Hamburg. Der Hamburger Götz Bühler ist verantwortlich für den deutschen Ableger der App Jazzed. Was sein Traum ist.
Eine neue Musik-App, aus Hamburg – mit einer so großen wie hochwertigen Auswahl: Bei Jazzed gibt es die besten Jazzsänger und -sängerinnen zu hören, die Newcomer aus der derzeit angesagten Londoner Szene und natürlich Legenden wie John Coltrane und Miles Davis. Insgesamt 55 kuratierte Kanäle finden sich auf der App, dazu kommen Empfehlungen zu Album-Neuerscheinungen, Video-Kanäle, auf denen exklusive Konzertmitschnitte zu sehen sind, Interviews oder – ganz aktuell - ein Text zum Pianisten Erroll Garner, der im vergangenen Juni 100 Jahre alt geworden wäre.
„Listen, „Watch“, „Read“ sind die drei wesentlichen Menüpunkte auf der Oberfläche von Jazzed. Sie bietet so viel unterschiedliche Musik und soviel sonstiges multimediales Material, dass sich täglich viele Stunden damit verbringen lassen, immer noch weiterzuklicken, weiterzuhören und zu schauen – oder in der Rubrik „American Heroes“ zum Beispiel ein ausführliches Stück über den Saxofonisten Yusef Lateef zu lesen.
Schwellenangst überwinden
„Wir wollen Leute, die über Norah Jones oder Gregory Porter zum Jazz gekommen sind, weiter dafür begeistern und ihnen helfen, Schwellenangst zu überwinden“, sagt Götz Bühler. „Wir sind offen für alle Richtungen. Soul und Blues gehören zum Jazz ebenfalls dazu. Wir haben zum Beispiel auch Kanäle mit Jazztronica oder mit Rare Grooves.“ Der Hamburger Journalist ist einer von zwei Chefredakteuren, die für die Inhalte von Jazzed verantwortlich sind.
Der andere sitzt in London, heißt Chris Philips und war einige Jahre Programmchef beim Sender JazzFM. Beide sind ausgesprochene Experten in ihrem Metier. Bühler hat vor zwei Jahrzehnten bereits das Label Soulciety mitgegründet, er stand bei Viva vor der Kamera, moderiert bei ByteFM, war einige Jahre für das Programm beim Elbjazz-Festival mitverantwortlich und schreibt für das deutsche Magazin „Jazzthing“.
Mehr als ein Streaming-Dienst
Im März 2020 wurde er von den Londoner Machern von Jazzed angesprochen, ob er nicht von Hamburg aus den deutschen Ableger der Jazz-App betreuen wolle. Wer den umtriebigen Journalisten kennt, ahnt, dass er sofort Feuer und Flamme für das Projekt war.
Jazzed wendet sich an Musikfans, die mehr wollen als einen Streaming-Dienst, der nur Musik abspielt. „Wir wollen Musik aufbereiten und in einen Kontext stellen“, fasst Bühler das Credo der Plattform zusammen. Jazzed arbeitet eng mit Platten- und Vertriebsfirmen zusammen, auch kleine Labels unterstützen das Konzept. Besonders wichtig ist es zur Zeit für das nur zwölfköpfige Team, ein Club-Netzwerk aufzubauen, um Konzerte live streamen und später auf Abruf zur Verfügung stellen zu können.
Nils Wülker spielte zur Premiere
Zur Premiere der deutschen Jazzed-Ausgabe im November 2020 spielte Nils Wülker mit seiner Band im Münchner Jazzclub Unterfahrt – zwar ohne Zuschauer, aber live von Jazzed übertragen. „Mein Traum ist, über Jazzed jeden Abend zu schauen, was in anderen Clubs der Welt los ist. Wer spielt im New Yorker Village Vanguard? Wer im Tipitina’s in New Orleans? Und wer steht im Blue Note in Tokio auf der Bühne?“ Bühler und seine Kollegen sind in Verhandlungen mit Club-Betreibern auf der ganzen Welt, um sich Übertragungsrechte zu sichern und diesem Traum ein Stück näherzukommen.
Das Abo von Jazzed (erhältlich in den App-Stores) kostet in der Version mit zehn Audiokanälen, Konzerten, Sessions und Interviews 5,99 Euro im Monat, für die werbefreie Premium-Ausgabe mit 55 Kanälen, in der auch eigene Playlisten kreiert werden können, müssen 14,99 Euro im Monat bezahlt werden. Dafür gibt es dann „All That Jazz“.