Hamburg. Der Musiksender ByteFM startete vor 14 Jahren als Webradio. Ab 3. Januar sendet er auf Ukw - mit „StadtMagazin“ und Kultur aus Hamburg.

Es sind dicke Mauern, hinter denen die Musik spielt. Ganz so dicke Bretter hatte Ruben Jonas Schnell zwar nicht zu bohren, um mit dem von ihm gegründeten Radiosender ByteFM auf offene Ohren zu stoßen - einen langen Atem brauchte er dennoch: Von diesem Montag (3.1.) an ist das vor mehr als einem Jahrzehnt als Internetradio gestartete ByteFM mit Sitz im Medienbunker an der Feldstraße auf St. Pauli permanent auf Ukw zu hören. Offizieller Startschuss: heute, 13 Uhr.

Das grenzt an kleine Revolution in der umkämpften, musikalisch indes zuletzt terrestrisch weniger blühenden Hamburger Rundfunklandschaft. Und: Wann ist zuletzt ein privater Hamburger Sender wie ByteFM gleich auf zwei Ukw-Frequenzen (91,7 und 104,0 MHz) mit einem 24-Stunden-Vollprogramm gestartet? Das alles finanziert ohne Werbung, nur dank Förder-Mitgliedschaften!

Medien: Ukw-Vollstart erfolgte schneller als gedacht

Mehr als 7500 waren es zum Jahreswechsel, und täglich werden es mehr. „Wir fühlen uns natürlich geadelt, dank der beiden Ukw-Frequenzen gewinnen wir enorm an Reichweite“, freut sich Schnell, dessen Sender außer im Netz auf Ukw 91,7 bisher nur täglich von 19 bis 22 Uhr zu hören war. Ursprünglich sollte der bei der Medienanstalt Hamburg/Schleswig Holstein beantragte und bereits 2019 bewilligte Ukw-Vollstart von ByteFM erst zum 1. April 2022 folgen - weil die Frequenzen Ende 2021 frei wurden, ging es nun schneller.

Ruben Jonas Schnell (53), studierter Musikwissenschaftler und bis zu seinem Ausscheiden im vorigen April beim NDR-„Nachtclub“ mehr als zwei Jahrzehnte lang einer der prägenden Köpfe und Stimmen der vielfältigen Musiksendung, hatte sich zuletzt ausschließlich um sein Baby ByteFM gekümmert. Der „Nachtclub“ war schon vor einem Jahr von NDR Info (auf Ukw) ins Digitalradio NDR Blue abgeschoben worden. Zwar ist ByteFM von März zusätzlich in Hamburg und Berlin auf DAB+ zu empfangen, mit dem Ukw-Start in der Hansestadt ist jedoch „eine Berücksichtigung von mehr Hamburg im Programm“ verbunden, so Schnell.

„Alternativer Pop“ bleibt auch weiterhin die Musikfarbe

Der Redaktionsleiter und Geschäftsführer will den Sendebetrieb wie bisher mit neun Festangestellten und 15 honorierten Mitarbeitern stemmen, dazu kommen etwa 90 Autorinnen und Autoren, die eine minimale Aufwandsentschädigung erhalten. Darunter sind aus dem NDR-„Nachtclub“ bekannte und kompetente Moderatoren wie Christoph Twickel, Jan Möller, Jumoke Olusanmi, Klaus Frederking, Knut „The Country-Man“ Benzner und Frankreich-Experte Uli Patzwahl. Ändern werde sich an der „genreübergreifenden“ Musikfarbe nichts, versichert Schnell: „Alternativer Pop“ nennt er das.

Autorenradio soll es weiterhin sein – alles außer abgenudelter Mainstream und Musik aus computergenerierter Rotation wie bei fast allen anderen Hamburger Ukw-Sendern. Schnell selbst präsentiert trotz der Verantwortung und Mehrbelastung einmal pro Woche donnerstags (17 bis 18 Uhr) Neuerscheinungen in seiner Sendung „Zimmer 436“, benannt nach dem Studio im vierten Stock des Medienbunkers. „Es fühlt sich so an, als erfüllten wir mit ByteFM einen Bildungsauftrag, wenn wir auf Ukw für guten Musikjournalismus sorgen - auch wenn uns niemand diesen Auftrag erteilt hat“, sagt der Sender-Chef.

„KulturNachrichten für Hamburg“ läuft siebenmal

16-mal am Tag gibt es nun zur vollen Stunde Nachrichten, zwischen 11 und 21 Uhr siebenmal ergänzt um das neue Format „KulturNachrichten für Hamburg“. Und zur Radio-Primetime montags, mittwochs und freitags erweitert ByteFM das Programm mit dem „StadtMagazin“: Zwischen 7 und 9 Uhr soll jeweils ein Prominenter aus dem hiesigen Kulturleben live zu Gast sein. „Ausführliche Interviews mit guter Musik“, so skizziert Schnell dieses Projekt. Zugesagt haben bereits Schauspielerin Lina Beckmann, Sandra Pisot (Kunsthalle) mit Schauspieler und Fotokünstler Lars Eidinger, Ernst-Deutsch-Theater-Intendantin Isabella Vèrtes-Schütter, Deichtorhallen-Chef Dirk Luckow, Oke Göttlich vom FC St. Pauli und die Band Deichkind.

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Am Mittwochfrüh zum Start vom „StadtMagazin“ begrüßt Schnell erst mal Friederike Herr und Götz Bühler, etwas älteren Semestern noch aus seiner Zeit beim Musiksender Viva II bekannt. Beide werden das Magazin im Wechsel mit Schnell moderieren. Sein Gast für den 11. Januar steht auch schon fest: Elbphilharmonie-Generalintendant und „Radio-Freak“ Christoph Lieben-Seutter, für den ByteFM schon vor dem Ukw-Start „Hamburgs bester Radiosender“ war. Mit ihm spricht Schnell über den fünften Geburtstag des Konzerthauses - ByteFM übrigens feiert am nächsten Dienstag bereits 14. Geburtstag.

Medien: Fördermitglieder haben Zugriff auf das Archiv

Schnell hofft auf neue Fördermitglieder. Diese haben schon ab 60 (ermäßigt 40) Euro Beitrag pro Jahr unbegrenzten Zugriff aufs Sendungsarchiv. Und mit potenziellen Patenschaften für Sendungen zum Preis von 10.000 und 60.000 Euro pro Jahr will Schnell insbesondere Firmen ansprechen. Ein unabhängiges Musikradio soll ByteFM bleiben - nun mit noch mehr kulturellen Anspruch.

VERWEIS ByteFM ab Mo. 3.1., 13 Uhr, Ukw 91,7 und 104,0 MHz; www.byte.fm