Hamburg. Die Tochter von Ravi Shankar spielte aus ihrem Album „Love Letters“ – und hinterließ das Publikum mit noch mehr Lust auf indische Musik.

Als Anoushka Shankar am Sonntagabend zum letzten Mal im Großen Saal der Elbphilharmonie die Handflächen aneinanderlegt und sich unter dem Jubel des Publikums tief verbeugt, geht eines der bemerkenswertesten Festivals in diesem Konzerthaus zu Ende. Vier Tage lang hatte die Sitar-Virtuosin, eine Tochter des legendären Ravi Shankar, Konzerte gegeben und kuratiert, hatte befreundete Künstlerinnen und Künstler aus Indien und aus der indischen Diaspora in Großbritannien nach Hamburg eingeladen.

Dabei reichte die Spannbreite von traditioneller nordindischer Klassik wie sie die Sängerinnen Indrani Mukherjee und Aruna Sairam präsentierten, bis zu den sphärischen Clubsounds einer Arushi Jain, die sich zu später Stunde am besten mit geschlossenen Augen genießen ließen.

Festival in der Elbphilharmonie: Anoushka Shankar spielt die Sitar

Überragend die Mischung aus dem Spiritual Jazz eines Pharoah Sanders oder einer Alice Coltrane mit nordindischer Klassik, die Schlagzeuger Sarathy Korwar und das Upaj Collective präsentierten. Bewegend der Auftritt des Sarod-Spielers Soumik Datta, der mit Band seine „Songs Of The Earth“ vorstellte, eine Auftragskomposition für die UN-Klimakonferenz. Und dann war da Anoushka Shankar selbst, die bei sämtlichen Konzerten im Publikum saß oder hinter der Bühne stand und auch selbst zweimal auftrat.

Sensationell geriet dabei die Live-Begleitung des indischen Films „Shiraz“ von 1928, eine historische Liebesgeschichte, die in den Bau des Taj Mahal mündet. Hier waren auch westliche Instrumente zu hören, doch am spektakulärsten gerieten die Momente, in denen die 40-Jährige ihre mal sehnsüchtigen, mal furios treibenden Läufe auf der Sitar spielte. Riesiger Jubel für ein durchaus anspruchsvolles Programm.

Anoushka Shankar begeistert besonders mit der Sitar

Zum Festivalabschluss stellte Anoushka Shankar dann im Großen Saal ihr aktuelles Album „Love Letters“ in den Vordergrund, ein Song-Zyklus, der von Verlust und dem Gewinnen innerer Stärke erzählt. Intensiv war das und es gab vom konzentriert zuhörenden Publikum viel Applaus, doch am größten war die Begeisterung auch hier, wenn das Klangspektrum der Sitar – zum Beispiel bei „Beloved“ aus dem bereits vor 16 Jahren veröffentlichten Album „Rise“ – deutlich im Vordergrund stand.

Offensichtlich ist das Interesse an klassischer (nord-)indischer Musik in Hamburg vorhanden, nur gibt es leider viel zu wenig Konzerte. Wie schön wäre es, würde die Elbphilharmonie künftig verstärkt diese Lücke füllen.