Hamburg. Star-Autorin Nino Haratischwili spricht bei „Europa 24“, Tom Gaebel gastiert im Tivoli, Kanada ist dank Joni Mitchell und Bluegrass präsent.
Beim Thema Europa geht es nicht nur um eine Wahl oder um Fußball, sondern auch um Literatur, wie eine neue Gesprächsreihe im Literaturhaus zeigt. Entertainer Tom Gaebel will das Schmidts Tivoli wie im Vorjahr noch zweimal in einen swingenden Club verwandeln, Musik aus Kanada ist mit The Joni Project in der Fabrik und dem Quartett The Dead South in der Sporthalle zu hören. Dazu gleich zwei Film-Premieren und ein doppeltes Geburtstagskonzert im Oberhafen. Und das ist nur eine Auswahl.
Kultur-Tipps Hamburg: Nino Haratischwili und Co. im Literaturhaus
„Europa 24“ ist eine wichtige Veranstaltung beziehungsweise es sind gleich drei Veranstaltungen, in denen über Europa, die Literatur und gesellschaftspolitische Fragen gesprochen wird. Zwölf Autorinnen und Autoren aus Europa tagen am Mittwoch (29.5.) und Donnerstag (30.5.) im Literaturhaus, öffentlich sind drei Abendveranstaltungen, die hochinteressante Gespräche versprechen. Francesca Melandri, Fiston Mwanza Mujila und Dorota Masłowska unterhalten sich über das Großthema „Warum schreiben?“, Monica Ali, Nino Haratischwili und Alain Mabanckou widmen sich der Frage, für wen sie schreiben. Und Aris Fioretos, Drago Jančar und Sasha Marianna Salzmann diskutieren unter der Überschrift „Wer schreibt?“. Wer schreibt was warum, wer liest was warum: Was nach Buchmarkt klingt, ist in Wirklichkeit die Frage, wie es um Europa und die Europäer steht. Was beschäftigt sie? tha
„Europa 24“ Mi 29.5., 19.30 und 21.00, Do 30.5., 19.30, Literaturhaus (Bus 6, 17, 172), Schwanenwik 38, Tickets 16,-/12,-/6,-; alle Infos unter www.literaturhaus-hamburg.de
Joni Mitchells zeitlose Lieder von „Blue“ in der Fabrik
Joni Mitchell hätte eigentlich längst wie Bob Dylan den Nobelpreis für Literatur verdient, so einflussreich ist die im November 2023 80 Jahre alt gewordene Sängerin und Songschreiberin aus Kanada. Und das quer durch alle Stile und Generationen, von Folk bis Jazz. Ihr maßgebliches, stilbildendes Album war 1971 ihr viertes „Blue“ mit Songs wie „A Case Of You“ und „River“. Und zum 50. Geburtstag der Platte gründete sich 2021 The Joni Project mit den drei Musikerinnen Stefanie Hempel, Anne de Wolff (Bosse) und Iris Romen, um ihre Interpretationen, erschienen auf dem Album „Shades Of Blue“, live zu präsentieren und mit Geschichten und Anekdoten zur Entstehung zu umrahmen. Erst als einmaliges Projekt geplant, wurde The Joni Project mittlerweile zu einer Hamburger Instanz, und so dürfen sich Mitchell-Fans auf die Show am 26. Mai in der Fabrik freuen. tl
The Joni Project So 26.5., 20.00, Fabrik (S Altona, Bus 2, 150), Barnerstraße 36, Karten zu 27,- im Vorverkauf; www.thejoniproject.net
Mit kleiner Besetzung: Tom Gaebel (be-)swingt im Tivoli
Von seiner Geburtsstdt Gelsenkirchen über die Kleinstadt Ibbenbühren in die große weite Welt des „Great American Songbook“: Der Wahlkölner Tom Gaebel hat diesen Weg gemeistert, seit er vor zwei Jahrzehnten mit US-Unterhaltungsmusik der 30er- bis 50er-Jahre erst Deutschland und dann Teile (West-)Europas erobert hat. Und gewiss mit seinem Können: Der smarte Entertainer und Bandleader, Spitzname „Dr. Swing“, ist nicht nur Multi-Instrumentalist, sondern auch studierter Jazzsänger (im niederländischen Hilversum). Auf dieser Basis hat er die Lieblingssongs von Idolen wie Nat King Cole, Ella Fitzgerald bis hin zu Tony Bennett im Vorjahr ungewohnt intim nur von einem Trio begleitet eingespielt. Nach der Premiere Ende September lässt es Gaebel mit Jerry Lu (Piano), Stefan Rey (Kontrabass) und Niklas Walter (Schlagzeug) erneut zweimal live im Schmidts Tivoli swingen. Am Montag- und Dienstagabend (27. und 28. Mai heißt es „Night And Day“ und noch einiges mehr. str
Tom Gaebel & His Trio Mo 27./Di 28.5., jew. 19.30, Schmidts Tivoli (U St. Pauli), Spielbudenplatz 27/28, Karten zu 23,90 bis 41,50 unter T. 040/31 77 88 99; www.tivoli.de
Prost! Feierabendkonzert in Halle 424 als zweifaches „Geburtstagskonzert“
Als sich 1999 der Hamburger Kammerkunstverein gründete, hätte wohl kaum jemand gedacht, dass dieser als Kulturveranstalter mehr als 1000 Konzerte durchführen würde. Inzwischen zählt das Ensemble in Residence der Halle 424 mehr als 30 erfahrene Musiker und Theaterschaffende. Und beim „Geburtstagskonzert“ der Feierabend-Reihe im Oberhafen gibt es am 29. Mai gleich zwei Jubiläen zu feiern: außer 25 Jahre Kammerkunst noch den 60. Geburtstag des Mitgründers, Pianisten und künstlerischen Leiters Franck-Thomas „Tommy“ Link. Der sitzt wie so oft am Klavier und begleitet die Sängerin Jale Papila (Alt) sowie die Bratschistin Alla Rutter bei Werken von Brahms, Glasunow, Rachmaninow und Tschaikowsky. Und nach der guten Stunde mit Zugabeoption lädt Co-Gastgeber und Schauspieler Ulrich Bildstein zur Feier des Tages respektive Abends gewiss zu einem kleinen Umtrunk. Prost! str
„Geburtstagskonzert“ Mi 29.5., 18.00, Halle 424/Tor 24 (U Steinstraße), Stockmeyerstr. 43, Karten zu 18,- (erm. 9,-) bis 23,- (Ak.) unter www.kammerkunst.de/programm
Kino mit Gästen im Abaton: Von der Liebe der Arbeit und der Arbeit der Liebe
Dem Ort, an dem die Liebe der Arbeit und die Arbeit der Liebe aufeinandertreffen, hat der junge deutsche Regisseur Michael Fetter Nathansky sein neues Werk und reichlich Herz gewidmet. Nachdem „Alle die Du bist“ schon bei seinen Premierenvorstellungen auf der Berlinale begeistern konnte, feiert das Drama am 30. Mai seinen offiziellen bundesweiten Kinostart. Das Abaton zeigt Fetter Nathanskys feinfühlige Sozialstudie schon zwei Tage zuvor. Zur Hamburg-Premiere von „Alle die Du bist“ werden der Regisseur sowie die beiden Hauptdarsteller Aenne Schwarz und Carlo Ljubek vor Ort sein und im Anschluss Fragen zum Film beantworten. Nur so viel: Davon wird es genug geben. Wieso, das lässt sich besser auf der Leinwand erleben, als online und in Print zu lesen. awü
„Alle die Du bist“ HH-Premiere mit Gästen, Di 28.5., 19.30, Abaton-Kino (Bus 4 + 5, Grindelhof), Allende-Platz 3, Tickets 9,50, www.abaton.de
Einblicke hinter die „Kulissen der Macht“ im Zeise-Kino
Strategische Kalkulationen zwischen Gewissensfragen und Entscheidungen, die das Weltgeschehen beeinflussen. Das Weiße Haus ist das Zentrum der politischen Macht in den USA, und in diesem Zentrum steht der sogenannte Situation Room. Es ist der Lageraum und die Schaltzentrale des Weißen Hauses. Was genau dort passiert, ist von höchster Geheimhaltungsstufe. Der Film „Kulissen der Macht“ des Oscar-nominierten israelischen Regisseurs Dror Moreh bietet trotzdem einen Blick hinter diese Kulissen und in die Debatten, die im Lageraum geführt wurden. Genauso wirft der Film Fragen auf: Warum wurde in manche Krisen eingegriffen und in andere nicht? Acht Jahre lang hat Moreh an diesem Film gearbeitet, auf einzelne Gesprächstermine wartete er bis zu zwei Jahre. Ausführliche Interviews, unter anderem mit Hillary Clinton und Madeleine Albright, Archivmaterial und Rekonstruktionen untersuchen die Verhaltensmuster in der Politik und deren Entscheidungen. Bei der Hamburg-Premiere am Montag, 27. Mai, im Zeise-Kino werden Regisseur Moreh sowie weitere Gäste anwesend sein. hphm
„Kulissen der Macht“ HH-Premiere Mo 27.5., 19.00, Zeise-Kino, (S Altona, Bus 2, 112) Friedensallee 7–9, Karten ab 11,-; www.zeisekino.de
Zum 100. Todestag: Kafka-Abend in der Martinskirche Rahlstedt
„Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt.“ So lautet der berühmte erste Satz aus Franz Kafkas Werk „Die Verwandlung“. Er war einer der bedeutendsten Schriftsteller des frühen 20. Jahrhunderts und schrieb auch die Werke „Der Prozess“, „Das Schloss“ und „Brief an den Vater“. Als Kafka am 3. Juni 1924 mit nur 40 Jahren infolge seiner Tuberkulose-Erkrankung starb, hinterließ er Schriftstücke, die heute zum Kanon der Weltliteratur zählen. Zu seinem 100. Todestag widmen ihm das KulturWerk Rahlstedt und die evangelische Kirchengemeinde Alt-Rahlstedt unter dem Motto „Franz Kafka – Gefangen in Widersprüchen” einen Abend in der Martinskirche. Bei der Untersuchung von Kafkas Literatur soll es am 29. Mai um die inhaltlichen Verknüpfungen innerhalb der Werke, seiner Analyse von Machtapparaten und zwischenmenschlichen Beziehungen gehen. Musik aus Kafkas Zeiten bietet zusätzliche Anregung. hphm
„Franz Kafka – Gefangen in Widersprüchen“ Mi 29.5., 19.30, Martinskirche Rahlstedt, (Bus 29, 264), Hohwachter Weg 2, Eintritt frei und basierend auf Spenden; www.kulturwerk-rahlstedt.de
Bluegrass-Sound mit dem Quartett The Dead South in der Sporthalle
Die Band kommt aus Saskatchewan, dem Norden Kanadas, und weckt mit Bluegrass-Sound Erinnerungen an den Wilden Westen. The Dead South besteht aus Nate Hilts, Danny Kenyon, Scott Pringle und Colton Crawford und ihren Instrumenten Mandoline, Banjo und Cello sowie harmonischem Gesang. In ihrer Musik sind moderne und experimentelle Elemente enthalten sowie Versionen von Counrty-Klassikern. Begleitet werden The Dead South auf dieser Tournee von dem Country und Western-Singer-Songwriter Corb Lund aus der Provinz Alberta. Mit ihrer Musik haben sie bereits Preise gewonnen, für ihr drittes Album „Illusion & Doubt“ erhielt die Band 2016 in ihrer Heimat den Juno Award für das beste Traditional Roots-Album und mit ihrem im Februar erschienen Album „Chains and Stakes” konnten sich The Dead South auch in den deutschen Charts platzieren. Auf ihrer „Chains and Stakes World Tour 2024“ und mit „Yeehaw!“-Flair gastiert die Band am 30. Mai in der Sporthalle Hamburg. hphm
The Dead South Do 30.5., 20.00, Sporthalle Hamburg (U Lattenkamp, Bus 19, 20), Krochmannstraße 55, Tickets zu 50,75; www.eventim.de
Wir sind die Frises: Künstlerhaus in Ottensen feiert 20. Geburtstag
In einem ehemaligen Friseurinstitut an der Arnoldstraße 26-30 in Ottensen gründete sich 2004 das Künstlerhaus Frise. Heute beherbergt es Wohnateliers und Arbeitsräume in Einzel- und Gruppenateliers für mehr als 50 Künstlerinnen und Filmemacher. Ein guter Grund, um in diesem Jahr das 20. Jubiläum zu feiern. Vom 24. Mai bis zum 2. Juni wird in den Räumen die von Künstlerinnen und Künstlern des Hauses entwickelte Ausstellung „Adventures in Failure“ gezeigt. Außerdem gibt es ein Kurzfilmprogramm, initiiert vom Frise Abbildungszentrum (Freitag, 31. Mai, 19 bis 24 Uhr), und zum Abschluss ein Fest mit einer Rallye durch offene Ateliers, ein Café mit Kinderecke sowie Lesungen und Konzerte (Sonnabend, 1. Juni, ab 14 Uhr bis in die Nacht). Anlässlich des Jubiläums erscheint eine Postkarten-Edition der Frise-Kreativen, die während der Ausstellungszeit erworben werden kann. vfe
Jubiläumsausstellung „Adventures in Failure“ bis 2.6., Fr–So 14.00–18.00, Künstlerhaus Frise (Bus 15 Rothestraße), Arnoldstraße 26–30, Eintritt frei; www.frise.de
Adiós Ignacio Zuloaga und „Mythos Heimat“ im Bucerius Kunst Forum
Gut drei Monate konnte man am Alten Wall die Seele Spaniens erkunden und in den beeindruckenden, farbgewaltigen Porträts und Landschaften des Malers Ignacio Zuloaga (1870–1945) schwelgen. Die Ausstellung „Mythos Spanien“ geht an diesem Sonntag, 26. Mai, zu Ende. Im Auditorium des Bucerius Kunst Forums ist, ebenfalls bis Sonntag, eine kleine, feine Schau mit dem Titel „Mythos Heimat“ zu erleben: Junge Hamburger Künstlerinnen und Künstler, die im Stipendienprogramm stARTup der Claussen-Simon-Stiftung sind oder waren, haben Arbeiten dafür entwickelt. Alex Hojenski etwa bezieht sich mit einer Pferdehaut über einem Gerüst auf Zuloagas berühmtes Reiterbild „Das Opfer der Fiesta“. Katja Pilipenko spielt mit der Tradition von Familienwappen, indem sie einfach ihr eigenes entwerfen ließ. Anna Resei produzierte zum zehnten Jubiläum der Stiftung eine „Tele-nomadic Sheltering Unit“ und thematisiert damit, wie wir in der durch Klimawandel veränderten Welt künftig leben werden. vfe
„Mythos Spanien. Ignacio Zuloaga 1870–1945“ und „Mythos Heimat – eine Hinterfragung“ bis 26.5., Sa/So jew. 11.00–18.00, Bucerius Kunst Forum (U/S Jungfernstieg), Alter Wall 12, Eintritt 12,-/6,- (erm.); www.buceriuskunstforum.de