Hamburg. „Unter Einfluss“ ist eine Hommage an einen Sänger aus der Hansestadt. Das Album „Positive“ kommt hingegen ganz ohne Worte aus.

Ein Hamburger Album, das vortrefflich in diesen Winter passt, ist „Unter Einfluss“ von Veranda Music. Also von jener Band, die mit ihrem Debüt „Here’s To Them All“ 1999 einen modernen Country-Folk-Klassiker für die räudigen Herzen der Stadt geschaffen hat. Auf ihrer nunmehr fünften Platte singt Nicolai von Schweder-Schreiner zur Musik seiner Band erstmals auf Deutsch.

Denn „Unter Einfluss“ ist eine Hommage an den 1996 gestorbenen Hamburger Sänger und Songschreiber Tobias Gruben, mit dem Veranda-Music-Keyboarder Felix Huber zuletzt zusammengearbeitet hat. Gruben konnte äußerst wahrhaftig von der Flüchtigkeit der Liebe und von komplizierten Beziehungen erzählen. Cool aufgeladen werden diese Skizzen und Storys von der schlendernden Stimme Schweder-Schreiners. Eine expressive Lyrik an detailreich aufgerautem Sound.

Albumkritik: Stimming x Lambert kommen ohne Worte aus

Ein Song wie „Der Dan“, ein famoser Tresenwestern en miniature, zeigt, wie gut Gruben die Kunst der narrativen Verknappung beherrschte. Ergänzt werden die Stücke mit seinen Texten um Veranda-Music-Interpretationen anderer Werke. Von Heinrich Heine über Udo Lindenberg bis hin zu dem zeitgenössischen Dramatiker Thomas Freyer. Es gilt, die Poesie anderer zu erkunden. Veranda Music stellt Kontexte her, in denen sich zahlreiche Querbezüge entdecken lassen. Doch vor allem geht es darum, welch wohltuende Irritation und Kraft die Worte gemeinsam mit der Musik entwickeln.

Albumcover
Albumcover "Unter Einfluss". © Unbekannt | Staatsakt

Gänzlich ohne Worte kommt das Duo Stimming x Lambert aus. Die beiden bewegen sich in jenem Bereich zwischen feinsinnigem Electrosound und Pianospiel, der mal als Neoklassik, mal als Classical Cross­over, mal als Post-Genre bezeichnet wird. Doch fernab jener Label handelt es sich bei ihrem Album „Positive“ (xxim Records) schlichtweg um wunderbar transparente, detailliert vibrierende und anregend driftende Musik. Lambert, der gemeinhin mit einer hölzernen Maske auftritt, steht für puristische wie empathische Kompositionen am Klavier, das er für das zweite Kooperationsalbum mit Stimming ein ums andere Mal gegen Synthesizer eintauscht.

Knisternde Details und überraschende Klänge

Der Hamburger Produzent Stim­ming, der ein großes Faible für neueste Gerätschaften hat, aber auch Aufnahmen von Alltagsgeräuschen in seine Kunst einfließen lässt, lädt Lamberts Spiel nuanciert und flirrend auf. Fließend bewegen sich ihre Stücke in einem Spannungsfeld von Ambient bis Avantgarde, von Science-Fiction- bis Spionage-Soundtrack.

Es macht großen Spaß, all die knisternden Details und überraschenden Klänge, all die melodischen und rhythmischen Einfälle zu entdecken. Akustische Exponate, die sich wieder und wieder bestaunen lassen.