei können die Bewertungen des Gehörten durchaus ungnädig sein. So heißt es etwa zu einem 2006er „Tristan“-Live-Mitschnitt aus San Francisco: „David Runnicles dirigiert müde ein eher schwaches und undiszipliniertes Orchester mit kaum passenden Akzenten und Leidenschaft.“ Vor allem der dritte Aufzug sei „eine uninspirierte Pflichtübung“. Und zu Peter Schneiders Dirigat der Oper 2013 in Wien schreibt Schönenborn, das Orchester mache „sein Desinteresse schon im Vorspiel mehr als deutlich“. Autsch.
Autor verspricht Hilfe bei der Suche nach der richtigen Wagner-Einspielung
Doch das sind Ausnahmen, in der Regel gefällt dem Autor, was er hört, auch wenn es für ihn selbst bei klassischen Furtwängler-Aufnahmen, die er im Prinzip lobt, kleine Schönheitsfehler gibt. Eine objektive Bestandsaufnahme verspricht Schönenborn ohnehin nicht, weiß er doch, dass die Geschmäcker auch (oder gerade) bei Wagner sehr unterschiedlich sind.
Sein „Wagneruniversum“ ist ein Werk, zum immer wieder durchblättern und reinlesen, das zahllose Anregungen bietet und motiviert, sich auf die Suche nach so manch schwer erhältlicher Aufnahme zu machen. Hier verspricht der Autor sogar persönliche Hilfe: Wer nicht voran kommt, kann sich per Mail an wagneruniversum@web.de direkt an ihn wenden.