Hamburg. Cloudy June singt im Uebel & Gefährlich, Schüler kloppen sich im St. Pauli Theater und Tom Odell kommt mit neuen Songs in die Sporthalle.

„Die erste Regel des Fight Club lautet: Ihr verliert kein Wort über den Fight Club.“ Ja, blöd. Das gilt nicht für das geschriebene Wort, oder? Sonst leiten wir lieber schnell über von der „Fight Club“-Inszenierung im St. Pauli Theater zu den Pop-Konzerten der Woche mit Tom Odell, Cloudy June, Hollow Coves – und Erdmöbel-Sänger Markus Berges, der mit seinem Roman „Irre Wolken“ in das Literaturhaus kommt. Auch Kunst, Kino und Kabarett haben viel zu bieten an den kommenden Feier- und Eiertagen.

Tom Odell, hier im August 2023 beim Haldern-Pop-Festival.
Tom Odell, hier im August 2023 beim Haldern-Pop-Festival. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Konzert-Tipp Hamburg: Tom Odell präsentiert klassische britische Songwriterkunst in der Sporthalle

Seinen Einstiegserfolg direkt an die Spitze mit dem Album „Long Way Down“ 2013 konnte Tom Odell zwar nicht wiederholen, trotzdem sind die bislang fünf weiteren Top-Ten-Alben (im Januar 2024 erschien „Black Friday“) in der Heimat des britischen Sängers und Songschreibers mehr als beachtlich. Denn Talent zu haben, das Odell unter anderem wie George Ezra oder Luke Sital-Singh an der BIMM University in Brighton verfeinerte, ist zwar so schön wie Vergleiche mit Vorbildern von Elton John bis David Bowie. Aber Beständigkeit und Kreativität schließen sich gern mal aus, nicht aber bei Odell, der übrigens seinerzeit von Pop-Kollegin Lilly Allen entdeckt und gefördert wurde. Daher geht es nach Auftritten in den Vorjahren im Docks, im Mehr! Theater und in der Fabrik am 30. März auf Hamburgs zweitgrößte Pop-Bühne in der Sporthalle. tl

Tom Odell Sa 30.3., 20.00, Sporthalle (U Lattenkamp), Krochmannstraße 55, Karten zu 52,15 im Vorverkauf; www.tomodell.com

Liebesfreuden und Lebensleiden von Franz Kafka im Zeise

Der Schriftsteller Franz Kafka ist für seine düstere, unverwechselbare Prosa bekannt. Bis heute werden Kafkas Texte wie sein unvollendeter Roman „Das Urteil“ und die Erzählung „Die Verwandlung“ im Schulunterricht behandelt. Es ist schwerer Stoff, der häufig Einblicke in Kafkas seelische Dunkelheit gewährt. Im Kinofilm „Die Herrlichkeit des Lebens“ erlebt das Publikum nun einen völlig anderen Kafka. Denn Micheal Kumpfmüller, verantwortlich für die gleichnamige Romanvorlage, erzählt humorvoll von Kafkas letztem Lebensjahr 1924, das dem Autor seine finale große Liebe beschert. Kafka, der an Tuberkulose erkrankt ist, verbringt seinen Sommerurlaub an der Ostsee, wo er Dora Diamant, eine deutlich jüngere Köchin, kennenlernt. Die beiden ziehen gemeinsam nach Berlin – die Liebe ist frisch, doch der Gesundheitszustand des Schriftstellers verschlechtert sich. Am 2. April zeigt das Zeise Kino „Die Herrlichkeit des Lebens“, im Anschluss lädt Sebastian Schirrmeister, Literaturwissenschaftler an der Universität Hamburg, zum Publikumsgespräch. hppe

„Die Herrlichkeit des Lebens“ Di, 2.4., 20.00, Zeise (S Altona), Friedensallee 7–9, Karten zu 11-, im Vorverkauf; www.zeisekinos.de

Markus Berges, Schriftsteller und Sänger der Kölner Band Erdmöbel.
Markus Berges, Schriftsteller und Sänger der Kölner Band Erdmöbel. © Matthias Sandmann | Matthias Sandmann

Markus Berges im Literaturhaus: Top-Roman mit Musik

Markus Berges ist „eigentlich“, so sagt man dann ja immer, Frontmann der tollen Kölner Band Erdmöbel. Das sind die mit den Weihnachtssongs, unter anderem. Und die mit dem Top-Song „Busfahrt“. Da ging es um Berges‘ Psychiatrie-Zeit, irgendwie; er absolvierte einst ein freiwilliges soziales Jahr in einer Klinik. Aus jenen Erfahrungen schöpft nun das andere künstlerische Selbst des gebürtigen Münsterländers: Markus Berges schreibt auch Romane, sein bester bislang hieß „Die Köchin von Bob Dylan“. Der bekommt nun harte Konkurrenz, denn „Irre Wolken“ ist auch sehr gut. Er erzählt die Lovestory zwischen einem jungen Pfleger und einer Patientin. Den Abend dazu am 4. April im Literaturhaus sollte man sich nicht entgehen lassen. Berges wird nicht nur lesen, sondern auch singen. tha

Markus Berges singt und liest Do 4.4., 19.30 Uhr, Literaturhaus Hamburg (Bus 6, 17, 18), Schwanenwik 38, Karten 14,-; www.literaturhaus-hamburg.de

Das australische Duo Hollow Coves aus Gold Coast, Queensland.
Das australische Duo Hollow Coves aus Gold Coast, Queensland. © FKP Scorpio | Catherine Bernier

Sanfter australischer Gitarren-Folk mit Hollow Coves im Bunker

TikTok verändert die Musikindustrie noch rasanter als YouTube davor. Völlig unbekannte Künstlerinnen und Künstler können mit ihrer Musik innerhalb kürzester Zeit viral gehen, so auch das australische Indie-Folk-Duo Hollow Coves. Nach dem Erscheinen ihres ersten Albums „Moments“ im Jahr 2019 wurden Ryan Henderson und Matt Carins während der tristen Zeiten der Pandemie rasch zu einer Stimme der Verbundenheit. Ihre erfolgreichsten Singles wie „Coastline“ und „The Woods“ wurden bereits in mehr als einer Million TikTok-Clips verwendet. Häufig, um eine ästhetisch entspannte Stimmung zu erzeugen. Mit ihrem zweiten Album „Nothing To Lose“ (2024) liefern die beiden ihren Fans jetzt neue wie vertraute Klänge: Sanfte Gitarrenmelodien untermalen Texte, die von Lektionen des Lebens, von Hoffnung an schlechten Tagen und poetisch verpackter Dankbarkeit handeln. Am 31. März kommt Hollow Coves nach Hamburg ins Uebel und Gefährlich. hppe

Hollow Coves So 31.3., 20.00, Uebel und Gefährlich (U Feldstraße) Feldstraße 66, Karten ab 30,52 im Vorverkauf; www.uebelundgefaehrlich.com

Josef Haders österliches Kino-Triple mit Star-Aufgebot

Ostern ist das Fest der Auferstehung. Für Josef Hader am Montag zugleich der Auslöser, mit seinem neuen Film als personifizierter April-Scherz eine Kinotour zu starten, in Hamburg gleich mit einem cineastischen Triple. Nacheinander im Koralle in Volksdorf, im Zeise in Ottensen und im Passage in der Altstadt stellt Austrias populärster Kabarettist sein zweites selbst inszeniertes Kinowerk „Andrea lässt sich scheiden“ vor. Für die bei der Berlinale uraufgeführte Tragikomödie hat Hader mit Florian Kloibhofer auch das Drehbuch geschrieben und sich in der männlichen Hauptrolle besetzt, die eines Religionslehrers und Ex-Alkoholikers aus der niederösterreichischen Provinz. Der hat nach einem Autounfall mit Fahrerflucht die Schuld auf sich genommen, obwohl eine Frau namens Andrea ihren Noch-Ehemann überfahren hat. Film- und Theaterstar Birgit Minichmayr („Drei Tage in Quiberon“, „Schachnovelle“) spielt die Titelrolle, mit Thomas Schubert und Robert Stadlober hat Filmemacher Hader weitere Stars gewonnen. str

„Andrea lässt sich scheiden“ Mo 1.4., 15.30, Koralle (U Volksdorf), Kattjahren 1, Karten 10,50; www.korallekino.de; 19.00, Zeise (S Altona), Friedensallee 7–9, Karten 12,10; www.zeise.de; 20.30, Passage (U Mönckebergstraße), Mönckebergstraße 17, Karten 9,50; www.das-passage.de

Der Soundtrack der Generation Z mit Cloudy June im Uebel & Gefährlich

In einem weißen T-Shirt mit der Aufschrift „main character“ posiert Claudia Terry Verdecia, bessser bekannt als Cloudy June, grazil auf einem Bett. Auf Instagram bekommt die Sängerin dafür mehr als 5000 Likes, aber interessanter ist natürlich ihre Musik: Ihre erfolgreichsten Songs werden auf Spotify millionenfach angehört. Mit elektronischem Popsound und ihrer angriffslustigen, unverblümten Art trifft die 24-Jährige den Zeitgeist und hat sich innerhalb weniger Jahre einen Namen in der deutschen Musikszene gemacht. Cloudy June singt von Herzschmerz, Masturbation und ihrer queeren Sexualität: der Soundtrack der Generation Z. Am 4. April im Uebel & Gefährlich zu hören. hppe

Cloudy June Do 4.4., 20.00, Uebel und Gefährlich (U Feldstraße), Feldstr. 66, Karten zu 28,90 im Vorverkauf; www.uebelundgefaehrlich.com

„Ohne dich war es immer so schön“, mit ihr ist das Kabarett-Festival schöner: die ausgezeichnete Tina Teubner.
„Ohne dich war es immer so schön“, mit ihr ist das Kabarett-Festival schöner: die ausgezeichnete Tina Teubner. © © Jens Schneider | Jens Schneider

Kabarettfest im Lustspielhaus: Drei Duos und ein Reim-Meister spielen

Das Kabarettfest zum 30. Jubiläum des Lustspielhauses geht in die zweite Woche, und obwohl „Zweikampfhasen“ nichts Österliches in sich trägt, spielen die ehelichen Lokalmatadoren Ehnert & Ehnert ihr Programm noch mal an diesem Sonnabend, 30. März. Etwas frischer ist „Verwirren ist menschlich“ vom Münchner Reim-Meister Philipp „Scharri“ Scharrenberg (2.4.), musikalischer tags darauf das maritime Kabarett-Theater „Watt nu“ des Hamburger Klappmaul-Komikers Werner Momsen mit Matthias Brodowy (Hannover) und noch musikalischer die Hamburg-Premiere am 5. April von Tina Teubners „Ohne dich war es immer so schön“. Die 2024 mit dem Salzburger Stier ausgezeichnete Musikkabarettistin lässt sich vom Pianisten Ben Süverkrüp begleiten. Denn wie sagt Teubner immer schön ironisch: „Ich habe zwei Kinder und einen Mann. Ich bin also alleinerziehend.“ str

„Kabarettfest 2024“ bis 30.4., Mo–Sa, jew. 20.00, So 19.00, Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstraße 53, Karten zu 30,- (erm. 20,-) bis 37,- unter T. 040/55 56 55 56; www.almahoppe.de

Kunst in Blankenese, das hebt die Stimmung, ja da kommt Freude auf

Blankenese mag für viele eine Oase der Gelassenheit inmitten des Trubels der Großstadt sein. Vom 1. April an verbinden sich im Elbstadtteil Schlendern und Sinneseindrücke auf der „Kunstmeile Blankenese.“ Auf mehr als 60 Ausstellungsflächen an der Blankeneser Bahnhofsstraße und an den umliegenden Straßen zeigen mehr als 50 Künstlerinnen und Künstler ihre Arbeiten. Viele Kunstwerke sind so platziert, dass man sie rund um die Uhr durch die Schaufenster der Läden betrachten kann: von Malereiarbeiten über Illustrationen, Fotografien und Druckkunst bis hin zu Skulpturen. Bis zum 15. Mai können alle ausgestellten Werke nicht nur angeschaut, sondern auch gekauft werden. Wer das breite Spektrum der gebotenen Kreativität in einem Raum sehen möchte, hat am 17. April (19 Uhr) die Möglichkeit, in der Haspa Blankenese (Erik-Blumenfeld-Platz 25, Anmeldung erforderlich) eine Gemeinschaftsausstellung aller beteiligten Kunstschaffenden zu besuchen. hppe

„Kunstmeile Blankenese“ Mo 1.4.–Mi 15.5., Blankeneser Bahnhofsstraße (S Blankenese, Bus 286), Eintritt frei; Infos und Veranstaltungen unter www.kunstvereinblankenese.de

„Die erste Regel des Fight Club lautet: Ihr verliert kein Wort über den Fight Club“, heißt es in David Finchers Filmvorlage des Schüler-Theaterprojekts am St. Pauli Theater.
„Die erste Regel des Fight Club lautet: Ihr verliert kein Wort über den Fight Club“, heißt es in David Finchers Filmvorlage des Schüler-Theaterprojekts am St. Pauli Theater. © Thorsten Loeser | Thorsten Loeser

Schüler-Projekt nach Roman- und Kino-Vorbild am St. Pauli Theater

Das Schülerprojekt des St. Pauli Theaters mit der Stadtteilschule am Hafen hat längst Tradition, bietet jedoch alljährlich ein neues Stück: Am 2. April hat in Dania Hohmanns Regie gleich neben der Davidwache „Fight Club“ Premiere, 1999 als Psychothriller von David Fincher auch fürs Kino verfilmt. Frei nach Chuck Palahniuks Roman erzählen die 15 bis 18 Jahre alten Mitwirkenden von jungen Menschen, die in einer Welt, in der nur noch materielle Dinge zählen, als Außenseiter gelten. Wer sie wirklich sind und wohin sie ihr Weg in einer ganz speziellen Gruppe führen könnte, spielen und singen die Nachwuchsdarsteller bei zwei weiteren Vorstellungen, jeweils auch mit aktuellen Pop-Songs. str

„Fight Club“ Premiere Di 2.4., 19.00, auch Do 4.4., 11.00 und So 7.4., 15.00, St. Pauli Theater (S Reeperbahn), Spiellbudenplatz 29/30, Karten zu 7,50; www.st-pauli-theater.de