Hamburg. Das Birdland öffnet sich für „Urban Jazz“, ein Fotograf blickt hinter die Kulissen, dazu gibt es reichlich Comedy und Theater.
All that Jazz? Nicht nur, denn ein neues Festival im Birdland nimmt mit sechs Bands an zwei Tagen auch Anleihen bei Hip-Hop, Electro, Funk und Techno. Im Literaturhaus liest eine Bestsellerautorin; in Eimsbüttel und in Langenhorn feiern eine bekannte Schauspielerin und ein Hamburger Theater Premieren, im Centralkomittee Comedians zweier Generationen, im Zeise Kino ein Film-Drama, und bei Freelans zeigt eine Schau eines russischen Fotografen die Absurdität des weltweiten Waffenhandels. All das nur eine Auswahl.
Kultur in Hamburg: Neues Jazzfestival mit Großstadt-Sounds im Birdland
Der Soundtrack der Großstadt hat einen neuen Namen: „Urban Jazz“. Unter jenem Motto hat der Schlagzeuger und Komponist Wanja C. Hasselmann ein kleines, aber feines Festival auf die Beine gestellt, das am 9. und 10. Februar erstmals im Birdland über die Bühne geht. Im Club an der Stadtteilgrenze von Hoheluft-West zu Eimsbüttel sollen Eindrücke von Bands vermittelt werden, die selbst Grenzen überwunden haben. Mit Musikern einer Generation, die mit Offenheit für Hip-Hop, Electro, Songwriting und Sample Beats aufgewachsen ist. Ein Gegenwarts-Sound für Hamburg, der in London und New York längst etabliert ist. Zum Line-up gehören am Freitag das Oliver Herlitzka Quintett, das Quartett Skilbeck, das Jazz, Rock und Techno mit „Kartoffel-Rap“ paart, und das von Hasselmann 2015 gegründete und von Funk, Hip-Hop und Rock beeinflusste Nuhussel Orchestra. Tags darauf spielt Rökost, ein Projekt des Hamburger Trompeters Michel Schroeder, seinen „Electronic Experimental Punk Jazz“, zudem das Trio Cosmic Latte und Nevell, die neue Band der Schlagzeugerin Anika Nilles. Bei so viel Ungewohntem sind die Eintrittspreise schon mal etwas höher als im Birdland üblich. str
„Urban Jazz“-Festival 2024 Fr 9./Sa 10.2., jew. 20.00, Birdland (Bus 20, 25,), Gärtnerstraße 122, Tages- bzw. Kombiticket zu 37,75/64,-; www.birdlandhamburg.de
Apostelkirche Eimsbüttel – Kriegsgeschichte: Ein Theaterabend von und mit Ilona Schulz
Ilona Schulz ist Musical- und Theater-Interessierten als Fräulein Schneider aus „Cabaret“ im Hansa-Theater und dank weiterer Projekte von Regisseur Uli Waller sowie in zahlreichen Fernsehrollen ein Begriff, zuletzt im Doku-Drama „Ich bin! Margot Friedländer“ in der Titelrolle der gealterten Holocaust-Überlebenden. An diesem Sonnabend, 3. Februar, gastiert die renommierte Schauspielerin mit ihrem eigenen Stück in der Apostelkirche. Im Monolog „Unterm Teppich“ erzählt Schulz, basierend auf Briefen ihrer Eltern aus dem Zweiten Weltkrieg, die dramatische Geschichte von Krieg und Vertreibung und deren Auswirkungen bis in die Gegenwart angesichts der Kriege in der Ukraine, in Israel und im Gazastreifen. Da Schulz in Dania Hohmanns Regie alle Rollen spielt, eine umso mehr persönliche, bewegende Geschichte. Am Klavier: Jenny Ribbat. str
„Unterm Teppich. Der Krieg, meine Eltern und ich“ HH-Premiere Sa 3.2., 19.00, Apostelkirche Eimsbüttel (Bus 4), Bei der Apostelkirche, Karten zu 15,-/erm. 12,-: https://ev-ke.de/kalender/artikel/unterm-teppich
Eine besondere Freundschaft in Rumänien, rückwärts erzählt, im Literaturhaus Hamburg
Iris Wolff steht mit ihrem neuen Roman „Lichtungen“ auf der „Spiegel“-Bestsellerliste. Verdient! Die in Siebenbürgen geborene Schriftstellerin, die in Freiburg lebt, schreibt eine ganz elegante, tolle Prosa. Und sie erzählt Geschichten aus der Zeit, als der Eiserne Vorhang noch hing und Deutsche gleichzeitig Rumänen waren und umgekehrt. Im Buch geht es um die Freunde Lev und Kato. Ihre Schicksale werden rückwärts erzählt, von der Gegenwart in die Vergangenheit. Ein spannendes Experiment. tha
Lesung Iris Wolff Di 6.2., 19.30, Literaturhaus (Bus 6, 17, 18), Schwanenwik 38, Tickets 12,-/8,-/6,-; literaturhaus-hamburg.de
Danziger aus Dresden und Coremy von TikTok zu Gast in St. Georg
1983 in Dresden geboren und in der damaligen UdSSR aufgewachsen, macht Stefan Danziger inzwischen Witze über die Skurrilitäten des Alltags in seiner Wahlheimat Berlin, in der er auch als Stadtführer arbeitet. Mal mehr, mal weniger tourt er als Stand-up-Comedian, wie etwa zum Hamburger Comedy Pokal 2017 (Platz zwei). Im Centralkomitee hat der junge Vater an diesem Sonnabend, 3. Februar, Vorpremiere mit seinem dritten Soloprogramm, ein neuer Stand-up-Mix. Eher an ihre Generation Z richtet sich Internet-Star Coremy (24), die am 9. Februar in St. Georg aus ihrem Leben als Musik-Comedian und queere Frau erzählt, von Körperbehaarung und den Widersprüchen des Alltags. Mal live auf der Bühne statt bei TikTok. str
Stefan Danziger Vorpremiere Sa 3.2. Coremy: „Rasiert“ Fr 9.2., jew. 20.00, Centralkomitee (U Lohmühlenstraße), Steindamm 45, Karten zu 19,- bzw. 21,-: www.centralkomitee.de
Zwei Künstlerinnen verwickeln sich zu einer Ausstellung auf St. Georg
Eng miteinander verbunden, das sind auch die beiden Künstlerinnen Katharina Holstein-Sturm und Susanne Mewing. Beide arbeiten zeichnerisch und skulptural, beide befassen sich mit den Themen Körperlichkeit und Kontakt, sodass ihre Werke manchmal kaum voneinander zu unterscheiden sind. Folgerichtig heißt ihre Ausstellung in den Räumen der Gedok Hamburg auch „Verwickelt“. Womit ausdrücklich seelische wie leibliche Zustände gemeint sind. Eine große Wand in der Ausstellung simuliert ein Atelier; darauf sind sich überlappende Zeichnungen mit Klebeband angebracht. Am 4. Februar (13 bis 16 Uhr) und 7. Februar (13 bis 18 Uhr) werden die Künstlerinnen an einem Arbeitstisch in der Ausstellung weitere Zeichnungen für die Atelierwand produzieren. vfe
„Verwickelt“ bis 17.2., Gedok Hamburg (Bus 6, 17, 18 Gurlittstraße), Koppel 66/Lange Reihe 75, Mi–Fr 13.00–18.00, Sa/So 13.00–16.00, Eintritt frei; gedok-hamburg.de
Nikita Teryoshin zeigt uns die Absurdität des globalen Waffenhandels
Seine Genres bezeichnet er als Street, Documentary und Every Day Horror: Der russische Fotograf Nikita Teryoshin war für seine umfassende Serie „Nothing Personal“ auf sogenannten Verteidigungsmessen auf der ganzen Welt unterwegs. Er hat dort das „Back Office“ des Krieges erlebt: eine Art überdimensionierten Spielplatz für Unternehmer, Politiker und Militärs (und einige wenige Medienvertreter), gut gefüllt mit Wein, Canapés und frisch polierten Waffen aller Art – Bazookas, Maschinengewehre, Mini-Panzer, Drohnen, Abschussraketen. Seine perfekt arrangierten und ästhetisch ansprechenden Fotografien zeigen keine Gesichter, sondern lediglich Ausschnitte, mal ist es ein Händedruck, mal ein uniformierter Rücken vor einer imposanten Flugschau. Es geht Teryoshin nicht darum, einzelne Personen zu entlarven, sondern das System als Ganzes zu hinterfragen. vfe
„Nothing Personal – The Back Office of War“ bis 5.4., Freelens Galerie (S Stadthausbrücke), Alter Steinweg 15, Mo–Do 11.00– 18.00, Fr 11.00–16.00, Eintritt frei; freelens.com
Drei Männer und eine Wohnung? 20 Jahre Aelita Theater in Hamburg
Das Aelita Musik- und Tanztheater beglückt Menschen, große wie kleine, in und um Hamburg nicht nur in der Weihnachtsmärchenzeit mit Produktionen. Das neue Stück, diesmal von Erwachsenen für Erwachsene, entstand zum 20. Jubiläum der ambitionierten Truppe um Macherin Sabine Koch-Nehmzow und feiert an diesem Sonntag, 4. Februar, im Lali Kulturhaus Premiere. In „Männer WG“ erlebt der 27-jährige Daniel, was es bedeuetet, sein Leben mit zwei Mitbewohnern zu teilen, mit dem schwulen Marc und mit Martin, der sich jedoch ganz anders entwickelt als vermutet. Nur der Rahmen für ein Abenteuer zum Thema Wohnen und eine Komödie, die für Toleranz plädieren soll. Zu Jens Fox‘ Musik spielt eine Liveband. Nach den beiden Auftaktwochenenden in Langenhorn spielt das Stück im Jenfeld-Haus (17. bis 25.2.), im Kulturhaus Eidelstedt (5./6.4.), im New Living Home Stellingen (12./13.4.) und zuvor vom 2. bis 9. März noch mal im Lali. str
„Männer WG“ So 4.2, 16.30, Sa 10.2, 19.30, So 11.2., 16.30, Lali Kulturhaus (U Langenhorn-Markt + Bus 192 Timmerloh), Tangstedter Landstr. 182a, Karten zu je 18,-/erm. 14,- unter www.aelita-musiktheater.de
Film-Premiere im Zeise-Kino Hamburg: Drama zwischen Traum und Wirklichkeit
Eine Liebesgeschichte zwischen einem aufstrebenden Modedesigner (Tim-Fabian Hoffmann) und dem ins Nachtleben verwickelten Sunny (Daniel Roth), „LASVEGAS” erzählt die verwobene Liebesgeschichte der beiden. Wie sie mit dem Taxi durch Brandenburg fahren und in Las Vegas aussteigen. Sie versuchen der Realität zu entkommen, doch es bleibt unklar, welche der Erlebnisse Traum und Wirklichkeit sind. Zur Hamburg-Premiere des Films am 5. Februar im Zeise-Kino kommt auch Regisseur Kolja Malik. Er schrieb schon als Elfjähriger erste Drehbücher und ist bekannt dank Filmen wie „Und am Ende sind alle allein“ und „Storkow Kalifornia“, welcher auf den Internationalen Filmfestspielen in Berlin und Cannes zu sehen war. Ebenfalls erwartet werden die Darsteller Lana Cooper, eine gebürtige Hamburgerin, und Daniel Roth sowie Produzent Jan Philip Lange. hbjb
„LASVEGAS”, HH-Premiere Mo 5.2., 20.00, Zeise (Bus 2, 16, 288), Friedensallee 5, Karten zu 12,10/erm. 8,25 unter www.zeise.de
Kurzfilme von HAW-Studenten zum Mythos von Orpheus und Eurydike im Metropolis
Eine filmische Darstellung des Mythos von Orpheus und Eurydike ist diesen Sonntag, 4. Februar, im Metropolis zu sehen. Die griechische Sage, in dem Sänger und Musiker Orpheus in die Unterwelt hinabsteigt in der Hoffnung, seine Frau wiederzubeleben, ist das zentrale Thema zweier Kurzfilme. Traditionell zeigt das dritte Semester Medientechnik der HAW in Kooperation mit dem Kostümdesign Armgartstraße und dem Schauspiel-Studio Frese zwei Filme. In dem Kurzfilm-Modul der Universität ist „Pinky Promise” entstanden: In diesem Film ist Orpheus eine Frau, die sich nicht lösen kann von der Schuld am Tod von Eurydike und deren Kreativität darunter leidet. „Traumwelt” zeigt die von ihrem Freund verlassene Frau Marie, die versucht, ihr künstlerisches Schaffen und kreatives Dasein am Leben zu halten. hpjb
„Short Cuts XXL“ So 4.2. 20.00.; Metropolis (U Gänsemarkt, U Stephansplatz), Kleine Theaterstraße 10, Karten zu 6,- unter www.metropoliskino.de