Hamburg. Die Schau „Vier Freunde“ vereint in der Fabrik der Künste Werke von Bruno Bruni, dem Ehepaar Adami und vom Spanier Eduardo Arroyo.

So traurig es sein mag, ein Tod kann auch in der Kunst etwas Inspirierendes haben. Wobei „Inspiration“ für Bruno Bruni ein Unwort ist. Als der spanische Maler, Bildhauer und Grafiker Eduardo Arroyo am 14. Oktober 2018 in seiner Geburtsstadt Madrid im Alter von 81 Jahren starb, entstand nach der Trauerfeier in dessen Wahlheimat Paris bei einigen seiner vielen langjährigen kreativen Kollegen indes die Idee einer gemeinsamen Ausstellung. Das Copyright reklamieren Bruno Bruni und Camilla Adami beim Gespräch in der Fabrik der Künste unabhängig voneinander jeweils für sich, für einen Streit zwischen den beiden temperamentvollen Italo-Kreativen taugt das allerdings nicht.

„Vier Freunde“ lautet das Motto, der neuen Schau in der ehemaligen Seilerei in Hamburg-Hamm. Drei Jahre nach Arroyos Tod vereint die Ausstellungshalle für zeitgenössische Kunst gut 60 Werke von Bruno Bruni, Camilla Adami und ihrem Ehemann Valerio Adami, alle Jahrgang 1935, sowie von Eduardo Arroyo. Der Spanier gilt nun als einer der Vertreter des politisch engagierten Realismus.

Ausstellung: Bruno Brunis Werke mit Eduardo Arroyo – gemalt in Hamburg

Arroyo, in Frankreich und Spanien auch ein viel publizierter Autor, war zu Lebzeiten mit seinen Werken mehrmals in der früheren Galerie Levy in Hamburg präsent. Männer ohne Gesicht und mit Hut - seine typische Darstellung verlorener, deformierter, geraubter, zumindest unbekannter Identität finden sich auch hier. Ebenso die in seinen späten Jahren entstandenen Maskierten, die Arroyo mit dem Bild eines flächig, fast comichaft gemalten Gesichts kombiniert hat.

Es gibt aber auch gemeinsame Werke mit Bruno Bruni. Fast alle entstanden in dessen Hamburger Atelier, dem ehemaligen Thedebad in Altona Altstadt, erzählt er. Dort arbeitet der 85-jährige Bruni noch immer, wenn er nicht bei seiner Frau Marita, einer früheren Galeristin, in Hannover ist. Im Thedebad hat der passionierte Koch Bruni es sich und seinen Gästen bei Besuchen gern gutgehen lassen - das 2013 mit Arroyo gemalte Bild „La visita“ ist nur ein Zeugnis dessen. Das kurios anmutende Motiv „Senor Spock“ zeigt ein Gesicht eines Vulkaniers (gemalt von Arroyo), daneben in Schwarz-Weiß eine Zeichnung einer feurigen Paprika von Bruni.

Malerfreunde trafen sich bei Boxkämpfen – eine Freundschaft mit dem "Tiger"

Oft verbanden die Künstlerfreunde ihre kreativen Zusammenkünfte mit dem Besuch von Profiboxkämpfen. Bruno Brunis Freundschaft mit dem langjährigen Box-Weltmeister und Wahlhamburger Dariusz „Tiger“ Michalczewski, der nach seiner aktiven Zeit in Danzig zum gemachten Mann wurde, hält bis heute. Die mit Öl auf Leinwand gemalten Fäustlinge Brunis („Mickey und Handschuhe“) fehlen bei der „Vier Freunde“-Schau deshalb ebenso wenig. Überhaupt das Interesse fürs Boxen: Valerio Adami hatte für Arroyo mal eine Ausstellung organisiert, bei der ein Ring in der Mitte des Raumes stand.

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„Ich habe großen Respekt vor Arroyo, Camilla und Valerio Adami und mir selbst“, sagt Bruno Bruni. Der gebürtige Italiener, der vor mehr als 60 Jahren über den Umweg London nach Hamburg kam, hat hier zahlreiche Wurzeln geschlagen. Schließlich ermöglichte ihm das Studium an der Hochschule für bildende Künste am Lerchenfeld bei Georg Gresko ein Künstlerdasein, dessen umfangreiche Werk mit von Sinnlichkeit umwehter Malerei, Lithografie, Skulptur und Kunstgewerbe ihn hierzulande populärer machte als in seiner Heimat. Bei seiner Auswahl für die Fabrik der Künste stechen Bruno Brunis Bilder der jüngeren Vergangenheit wie etwa die Gemälde „Bett in Öl“ (Der Traum), „Hommage an Dürer“ und „Capriccio“ hervor , ein Totenschädel-Aquarell.

Die figurative Malerei haben Bruni und Arroyo, das wird hier sichtbar, unabhängig voneinander erkundet. Und das, obwohl sie sich bereits bei einem Studienaufenthalt Brunis Anfang der 60er-Jahre in Mailand kennengelernt und angefreundet hatten. Ebenso das Künstler-Ehepaar Adami, das abwechselnd am Lago Maggiore und in Paris lebt.

Camilla Adami: "Ich bin die Wilde, ich möchte frei sein"

Valerio und Eduardo Arroyo provozierten mit der „Figuration Narrative“ die Kunstszene der französischen Metropole und erlangten auch international Beachtung. Valerio Adamis „La Ruota“ (2014), mit Acryl auf Leinwand gemalt, ist in Hamburg-Hamm mit 65.000 Euro ausgepreist. Doch auch seine Frau Camilla braucht sich und ihre Werke nicht zu verstecken - sie hebt sich von den männlichen Kollgen ab. „Valerio weiß schon am Anfang, wohin er will. Ich bin die Wilde, ich möchte frei sein“, sagt Signora Adami lächelnd, aber bestimmt über ihr Schaffen. Mit „Grand Hotel“, benannt nach einer geliebten Zeitschrift ihrer Jugend, hat sie eine Ölbilder-Serie gemalt. Besonders beeindruckend in jener wirken die während der Corona-Krise entstandenen Acryl-Blider zweier androgyner junger Leute, die die ganze menschliche Verletzlichkeit ausdrücken.

Von den „Drags Queen“ existieren gleich acht Motive. Als sie diese im Jahr 2000 in Shanghai ausstellte, wollten die chinesischen Organisatoren die Travestie-Bilder noch umbenennen, wundert sich Camilla Adami noch heute. Keine Frage der Inspiration - eher ein unfreundlicher Akt.

„Vier Freunde“ Bruno Bruni, Eduardo Arroyo, Camilla Adami & Valerio Adami, Austellung 12.10.-7.11., jew. Di-Fr 15.00-19.00, Sa/So 12.00-18.00, Fabrik der Künste (Bus 112), Kreuzbrook 10-12, Eintritt 5,- (bis 18 Jahre frei); www.fabrikderkuenste.de