Hamburg. Das Programm für Hamburgs großes Literaturfestival ist raus. Es enthält einige große Namen – auch den einer bekannten Aktivistin.
Das neue Programm von Hamburgs großem Literaturfestival ist raus. Wobei man hinsichtlich der Vokabel „groß“ sicherlich im Laufe der Jahre die Perspektive verändern musste: So viele Veranstaltungen wie beim Start vor fast anderthalb Jahrzehnten gibt es schon eine Weile nicht mehr. Auch, weil der Hauptsponsor, die Klaus-Michael Kühne-Stiftung, ihr Engagement zurückgefahren hat. Deswegen ist mittlerweile die Devise: Kleiner, aber umso feiner – gilt auch für die Festivalausgabe 2021, die vom 9. September bis zum 24. Oktober an Veranstaltungsorten am Hafen und in Hafennähe läuft.
Der Terminplan sieht unter anderem Veranstaltungen mit den Bestsellerautoren Eckart von Hirschhausen, Heinz Strunk, Ferdinand von Schirach, Sven Regener und Alina Bronsky vor. Des weiteren wird einiges an Prominenten aufgefahren, die neben ihrer eigentlichen Profession auch Bücher schreiben oder grundsätzlich etwas zu sagen haben. Zum Glück kein Zelebritäten-C-Personal, sondern Schwergewichte. Die Feministin Alice Schwarzer, der Komiker Hape Kerkeling; Politiker wie Gregor Gysi und Wolfgang Schäuble oder die Aktivistin Luisa Neubauer.
Kooperation mit der Elbphilharmonie
Und weil das Harbour Front Festival seit dem vergangenen Jahr mit der Elbphilharmonie kooperiert, sind innerhalb der Festival-Reihe „Harbour Front Sounds“ in diesem Jahr viele Musikerinnen und Musiker vertreten: Sebastian Krumbiegel etwa, Igor Levit oder Wolfgang Niedecken. Schauspielerinnen und Schauspieler haben ebenfalls ihren Auftritt – mit musikalisch inspirierten Abenden, Hannelore Hoger vereint im großen Konzerthaus eine Brief-Lesung mit Klavierbegleitung, Devid Striesow nimmt sich mit musikalischem Sidekick der „Blechtrommel“ an.
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Apropos: Laut ging es auch im vergangenen Jahr zu. Dem Jahr also, in dem die Festivalmacher Petra Bamberger, Niko Hansen und Heinz Lehmann beharrlich und gegen alle Corona-Widerstände ihr Festival mit großzügiger Unterstützung der Kulturbehörde (die Kühne-Stiftung war ausgerechnet in Zeiten der Not weit weniger spendabel) durchzogen.
Zuletzt gab es einen Skandal um Lisa Eckhart
Internationale Autorinnen und Autoren waren nicht zugegen, Abstandsregeln minimierten die Besucherzahl, und doch war es insgesamt ein schönes Fest in einer Zeit, als die Pandemie vor der zweiten Welle noch pausierte, aber kulturell andernorts dennoch vieles auf Sparflamme kochte. Leider wurde die Stimmung mit der unglücklichen Entscheidung vermiest, eine Lesung mit der umstrittenen Kabarettistin Lisa Eckhart abzusagen.
Andererseits: Der Streit um Cancel Culture und die abermalige Verständigung darüber, was Kunst denn nun dürfen soll und was nicht, hatte zwar die Anmutung einer Kakophonie. Aber Missklänge sind ja auch erkenntnisfördernd, wenngleich mit zeitlichem Abstand vor allem auch der Befund bleibt, dass die Affäre Eckhart manch einem im Coronaloch-Sommerloch-Doppel irgendwie ganz willkommen war.
Frank Schätzing kommt als Klima-Autor
Derlei Skandälchen sind bei der 13. Ausgabe des Festivals nicht zu erwarten. In den Debütantensalons treten heuer, soweit man das überblicken kann, unverdächtige Akteurinnen und Akteure auf. Allerdings ist unter den acht Finalisten für den Kühne-Preis lediglich ein Autor mit also sieben Konkurrentinnen.
Ein starkes Zeichen, wo man im Gesamtprogramm sonst ein relativ ausgewogenes Geschlechterverhältnis feststellen kann. Was die gesellschaftspolitischen Themen angeht, ist das Festival am Puls der Zeit: Den Eröffnungsabend bestreitet am 9. September Thriller-König Frank Schätzing mit seinem Klima-Buch „Was, wenn wir einfach die Welt retten?“, es ist gleichzeitig der Auftakt der Reihe „Harbour Front Future“.
Harbour Front: Infos und Tickets
- Das Literaturfestival findet in diesem Jahr vom 9. September bis 24. Oktober statt.
- Seit diesem Mittwoch ist das Programm unter www.harbourfront-hamburg.com abrufbar. Der Ticketverkauf startet am 3. August.
- Das Programm umfasst mehr als 60 Veranstaltungen. Stand jetzt sollen alle live und vor Publikum stattfinden. Es gelten die behördlich verordneten Corona-Schutzmaßnahmen und Abstandsregeln.
Das Hamburger Tüddelband geht in diesem Jahr an den Autor Saša Stanišic und seinen sechsjährigen Sohn Nikolai für ihr Kinderbuch „Hey, hey, hey, Taxi!“. Verliehen wird es am 18.9., 15 Uhr, im St. Pauli Theater.
Das Interesse am Schutz der Erde ist nicht unbedingt überraschend, aber Relevanz schlägt Originalität im Zweifel halt eben doch. Wer auf Entdeckungen aus ist, der wird im Programm anderswo fündig: Etwa bei Charly Hübner und seinem Motörhead-Abend oder bei Peter Buwalda, dem niederländischen Literatur-Kraftmeier, der seinen Roman „Otmars Söhne“ in Hamburg vorstellen wird. Was internationalen Besuch angeht, sind außerdem Tayari Jones, Cynthia D’Aprix Sweeney und Hamburg-Stammgast Richard Ford im Angebot.
Weniger weite Anreisen haben Heinz Strunk, der aus seinem Roman „Es ist immer so schön mit dir“ in der Elbphilharmonie lesen und sich dabei selbst auf der Querflöte begleiten wird, und das Autorinnen-Trio Katharina Hagena, Isabell Bogdan und Regula Venske, das an einem Festivalabend seiner Liebe für Nordseeinseln nachgehen will.