Hamburg. Den größten Batzen erhält Kampnagel. Auch Markthalle, Reeperbahn-Festival und andere bekommen Zuschüsse. Was nun geplant ist.

Bei Starkregen tropft es schon mal durch das Dach des Foyers. Und das Knarzen der Tribüne in der großen K6-Halle hat sicherlich schon jeder Besucher mindestens einmal verflucht. Die sechs Zuschauersäle auf Kampnagel leben zwar von ihrem rohen industriellen Charme, mitunter steht der jedoch im Kontrast zu der hochprofessionellen Arbeit der Künstlerinnen und Künstler auf und hinter der Bühne. Das soll nun endlich anders werden.

Denn es gibt gute Nachrichten für Hamburgs Kultur. Der Haushaltsausschuss des Bundestages einigte sich am Donnerstag auf eine ganze Reihe von Zuwendungen. Aus Bundesmitteln soll Kampnagel 60 Millionen Euro erhalten, das ist die Hälfte des finanziellen Aufwandes, den es braucht, um als Spielort mit langfristiger Perspektive modernisiert und erweitert zu werden.

MdB Kahrs "schämt" sich für Kampnagel

Ein überfälliger Schritt. Denn längst hat Kampnagel sich von der reinen Experimentierbühne seiner Anfänge zu einem wichtigen Produktionsort entwickelt. Das betrifft großformatige internationale Abende genauso wie die Arbeiten von Hamburger Künstlern der Freien Szene.

"Immer, wenn ich auf Kampnagel bin, freue ich mich über die Inszenierungen, schäme mich aber zugleich etwas für die baulichen Zustände", so der Hamburger Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs (SPD). "Deshalb habe ich mich sehr für eine Grundsanierung eingesetzt."

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Hafenmuseum und die Peking erhalten Millionen

Kampnagel ist nicht das einzige Haus, das in den Genuss eines stattlichen Geldsegens kommt. Der Bund fördert mehrere Kultureinrichtungen mit insgesamt 194 Millionen Euro – Hamburg lässt bei einigen Projekten noch Budget dazufließen. Die Entwicklung des Deutschen Hafenmuseums wurde bereits mit dem Bundeshaushalt 2016 auf den Weg gebracht. Nun erhält es nochmals 58 Millionen Euro an Bundeszuschüssen.

Bereits entschieden ist, dass es zwei Standorte haben wird und der Hauptort im neuen Stadtteil Grasbrook errichtet werden wird. Von den bewilligten Geldern sollen 20 Millionen Euro nun in den zweiten Standort, den 50er-Schuppen, fließen. Das Geld soll außerdem in die sehr aufwendigen Sanierungsarbeiten an dem Museumsschiff Peking, sowie zur Herrichtung des Liegeplatzes am Holthusenkai verwendet werden.

Geld auch für BallinStadt und Markthalle

Zudem kann sich Hamburg über 23 Millionen Euro Zuwendung freuen, die einem neuen, eigenständigen Ausstellungs- und Veranstaltungskomplex zugute kommen sollen, der sich – ergänzend zum Auswanderermuseum BallinStadt auf der Veddel - nicht mit Aus- sondern mit Einwanderung nach Deutschland im 20. und 21. Jahrhundert befassen wird. Das Projekt schlägt insgesamt mit 46 Millionen Euro zu Buche.

Ähnlich wie Kampnagel leidet auch der denkmalgeschützte Gebäudekomplex der Markthalle Hamburg unter einem veralteten Zustand. In der Halle am Klosterwall finden vor allem Rock- und Metal-Konzerte statt; 21,625 Millionen Euro sollen künftig dabei helfen, die Markthalle brandschutztechnisch und statisch wieder herzurichten. Auch soll die ursprüngliche Ansicht des Nordportals freigelegt werden zugunsten eines attraktiven Vorplatzes. Von 2020 bis 2023 sind die Arbeiten, die auch eine Grundsanierung beinhalten, geplant.

Reeperbahn-Festival: Neue Schule und Bühnen

In den vergangenen Jahren konnte sich das Reeperbahn-Festival über stetig wachsende Zuschüsse freuen. In diesem Jahr hat es sich weiter auf der Landkarte der nationalen und internationalen Musikfestivals etabliert. Es zeigen sich jedoch zunehmend auch die Grenzen des Wachstums eines Club-Konzeptes.

Mit mehr als 19 Millionen Euro sollen eine Music Business Summerschool und ein zusätzliches viertägiges Bühnenprogramm eingerichtet werden. Der Besuch soll ausdrücklich umsonst sein und bei guter Erreichbarkeit allen Musikinteressierten offen stehen.

Bundesmittel für Sanierung des Michel-Platzes

Mit einer kleineren Summe von 5,4 Millionen Euro will der Bund die Erinnerungskultur fördern. So erhält die KZ-Gedenkstätte Neuengamme 2,94 Millionen Euro für Sanierungsmaßnahmen. Mit 2,435 Millionen Euro beteiligt sich der Bund an der Gesamtsumme von 4,89 Millionen Euro für die Restaurierung des Jüdischen Friedhofs Ilandkoppel.

Schließlich kommt auch dem Wahrzeichen Hamburgs, der Hauptkirche St. Michaelis, eine anteilige Förderung von 3,5 Millionen Euro zugute, die unter anderem für die 7,5 Millionen teure Neugestaltung des Kirchplatzes gedacht sind.

Auch Finkwarder Speeldeel e.V. darf sich freuen

Die Friedenskirche Altona erhält 2,4 Millionen Euro, die anteilig bei der 4,8 Millionen Euro teuren Restaurierung helfen sollen. Die Hamburgische Staatsoper bekommt eine Million Euro und damit die Hälfte der benötigten Gelder, um einen barrierefreien Fahrstuhl zu errichten.

Das in schweres Fahrwasser geratene Theaterschiff Hamburg soll für 1,3 Millionen Euro saniert werden und erhält dafür 665.000 Euro vom Bund. Und die Finkwarder Speeldeel e.V. kann auf eine Summe von 937.000 Euro des Bundes für die Sanierung der Oole Wach als soziokulturelles Zentrum zählen.

Es ist zu erwarten, dass alle Vorhaben am Freitag vom Parlament gebilligt werden.