Hamburg. Großer Jubel in Hamburg um Sarah Willis, Hornistin der Berliner Philharmoniker, und das Havana Lyceum Orchestra. Die Konzertkritik.

Kuba geht immer. Seit Ry Cooder die Senioren des Buena Vista Social Clubs 1996 wieder entdeckt und Wim Wenders das Leben dieser bedeutenden Sänger und Musiker in einem Dokumentarfilm festgehalten hat, erfreut sich traditionelle kubanische Musik hierzulande allergrößter Beliebtheit.

Davon profitieren auch Sarah Willis und das Havana Lyceum Orchestra. Am Ende ihres ausverkauften Konzertes in der Elbphilharmonie in Hamburg steht das Publikum und tanzt gemeinsam mit den 40 Musikern Salsa, so gut das zwischen den Reihen möglich ist. „Mozart Y Mambo“ heißt das Programm, dass sich die Hornistin der Berliner Philharmoniker und der Dirigent José Antonio Méndez Padrón ausgedacht haben.

Elbphilharmonie Hamburg: Willis erlaubt sich einen Gag

Entdeckt hat Willis das kubanische Ensemble 2017 bei einem Meisterkurs in dem Karibik-Staat. Konfrontiert mit der von Rhythmen dominierten klassischen Musikkultur Kubas hatte sie die Idee einer Verbindung zu Mozart, dessen Werke ebenfalls vor Energie sprühen und die oft tanzbar sind.

Die Ouvertüre aus „Die Entführung aus dem Serail“, schmissig von den jungen Kubanern gespielt, eröffnet den Abend in der Elbphilharmonie, das Konzert für Horn und Orchester KV 447 mit Willis als Solistin folgt. Sie erlaubt sich darin den ersten Gag, als sie in einer Kadenz ein Mambo-Thema anspielt und Mendez Padrón ihr kopfschüttelnd die Partitur vor die Nase hält.

„Rondo alla Mambo“ regt zum Tanzen an

Im zweiten Teil des Abends dreht das Ensemble aus Havanna richtig auf. Willis hat ein „Rondo alla Mambo“ schreiben lassen, der Perkussionist Yuniet Lombida Prieto, mit seinem riesigen Afro nicht zu übersehen, ist einer der beiden Komponisten. Zusammen mit den anderen Perkussionisten treibt er die stehend spielenden Streicher und Bläser an. Die nehmen die Mambo-Rhythmen auf und fangen an zwischen den Notenständern zu tanzen – das ist auch mit wenig Platz möglich, denn im Son Cubano sind die Schritte klein und die Bewegung kommt aus den Hüften.

Die traditionelle kubanische Musik ist von Liedern geprägt, die zur DNA der Menschen der Karibikinsel gehören. Zwei der bekanntesten Songs, die in den 30er- und 40er-Jahren geschrieben wurden, stehen am Ende des Programms: „El manisero“ ist eine Nummer über Erdnuss-Verkäufer, die singend ihre Produkte auf den Märkten angepriesen haben. 160 verschiedene Interpretationen gibt es von dem Lied. Pianist Elio Hernández Rojas steuert darin ein Solo in feinster Cuban-Jazz-Manier bei und wieder dreht sich das ganze Ensemble im Kreis, als wäre die Bühne ein Tanzboden.

Elbphilharmonie; Das Publikum ist aus dem Häuschen

Das melancholische „Dos gardenias“, 1945 geschrieben und vom legendären Perez Prado bekannt gemacht, hatte auch der Buena Vista Social Club im Repertoire. Mit dem mächtig anschwellenden Sound der Streicher könnte das Stück in den Soundtrack eines Hollywood-Melodrams aus den 40er-Jahren passen.

Das Publikum ist angesichts des mitreißenden Auftritts so aus dem Häuschen, dass es die Musiker mit standing ovations überschüttet und sich zwei Zugaben erklatscht. Es wird auf den Rängen getanzt, mit den Fingern geschnippt und plötzlich steht die Elbphilharmonie mitten in Havanna. Mozart Y Mambo – das ist Lebensfreude pur!