Hamburg. Der einstige Thalia-Dramaturg Carl Hegemann stellt sein Buch „Dramaturgie des Daseins“ im Nachtasyl vor – mit einer besonderen Party.

In den Theaterkantinen macht man blöde Witze über Dramaturgen. „Was ist der Unterschied zwischen einem Dramaturgen und einem Kondom?“, heißt es da. Antwort: „Gibt keinen. Mit ist es sicherer, aber ohne ist es schöner.“ Haha. Der Dramaturg ist also jemand, der einem jeden Spaß an der Kunst mit zwar klugen, aber trotzdem irgendwie nervtötenden Einwänden vermiest, soll das wohl heißen. Vor allem beweist es, dass man keine Ahnung davon hat, wie Carl Hegemann als Dramaturg arbeitet.

Hegemann ist klug, ohne Zweifel. Promovierter Philosoph, Professor für Dramaturgie an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig – der heute 72-Jährige weiß, wovon er spricht. Schon durch seine Biografie ist er eine Legende seines Fachs: In den 90ern erfand er Frank Castorfs Berliner Volksbühne mit als wider­ständigstes, kratzbürstigstes Theater der Republik, manche behaupten, Hegemann sei das theoretische Mastermind der Volksbühne gewesen.

Hegemann war drei Jahre Dramaturg am Thalia

In Hamburg war er von 2011 an drei Jahre Dramaturg am Thalia und hatte dort die (gelinde gesagt: doofe) Idee, das Publikum abstimmen zu lassen, welche Stücke inszeniert werden. Was beweist: Hegemann mag ein kluger Kopf sein, er ist sich aber auch nicht zu schade dafür, sich auf himmelschreienden Blödsinn einzulassen.

Vergangenes Jahr erschien sein Buch „Dramaturgie des Daseins“, ein Titel, der erst einmal hochvergeistigt klingt, wobei der Untertitel „Everyday live“ den Band wieder im Alltag verknüpft. So denkt Hegemann: einerseits diskursiv auf höchstem Niveau, andererseits fest verankert in Pop, Unterhaltung und, ja, Spaß. „Dramaturgie des Daseins“ versammelt jüngere Texte aus Hegemanns dramaturgischer Arbeit, Programmheftbeiträge vor allem, aber auch Vorträge, Essays, Artikel. Manche Texte kennt man schon aus diversen Hamburger Theatern, in ihrer Gesamtheit ergeben sie aber ein hübsches Kaleidoskop des ungeordneten, wilden Denkens.

Lessingtage: Hegemann stellt Buch im Nachtasyl vor

Im Rahmen der Lessingtage stellt Hegemann die Veröffentlichung bei seinem ehemaligen Arbeitgeber in der Thalia-Bar Nachtasyl vor – nicht als schnöde Lesung, sondern als „Buchparty“ mit Musik, Ensemblemitgliedern sowie der Band aus der ebenfalls sehr eigenwilligen Thalia-Produktion „Die Nacht der von Neil Young Getöteten“. Versprochen werden neben Musik und Text „gute Drinks und Gespräche“, und vielleicht sagt das schon viel aus darüber, wie Hegemann Dramaturgie versteht.

Buchparty 2. Februar, 20.30 Uhr, Nachtasyl, Tickets unter T. 32814444, www.thalia-theater.de