Hamburg. 30 Seconds To Mars spielt in Star-Besetzung in Bahrenfeld, Kate Clover auf St. Pauli, und der Metalldruck-Erfinder ist an zwei Orten präsent.
Eigentlich ist 30 Seconds To Mars eine Alternative-Rock-Band, doch ob der Electro-Pop-Sound der Leto-Brüder in Hamburg in der Barclays Arena zündet, wird sich hören. Ebenfalls aus Los Angeles kommt, inspiriert von Iggy Pop und Patti Smith, Rockmusikerin Kate Clover, jedoch ein paar Nummern kleiner in den Nochtspeicher. Und wussten Sie, dass der Erfinder des „Metalldrucks“ aus der Hansestadt stammt? Zu sehen in zwei Galerien. Außerdem in dieser Kulturwoche zu erleben: eine späte Mozart-Oper im jungen Gewand und eine ungewöhnliche Benefiz-Lesung mit der legendären Peggy Parnass, die Obdachlosen hilft.
Kultur-Tipps Hamburg: Electro-Rockpop als Experiment mit 30 Seconds To Mars in der Arena
„It‘s The End Of The World But It‘s A Beautiful Day“: Das ist ein nicht nur sehr langer, sondern auch sehr passender Titel für das aktuelle, 2023 veröffentlichte Album von 30 Seconds To Mars. Die Brüder Jared (ja, der Schauspieler) und Shannon Leto haben eigentlich sehr schöne, atmosphärische und tanzbare Electro-Pop-Nummern zusammengestellt. Allerdings ist das nicht unbedingt der Sound, den die Fans der 1998 gegründeten Alternative-Rock-Band aus Los Angeles gewohnt sind. Entsprechend schmierte die Platte in den Charts für die sonst Spitzenplätze gewohnten Brüder wirklich brutalstmöglich ab, sowohl in den USA als auch in Deutschland. Eine kalte Schulter für ein Experiment. Mal schauen, ob 30 Seconds To Mars die Gemüter wieder versöhnen kann beim Konzert an diesem Sonntag, 12. Mai, in der Barclays Arena. tl
30 Seconds To Mars So 12.5., 20.00, Barclays Arena (S Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 10, Karten ab 60,65 im Vorverkauf; www.thirtysecondstomars.com
Hohn und Spott, Zauber und Gesang, zweimal aus Ostwestfalen
Ostwestfalen der Babyboomer-Generation drängen gern ins Rampenlicht. Der bekannteste ist das „Radiogesicht“ Oliver Welke (ZDF-„heute-show“), ein weiterer gebürtiger Bielefelder Ingo Oschmann (54), der vor 20 Jahren dank seiner Sat.1.-Show „Wenn Sie lachen, ist es Oschmann“ bekannt wurde. Wenn der Kleinkünstler (1,72 m) an diesem Sonnabend, 11. Mai, im Eppendorfer Lustspielhaus mit „Wunderbar, es ist ja so“ Hamburg-Premiere hat, möchte der Stand-up-Comedian und Gewinner des Westfälischen Blindhuhns 2017 auch mit magischen Tricks über der Gürtellinie verblüffen: Er ist auch Zauberkünstler. Sogar singen, zumindest halbwegs, kann Lutz von Rosenberg Lipinsky, geboren 1965 in Gütersloh und seit mehr als 30 Jahren in Hamburg spottend. In seinem 13. Soloprogramm „Keine Bewegung“ streitet er dafür, aufzustehen, und das nicht nur morgens. Bei der Gala zum Kabarett-Fest im Lustspielhaus überraschte der Berufszyniker zuletzt mit einem Schlager-Medley, in dem Helene Fischers „Atemlos“ zu „Ahnungslos, was die Regierung mit uns macht“ wurde. Aha! str
I. Oschmann: „Wunderbar, es ist ja so!“ Sa 11.5., 20.00 L. von Rosenberg Lipinsky: „Keine Bewegung“ So 12.5., 19.00, jew. Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstraße 53, Karten zu 30,- bis 37,- unter T. 040/55 56 55 56; www.almahoppe.de
Erneute Premiere von Mozarts später Oper, nun in Musikhochschule
Erst zwei Wochen ist es her, dass Mozarts späte Oper „La clemenza di Tito“ an der Staatsoper herauskam, da feiert dasselbe Stück erneut Premiere in der Hansestadt: An diesem Sonntag, 12. Mai, bringt die Regisseurin und Choreografin Arila Siegert die „Clemenza“ als große Sommeroper auf die Bühne im Forum der Musikhochschule. Das fordert natürlich zu Vergleichen heraus, wie die beiden Produktionen umgehen mit der Geschichte vom Kaiser, der seinen Gegnern sogar ein Mordkomplott vergibt. Die Gesangspartien übernehmen Sängerinnen und Sänger der Opernklasse, Willem Wentzel dirigiert die Symphoniker Hamburg. vfz
„La clemenza di Tito“ So 12.5., 18.00, Forum der Hochschule für Musik und Theater (Bus 15, Bus 19, Alsterchaussee), Harvestehuder Weg 12/Eingang Milchstr., Karten zu 30,- unter T. 040/45 33 26; www.hfmt-hamburg.de
Ein Doppel für Django Reinhardt: Gypsy-Jazz von zwei Bands im Goldbekhaus
Schon öfter bewährt haben sich im Goldbekhaus Doppelkonzerte, nicht bloß am Sonnabend. Und so verspricht auch der Freitag, 17. Mai, einen ungewöhnlichen Hinhörabend, diesmal mit den Bands Djuke & Dukies sowie Die Drahtzieher. Sowohl die vier Dukies aus Hamburg als auch das Drahtzieher-Trio aus dem tiefen Süden haben sich dem Gypsy-Jazz verschrieben. Das hanseatische Quartett fühlt sich der Tradition des legendären Django Reinhardt verpflichtet, versucht jedoch mit Eigenkompositionen von druckvoll bis zart dessen Musik in die Moderne zu bringen. Die Drahtzieher setzen mit ihrem Sound im Hier und Jetzt ebenfalls auf einen (treibenden) Kontrabass sowie zwei Gitarren und erzählen rein instrumentale Geschichten. In der Bühne zum Hof ein besonders nahbares Klangerlebnis. str
„The Django Jazz Journey“: Duke & Dukies + Die Drahtzieher Fr 17.5., 20.00, Goldbekhaus/Bühne zum Hof (Bus 6, 17, 25 Goldbekplatz), Moorfuhrtweg 9–11, Karten zu 10,- (erm.) bis 24,- (Ak.); www.goldbekhaus.de
Benefiz-Lesung: Ob St. Georg oder Wilhelmsburg, Peggy Parnass ist dabei
Der Hamburger Rainer Neumann ist ein weit gereister Mann – von Hamburg-St.Georg bis Shanghai, inzwischen Rentner, aber noch oft mit dem Fahrrad, manchmal auch mit Kamera und fast immer mit Notizblock unterwegs. Darauf hat der Autor schon 2019 Erlebnisse und Gedanken festgehalten und später 48 heitere Kurzgeschichten unter dem Titel „Passiert. Notiert. Bedacht. Gelacht.“ veröffentlicht. Jüngst hat Neumann eine Sonderedition 2024 herausgebracht, jetzt mit einer neuen Geschichte über Peggy Parnass und mit „etwas Wilhelmsburg-Lyrik“, wie er sagt. Sowohl die Publizistik-Legende, die bereits das Vorwort zur ersten Auflage verfasst hatte, als auch der Autor sind indes dem Stadtteil St. Georg treu geblieben. Auch mit der Sonderedition unterstützt Neumann weiterhin Obdachlosen-Projekte, etwa die Suppengruppe in St. Georg. Dafür soll bei der Benefiz-Lesung aus dem Benefiz-Buch mit musikalischer Begleitung am 17. Mai in der Koppel 66 gesammelt werden. Der Autor will die 96-jährige Parnass mitbringen. str
Rainer Neumann liest Kurzgeschichten aus „Passiert.Notiert.Bedacht.Gelacht.“, Sonderedition 2024, Musik: Ewelina Nowicka (Geige), Fr 17.5., 19.00, Haus Koppel 66 (Bus 6, 17, 18) Zugang über Lange Reihe 75 oder Koppel 66, Eintritt frei, Spenden erwünscht
Rolf Nesch: Seltene Einblicke dank zweier privater Sammlungen
Gustav Schiefler (1857–1935) war nicht nur ein renommierter Hamburger Richter, er hatte auch exzellente Kontakte zu Künstlern wie Emil Nolde, Edvard Munch und Ernst Ludwig Kirchner, sammelte mit Passion zeitgenössische Grafiken. Die Galerie Herold in der City zeigt in der Ausstellung „Aufbruch! Expressionismus seit 1910“ ausgewählte Werke aus dieser Sammlung. Neben den Genannten sind auch Alma de Banco, Eduard Bargheer, Max Pechstein und Rolf Nesch dabei. Um diesen Ausnahmekünstler, der zunächst in Hamburg wirkte und später vor den Nazis nach Norwegen emigrierte, geht es in einer Einzel-Retrospektive in der Galerie St. Gertrude in Altona. Nesch gilt als Erfinder des „Metalldrucks“, mit dessen Hilfe er seinen Bildern eine schroffe, ausdrucksstarke Struktur verlieh. Berühmt ist etwa sein „Elbbrücke II“-Werk, das schon häufiger in Hamburg zu sehen war. Exklusiv präsentiert die Galerie nun weitere Arbeiten aus der Sammlung von Helene und Rainer des Arts, die Förderer des Künstlers waren. Sie zeigen, wie vielfältig und virtuos er arbeitete. vfe
„Aufbruch!“ bis 28.6., Di–Fr 11.00–18.00, Galerie Herold (U Gänsemarkt), Colonnaden 5, Eintritt frei; www.galerie-herold.de„Rolf Nesch. Sammlung des Arts“, bis 17.5., Di–Fr 11.00–15.00 und nach Vereinbarung, Galerie St. Gertrude (Bus 113 Platz der Arbeiterinnen), Goldbachstraße 9, Eintritt frei; www.st-gertrude.de
4500 km extrem auf dem Rad: Premiere von „Inside Great Divide” im Zeise-Kino
4500 Kilometer, vom Schnee in die Wüste, oder von Kanada durch die USA nach Mexiko: Die „Tour Divide” ist eines der längsten und schwierigsten Langstrecken-Radrennen der Welt und führt entlang der nordamerikanischen Wasserscheide. Es ist auch ein Rennen gegen sich selbst und die eigene Resilienz, ein Vorhaben für Extremsportler. Der Dresdner Regisseur, Autor und Radabenteurer Markus Weinberg hat sich mit Bike-Journalist und Triathlet Mathias Müller auf dieses Abenteuer begeben. Während ihrer Reise stießen sie mehrmals an ihre Grenzen. Im April 2023 erschien über diese Tour Weinbergs Buch „Great Divide”, nun folgt sein Film „Inside Great Divide”, ein weiteres Projekt nach dem Dokumentarfilm „Das Limit bin nur ich” über Jonas Deichmann, der mit vielen Teilnehmern des Ironman die Welt umrundet hat. Bei der Hamburg-Premiere am 15. Mai im Zeise-Kino wird Regisseur Weinberg anwesend sein. hphm
„Inside Great Divide” HH-Premiere Mi 15.5., 20.00, Zeise-Kino, (S Altona, Bus 2, 112) Friedensallee 7–9, Karten ab 11,-; www.zeisekino.de
Kate Clover mit Punk und Rock‘n’Roll im Nochtspeicher
Sie liebt alles, was Vintage-Status hat und mit Leoparden-Print verziert ist. Schon mit fünf Jahren fing Kate Clover an, Klavier zu spielen, Gitarre brachte sie sich sogar selbst bei. Der erste Song, den Kate auf der Gitarre spielen konnte, war „Chinese Rocks” von Jonny Thunders & the Heartbreakers. Als Teenagerin fand sie prägend zur Punk-Rock-Richtung, die sich noch heute in ihrer Musik ausdrückt. Die größten Einflüsse auf sie hatten die Musiker X, The Gun Club und The Germs, ihre Idole sind aber Iggy Pop und Patti Smith. Ebenfalls stark beeinflusst wurde Clover von ihrer Heimatstadt Los Angeles und dem rasanten Leben in Hollywood, 2019 erschien ihre erste Single, 2022 mit „Bleed Your Heart Out“ ihr Debütalbum. Kürzlich erschien ihr neues Album „The Apocalypse Dream”, mit dem sie außer ihrem weiteren Repertoire auch in Großbritannien auf Tour geht. In Hamburg singt und spielt die Amerikanerin am Dienstag, 14. Mai, im Nochtspeicher. hphm
„Kate Clover” Di 14.5., 19.30, Nochtspeicher, (S Reeperbahn, U/S Landungsbrücken), Bernhard-Nocht-Straße 69a, Karten ab 21,45; www.nochtspeicher.de
„Duft des Frühlings”: Lesung von Lyrik und Kurzprosa mit László Kova
Seine Themen findet er am Hafen, an der Elbe und Alster sowie bei allem, was Hamburg ausmacht. László Kova findet aber auch in Venedig, in der Puszta und ganz woanders Inspiration für seine Kunst. Der ungarische Dichter, Maler und Journalist lebt seit nun fast 50 Jahren in Hamburg. Von seiner Kindheit an schrieb er Erzählungen und Gedichte, die er selbst illustrierte. Nach seinem VWL-Studium sowie der Promotion widmete er sich der Kunst und wurde international erfolgreich, seine Werke wurden auf der ganzen Welt ausgestellt. Von Beverly Hills über Budapest und Tokio auch in Hamburg. In der Bücherhalle Eidelstedt wird er am 17. Mai aus seinen Büchern vorlesen, etwa aus „Ins Wort gemeißelt”, „Mit Elbwasser geschrieben”, „Unterwegs an der Alster – an der Elbe” und „Von der Elbe weht der Wind”. Am Keyboard begleitet sich Kova gern selbst, was die Lesung von Lyrik und Kurzprosa zu einem ungewöhnlichen Erlebnis machen kann. hphm
„Duft des Frühlings” Fr 17.5., 18.30, Bücherhalle Eidelstedt (S Elbgaustraße, Bus 4, 115) Alte Elbgaustraße 12, Eintritt frei; www.buecherhallen.de