Hamburg. Das Programm im St. Pauli Theater, das die Karriere des Weltstars nachzeichnete, war bedrückend aktuell. Zusatztermin im Dezember.

Was für ein grandioser Abend! Das Publikum im restlos ausverkauften St. Pauli Theater feiert Eva Mattes, ihre Band mit polnischen Musikern und die Sängerinnen Petra Borel und Johanna Mohr mit frenetischem Beifall. Zweieinhalb Stunden lang haben die Schauspielerin und ihr Ensemble das Leben der deutsch-amerikanischen Entertainment-Legende Marlene Dietrich (1901-1992) aufgeblättert – mit Chansons und Lesungen aus Dietrichs Biografie „Nehmt nur mein Leben“ und ihren „Nachtgedanken“, sehr persönlichen und intimen Erinnerungen an Kollegen und Menschen, die ihr in ihrer beispiellosen Karriere nahegestanden haben. „Wenn ich mir was wünschen dürfte - Wiedersehen mit Marlene“ heißt das Programm, das schon vor zwei Jahren Premiere feiern sollte.

St. Pauli Theater: Grandioser Marlene-Dietrich-Abend mit Eva Mattes

Eva Mattes, seit Jahrzehnten eine der herausragenden Protagonistinnen des deutschen Theaters, stellt ihre Sprechkunst und ihre dunkle, wohlklingende Gesangsstimme ganz in den Dienst der historischen Figur. Sie versucht gar nicht erst, etwas von Dietrichs Glamour zu kopieren. Mattes bleibt ganz bei sich und liest mit großer Wärme Passagen aus der Biografie Marlene Dietrichs. Sie lässt uns eintauchen in das Berlin der 20er-Jahre und an Dietrichs fulminanter Hollywood-Karriere teilhaben.

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Spannend zu hören sind Dietrichs Begegnungen mit anderen Berühmtheiten wie Josef von Sternberg, Billy Wilder, Erich Maria Remarque, Jean Gabin oder Ernest Hemingway. Die Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg und Dietrichs Engagement für diejenigen, die vor Hitlers Terror-Regime fliehen mussten, und ihre Gedanken über den Krieg bekommen angesichts der Kämpfe in der Ukraine eine bedrückende Aktualität.

St. Pauli Theater: Chansons gehen unter die Haut

Unter die Haut gehen die Chansons, die Mattes allein oder mit Borel und Mohr singt. Arrangiert hat die Lieder, darunter viele mit jiddischen Texten, Irmgard Schleier, die diese „bewegte Bilderreise durch die Zeiten über Grenzen“, so der Untertitel des Abends, in Szene gesetzt hat. Dramaturgisch geschickt wechseln gelesene Passagen mit Chansons und Ausschnitten aus Dietrichs Filmen.

Projizierte Fotos zeigen „La Dietrich“ vom Kleinkind bis in die 60er-Jahre hinein. Ende der 70er-Jahre zog sich Dietrich aus dem Showgeschäft zurück und lebte zurückgezogen in einem Pariser Apartment. Mattes und Schleier lassen diese bemerkenswerte sozial und politisch engagierte Künstlerin mit ihrem Programm wieder auferstehen - und werden zu Recht dafür gefeiert.

Eva Mattes: Wiedersehen mit Marlene Fr. 2.12.,, St. Pauli Theater, Karten ab 41,40