Hamburg. Das Kabarettfest bietet 33 Programmpunkte, ein Regisseur feiert gleich in zwei Kinos Geburtstag, und eine Galerie zeigt Foto-Raritäten.

Ferien? Die kennt die Satire nicht. Und so beginnt in der Woche vor Ostern das fünfwöchige Kabarettfest in Alma Hoppes Lustspielhaus mit Größen wie Nessi Tausendschön, Jürgen Becker, Thomas Freitag und Friedemann Weise. Der unkonventionelle Hamburger Filmemacher Peter Sempel feiert seinen 70. Geburtstag im Abaton- und Metropolis-Kino, die Galerie Roschlaub holt kostbare Foto-Schätze ans Licht. Dazu kommen weitere sehens- und hörenswerte Filme, Ausstellungen und Konzerte. Nur eine Auswahl.

Kabarettfest im Lustspielhaus beginnt mit Gala sowie Soli von Becker und Schmickler

Es ist noch nicht zu spät: Nachdem Alma Hoppes Lustspielhaus im vergangenen Sommer für rund 300.000 Euro einen neuen Anstrich, einen neuen Tresen, eine neue Licht- und Tonanlage sowie mit Max Beier zur Hälfte eine neue Leitung bekommen hat, präsentieren sein Vater Jan-Peter Petersen und er nun zum 30. Jubiläum des Kleinkunst-Theaters bis 30. April beim Kabarettfest 33 verschiedene Programmpunkte. An diesem Sonnabend, 23. März (19 Uhr), sind es zum Auftakt bei der Geburtstags-Gala gleich zehn Gäste, aus Hamburg etwa Lutz von Rosenberg Lipinsky, Werner Momsen alias Detlef Wutschik und Sebastian Schnoy sowie von weiter her Nessi Tausendschön, Kabarett-Großmeister Thomas Freitag und Jürgen Becker.

Der langjährige Moderator der WDR-„Mitternachtsspitzen“ legt am Sonntag in „Deine Disco“ auch solo das Politische auf den Plattenteller, sein Ex-TV-Mitstreiter Wilfried Schmickler kommt am 28. März, der Bayer Helmut Schleich bereits tags zuvor, Frank Grischek und Ralf Lübke (29.3.) beschließen die erste Satire-Woche in Eppendorf musikalisch-anarchisch bei „Brotlos. Aber Kunst“. Weitere spöttisch-theatrale Höhepunkte versprechen der fränkische Grantler Matthias Egersdörfer (4.4.), das Duo Ulan & Bator mit „Zukunst“ (16.4.) und „The King of Understatement“ Friedemann Weise (ZDF-„heute-show“/NDR-Info-„Intensiv-Station“) mit „Das bisschen Content“ am 21. April. str

„Kabarettfest 2024“ 23.3.–30.4., Mo–Sa, jew. 20.00, So 19.00, Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstr. 53, Karten zu 30,- (erm. 20,-) bis 37,- unter T. 040/55 56 55 56; www.almahoppe.de

Im MARKK an der Rothenbaumchaussee läuft unter anderem noch bis 7. April die Ausstellung „Hey Hamburg, kennst du Duala Manga Bell?“.
Im MARKK an der Rothenbaumchaussee läuft unter anderem noch bis 7. April die Ausstellung „Hey Hamburg, kennst du Duala Manga Bell?“. © picture alliance / PublicAd | Stefan Hoyer

Letzte Chance: „Hey Hamburg, kennst du Duala Manga Bell?“

Noch bis zum 7. April läuft die Sonderausstellung „Hey Hamburg, kennst du Duala Manga Bell?“ im MARKK. Die experimentelle Ausstellung zum Thema Kolonialismus wurde mit Prinzessin Marilyn Douala Manga Bell, der Urenkelin Rudolf Duala Manga Bells, insbesondere für junge Besucherinnen und Besucher entwickelt. Sie erzählt dessen tragische, aber wahre Geschichte und die seiner Mitstreiter Rudolf Ngoso Din und Maria Mandessi Bell, die friedlichen Widerstand gegen die Gier der Kolonialherren und Kaufleute in Kamerun leisteten. Die Skrupellosigkeit, mit der diese ihre eigenen Regeln brechen, wird Rudolf Duala Manga Bell zum Verhängnis.

Bis zuletzt glaubten sie an die Gleichheit aller Menschen und wehrten sich gegen die Enteignungspläne der Deutschen. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Graphic Novel „Die Vergangenheit ist ein Weg“ des nigerianischen Künstlers Karo Akpokiere. Darüber hinaus sind historische Archiv- und Fotobestände, zeitgenössische Kunstwerke, Objekte der Duala-Sammlung des MARKK und bedeutsame Leihgaben anderer Museen zu sehen. vfe

„Hey Hamburg, kennst du Duala Manga Bell?“ bis 7.4., Di–So 10.00–18.00, Do 10.00–21.00, MARKK (U Hallerstraße, Bus 114), Rothenbaumchaussee 64, Eintritt 9,50/5,- (erm.), Kinder und Jugendliche bis 18 J. frei; www.markk-hamburg.de

„Hamburg Handstand“ von Jürgen Schadeberg, eine der Foto-Raritäten in der Galerie Roschlaub.
„Hamburg Handstand“ von Jürgen Schadeberg, eine der Foto-Raritäten in der Galerie Roschlaub. © JÜRGEN SCHADEBERG | JÜRGEN SCHADEBERG

Kostbare Foto-Raritäten stehen in der Galerie Roschlaub zum Verkauf

Der junge Artist Hans Prignitz im Handstand auf dem Geländer des Michel, die berühmten „Nude“-Bilder von Helmut Newton, Nelson Mandela, der für eine Reportage des Fotografen Jürgen Schadeberg in seine Gefängniszelle auf Robben Island zurückkehrte – es sind wahre fotografische Schätze, die in der Galerie Roschlaub in Harvestehude zu sehen und zu kaufen sind. Mit Anatol Kotte von der Capitis Galerie hat Galeristin Kirsten Roschlaub 25 außergewöhnliche People-Fotografien in Schwarz-Weiß (allesamt Originale) aus privaten Sammlungen vereint; auch Kotte selbst hat ein Bild in die Ausstellung gegeben.

Sie alle, ob prominent oder nicht, verströmen eine ganz besondere Aura. Unter den Fotokünstlern sind weiterhin Horst P. Horst, F.C. Gundlach, Norman Parkinson, Burt Glinn und Hansel Mieth. „Eine solch hochkarätige Ausstellung mit Werken wahrer Meister ist selten“, so die Galeristin. „Wir freuen uns sehr, Kennerinnen und Kennern zeitloser Fotokunst die Möglichkeit zu geben, diese echten Raritäten für ihre Sammlung zu gewinnen.“ vfe

„Galerie Roschlaub x Capitis Galerie. Raritäten der Fotokunst“ bis 31.5., Di, Do 9.00–18.00, Mi, Fr 9.00–14.00, Galerie Roschlaub (Bus 19 Böttgerstraße), Mittelweg 21, Eintritt frei; www.galerie-roschlaub.com

Diseuse Georgette Dee ist mal wieder (Frühlings-)Gast im Tivoli, singt und schmachtet.
Diseuse Georgette Dee ist mal wieder (Frühlings-)Gast im Tivoli, singt und schmachtet. © Barbara Braun/ MuTphoto | BB

Kommt der Frühling, zieht‘s Georgette Dee ins Tivoli

Immer wenn der Frühling einzieht – ist Georgette Dee im Schmidts Tivoli zur Stelle. Die Diseuse aus der Heide – bürgerlicher Name bis heute unbekannt – wird auch mit circa Mitte 60 nicht müde aufzutreten. Denn die Dee besingt das Leben hinter dem Leben, schmachtet vom Durchhalten, vom Fallen und Wiederaufstehen. Mal mit großer Geste, mal mit leisen Tönen, oft mit lässigen Provokationen, manchmal auch mit spitzen Bösfindigkeiten, alles gekleidet in ergreifende Chansons. Damit findet die Diva noch immer ihr Publikum, an diesem Sonntag (24.3.) erneut mit Terry Truck (Klavier). Solch einen Begleiter braucht Jürgen von der Lippe („Voll fett“) nicht, seine Abende am 25. und 26. März sind bereits ausverkauft. str

„Georgette Dee singt ...“ So 24.3., 19.00, Schmidts Tivoli (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 27/28, Karten ab 22,80 unter T. 31 77 88 99; www.tivoli.de

Wenn Regisseur Peter Sempel (r.) freundlich bittet, schaut Konzeptkünstler Dieter Meier auch selbst vorbei.
Wenn Regisseur Peter Sempel (r.) freundlich bittet, schaut Konzeptkünstler Dieter Meier auch selbst vorbei. © Peter Sempel | Peter Sempel

Drei Filme zum 70.: Peter Sempel feiert mit Gästen

Auch er wird zwar nur einmal 70, das jedoch gleich mit drei seiner Filme in zwei Kinos. Und so ist Peter Sempel an diesem, seinem Geburtstags-Sonntag (24.3.), am Vomittag im Abaton- und abends im Metropolis-Kino präsent. Der weit gereiste Hamburger Regisseur, Fotograf und Drehbuchautor, der Anfang der 80er-Jahre mit „Blitze im Eierbecher“ seinen Debütfilm gedreht hatte, begrüßt bei seiner Matinee am Allende-Platz zu „Dieter Meier – Ein Zufall“ (2021) den Protagonisten des Dokumentafilms höchstselbst, den inzwischen 79 Jahre alten Schweizer Konzeptkünstler, Musiker (Yello) und Unternehmer. Später sind im Metropolis Sempels Musikfilme „Flamenco Mi Vida“ (2008) mit Bildern von Andalusien bis Japan und „Die Ameise der Kunst“ (2011) zu sehen, ein poetischer Kunst- und Musikfilm, inspiriert von Jonathan Meese. Regisseur Sempel steht für Diskussionen und gewiss auch für Glückwünsche bereit. str

„Dieter Meier Ein Zufall“ mit Gästen So 24.3., 11.00, Abaton (Bus 4, 5), Allende-Platz 3, Karten zu 10,-: www.abaton.de; „Flamenco Mi Vida“ So 24.3., 19.00 „Die Ameise der Kunst“ So 24.3., 21.00, jew. Metropolis (U Gänsemarkt), Kleine Theaterstr. 10, Karten jew. 7,50 (erm. 5,-): www.metropoliskino.de/home

Auf der Flucht durch öde Wüstenlandschaften: eine Szene aus dem Spielfilm „Ich Capitano“.
Auf der Flucht durch öde Wüstenlandschaften: eine Szene aus dem Spielfilm „Ich Capitano“. © GRETA DE LAZZARIS/X Verleih | GRETA DE LAZZARIS

Film über Flucht und Migration schon vor dem Kinostart sehen

„Wer nicht aufbricht, findet nie heraus, wo es besser ist“, lautet ein senegalesisches Sprichwort. Angetrieben von diesen Worten und der Hoffnung auf ein besseres Leben verlassen die beiden jungen Männer Seydou und Moussa ihre westafrikanische Heimat. Ihr Ziel: Italien. Schnell entpuppt sich ihre Reise als riskante Odyssee, die sie durch öde Wüstenlandschaften und in ein menschenfeindliches libysches Gefängnis führt. Als ihre Fahrt über das Mittelmeer ansteht, geraten die beiden nur knapp dem Tod Entkommenen ein weiteres Mal in Lebensgefahr.

„Ich Capitano“ von Matteo Garrone blickt auf die Themen Flucht und Migration, der italienische Regisseur möchte mit seinem Spielfilm als Gegenentwurf zu westlichen Stereotypen denjenigen eine Stimme verleihen, die üblicherweise ungehört bleiben. In Zusammenarbeit mit Amnesty International ist der Film an diesem Sonntag, 24. März, vor dem offiziellen Kinostart (am 4.4.) im Abaton-Kino zu sehen. hppe

„Ich Capitano“ Preview So 24.3., 15.00, Abaton (Bus 4, 5), Allende-Platz 3, Karten zu 10,- im Vorverkauf; www.abaton.de

Rumours of Fleetwood Mac lässt die Siebziger wiederaufrocken

Als Blues-Band in London gegründet, ist Fleetwood Mac eine der weltweit bekanntesten britischen Rockgruppen. Ihr Album „Rumours“ von 1977 verkaufte sich mehr als 40 Millionen Mal und wurde mit dem Grammy für das „beste Album des Jahres“ ausgezeichnet. Hits wie „Go Your Own Way”, „Dreams“ und „Don´t Stop“ lassen Rock-Herzen bis heute höherschlagen. Unter dem Motto „It is about their music” bemüht sich die Band Rumours of Fleetwood Mac, die Klangästhetik der Rock-Größen so originalgetreu wie möglich zu treffen.

Seit fast 25 Jahren überzeugt die Coverband Fans auf der ganzen Welt und hat sogar den Segen des Mitbegründers und Schlagzeugers der Originalband, Mick Fleetwood. In der Laeiszhalle lassen die sieben Musiker der Tribute-Band am Montag (25.3.) den Sound der Siebziger aufleben. Zu erwarten ist „eine außergewöhnlich gefühlvolle Performance“, um Mick Fleetwood zu zitieren. hppe

Rumours of Fleedwood Mac Mo 25.3., 20.00 Laeizhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Karten ab 67,- im Vorverkauf; www.elbphilharmonie.de

Autorin Tina Uebel bildet mit Hartmut Pospiech das Gastgeber-Duo (Host) des Traditions-Slams „Hamburg ist Slamburg“ im Nochtspeicher.
Autorin Tina Uebel bildet mit Hartmut Pospiech das Gastgeber-Duo (Host) des Traditions-Slams „Hamburg ist Slamburg“ im Nochtspeicher. © imago/VIADATA | imago stock

Zum Nachdenken und zum Lachen: Dienstags-Slam auf St. Pauli

Ein Text, ein Mikrofon, fünf Minuten Zeit und eine gehörige Portion Mut – mehr braucht es nicht für einen Poetry-Slam. Kommt noch ein aufmerksames und neugieriges Publikum hinzu, ist ein erfolgreicher Slam-Abend gewiss. Beim ältesten Poetry-Slam der Stadt, „Hamburg ist Slamburg“, jeweils am letzten Dienstag des Monats entwickeln sich meist Abende voller Dichtkunst im Nochtspeicher auf St. Pauli. Während sich manche Texte mit den globalen Krisen der Gegenwart beschäftigen und die Zuhörerschaft zum Nachdenken anregen sollen, regen andere zum lyrischen Träumen und herzhaften Lachen ein. Die beiden Gastgeber MC Pospiech und MC Uebel sorgen zwischen den Auftritten der Dichter für ausgelassene Stimmung. Musikalische Unterstützung bekommen sie am 26. März von DJ Blume. hppe

„Hamburg ist Slamburg“ Di 26.3., 20.00, Nochtspeicher (Bus 2, 111), Bernhard-Nocht-Straße 69a, Karten zu 8,- an der Abendkasse, Anmeldungen für Slammer per E-Mail unter mc@slamburg.de

Die Brüder Charles und Andrew Hendy bilden zwei Drittel der irischen Band The Mary Wallopers, zu erleben im Knust.
Die Brüder Charles und Andrew Hendy bilden zwei Drittel der irischen Band The Mary Wallopers, zu erleben im Knust. © picture alliance / Gonzales Photo/Jarle H. Moe | Gonzales Photo/Jarle H. Moe

Live im Knust: Lieder wider das Alleinsein und über die Liebe

2020 war eine Zeit der Isolation, eine Zeit der Ungewissheit und des Alleinseins: Corona. Die irische Band The Mary Wallopers tat etwas gegen das Gefühl des Abgeschnittenseins und lud die Welt zu sich ein. Mit Livestreams aus ihrem selbst gebauten Studio-Pub in Dundalk boten die beiden Brüder Charles und Andrew Hendy mit ihrem Freund Sean McKenna Musik-Fans einen virtuellen Zufluchtsort und veranstalteten als eine der ersten Bands Online-Konzerte. Nun ist die Band zum wiederholten Mal mit ihrem 2023 erschienen Debütalbum auf Europa-Tournee. Die Mischung aus traditionellen Interpretationen irischer Lieder und Folk-, Rock- und Punk-Elementen gibt es am Dienstag, 26. März, im Knust auf die Ohren. Wer Lust auf sanftere, weiblichere Klänge hat, kann dort einen Tag später die Berliner Singer-Songwriterin Mina Richmann erleben. Die 25-Jährige schreibt nicht nur Lieder über die Liebe und das Frausein. Als die iranische Revolution ausbrach, veröffentlichte die Sängerin mit iranischen Wurzeln auch einen aktivistischen Song, um ihre Solidarität auszudrücken. Als Vorgeschmack auf ihr Debütalbum spielt sie mit ihrer Band einige Konzerte. hppe

The Mary Wallopers Di 26.3., 21.00 Mina Richmann & Band Mi 27.3., 21.00, jew. Knust (U Feldstraße), Neuer Kamp 30, Karten ab 17,80 im Vorverkauf; www.knusthamburg.de