Hamburg. Die Komödie „Online für Anfänger“ wurde mit dem Publikumspreis der „Berliner Morgenpost“ und dem Silbernen Bären ausgezeichnet.
Eigentlich schade, dass der Titel dieses sehenswerten Films nicht originalgetreu ins Deutsche übersetzt wurde. „Effacer l’historique“ bedeutet übersetzt so viel wie „Verlauf löschen“ und meint das Verwischen eigener Spuren im Internet-Browser, etwa wenn man sich eine heikle Seite angesehen hat und das nicht jeder wissen muss. So ist es einer der Filme „für Anfänger“ geworden, die von „Italienisch für Anfänger“ (2000) bis zu „Enkel für Anfänger“ (2020) inzwischen schon fast ein eigenes Komödien-Subgenre bilden.
Aber immerhin ist er einer der besten und wurde bei der Berlinale 2020 nicht nur mit einem Silbernen Bären, sondern auch mit dem Publikumspreis der „Berliner Morgenpost“ ausgezeichnet. Er bündelt ein Lebensgefühl, das jeden beschleicht, der sich regelmäßig im Netz aufhält: der zunehmenden Überforderung, des Verlorenseins auf einem Kontinent, den Angela Merkel 2013 zu Recht als „Neuland“ bezeichnete.
„Online für Anfänger“ ist erfrischend selbstironisch
Marie (Blanche Gardin), Christine (Corinne Masiero) und Bertrand (Denis Podalydès) kennen sich aus der Gelbwesten-Bewegung und machen alle auf ihre Weise irritierende Erfahrungen mit dem Netz: Marie, weil sie nach einem One-Night-Stand mit einem Sexvideo erpresst wird. Bertrand, weil er sich in eine Telefonistin aus Mauritius verliebt.
Und Christine, weil ihr Fahrservice nicht über Ein-Stern-Bewertungen hinauskommt. Sie alle leben in der Hölle der tausend Passwörter und machen sich auf die Suche nach einem Hacker. Ein erfrischend selbstironischer Film über Probleme, die (so ähnlich) fast jeder kennt.
„Online für Anfänger“, Komödie, 106 Min., von Gustave Kervern und Benoît Delépine, läuft im Abaton und im Blankeneser Kino