Hamburg. Im Michel gibt es eine geballte Ladung Lebensfreude, in der Laeiszhalle singen die ehemaligen Wise Guys, dazu Satire und mehr.

Die Wise Guys, Deutschlands einst populärste A-cappella-Band, sangen sogar bei Kirchentagen, ihre Nachfolger, Alte Bekannte, konzertieren mit neuen Songs in der Laeiszhalle; dort spielen und spotten mit Florian Schroeder und Jochen Malmshimer diese Woche auch zwei Könner des Kabaretts. „Oh Happy Day“ heißt es mit den New York Gospel Stars gleich dreimal im Michel, ebenso oft begibt sich Schauspielerin Gesine Cukrowski im Altonaer Theater auf die Spuren Astrid Lindgrens. Und Geheim-, Kino- und Galerien-Tipps haben wir auch. Nur eine Auswahl.

Kultur-Tipps Hamburg: Früher die Wise Guys, heute Alte Bekannte

Die fünf Sänger beehren ihre Hamburger Fans aller Altergruppen mit schöner, live gesungener Regelmäßigkeit. Insofern sind sie längst Alte Bekannte. So heißt seit geraumer Zeit die A-cappella-Formation als Nachfolge-Band der populären, 2017 aufgelösten Kölner Wise Guys. Wenn das jetzige Quintett an diesem Sonnabend, 13. Januar, wieder mal in der Laeiszhalle konzertiert, ist nicht nur erneut der frühere „The Voice of Germany“-Halbfinalist Friedemann Petter Teil der Gruppe, die Alten Bekannten präsentieren auch eine vielfältige und bunte Palette neuer Lieder. Viele entstammen ihrem vierten Studioalbum „Stabil“ vom August 2023. „Wenn das die Lösung ist (dann will ich mein Problem zurück)“ etwa ist fast schon karnevalskompatibel, „Wer braucht denn schon“ hingegen eine traurige Ballade. Das Titellied „Bleib stabil“ oder das augenzwinkernd interpretierte „Lehrerkind“ machen umso mehr gute Laune. Live sind Alte Bekannte ja ohnehin kaum zu bremsen... str

Alte Bekannte: „Nix geht über LIVE“ Sa 13.1., 20.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Karten ab 40,10 im Vorverkauf; www.altebekannte.band

Für das Gastspiel „Ich bin Astrid aus Småland“ schlüpft Gesine Cukrowski im Altonaer Theater in die Rolle Astrid Lindgrens.
Für das Gastspiel „Ich bin Astrid aus Småland“ schlüpft Gesine Cukrowski im Altonaer Theater in die Rolle Astrid Lindgrens. © Stefan Nimmesgern,Isolde Ohlbaumlaif/akg-images, Doris Poklekowsk | Stefan Nimmesgern,Isolde Ohlbaumlaif/akg-images, Doris Poklekowsk

Gesine Cukrowski gibt in Altona Astrid Lindgren

Emotionales Schauspieler-Theater in seiner typischen Mischung aus Schauspiel, Lesung und Musik, das will das sagas.ensemble an drei Abenden in Altona mit seiner neuen Produktion „Ich bin Astrid aus Småland“ bieten. Die fernsehbekannte Schauspielerin Gesine Cukrowski („Der letzte Zeuge“, „Hotel Mondial“) schlüpft in die Rolle der legendären schwedischen Kinderbuchautorin Astrid Lindgren und erzählt. In einem Monolog von deren persönlicher „Flucht“ nach Stockholm, weg von der Familie, unverheiratet und schwanger, unterstützt von ihrem (An-)Spielpartner Hennes Gäng sowie einer dreiköpfigen Band um Libor Síma. Der Komponist, dessen eigens für das Stück geschriebene Musik mit nordischen Themen spielt, sowie Regisseur und Autor Martin Mühleis arbeiten bereits seit 20 Jahren zusammen, die Geschichte(n) Astrid Lindgrens ist ihr jüngstes gemeinsames Bühnenprojekt. str

„Ich bin Astrid aus Småland“ So 14.1., 18.00, Di 30./Mi 31.1., jew. 19.30, Altonaer Theater (S Altona), Museumstr. 17, Karten zu 22,- bis 39,-; www.altonaer-theater.de

Kabarettist Jochen Malmsheimer (62) aus Essen weiß seit Jahrzehnten auf der Bühne mit der Sprache zu spielen.
Kabarettist Jochen Malmsheimer (62) aus Essen weiß seit Jahrzehnten auf der Bühne mit der Sprache zu spielen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Kabarettist Jochen Malmsheimer erstmals rigoros in der Laeiszhalle

Jochen Malmsheimer, Jahrgang 1961, ist ein Kabarett-Schwergewicht. Einem größeren Publikum bekannt geworden ist er als Hausmeister in der ZDF-Sendung „Neues aus der Anstalt“ (2007–2013), jedoch steht der Satiriker aus dem Ruhrpott hierzulande wie kaum ein anderer für das epische Kabarett. Es prägt auch sein neues Programm „Statt wesentlich die Welt bewegt, hab ich wohl nur das Meer gepflügt“. Seine Abende tragen das Absurde schon im Titel, der aktuelle jetzt mit dem Zusatz „ein Rigorosum Sondershausen“. Nach der Hamburg-Premiere Ende September im Lustspielhaus spielt Malmsheimer sein Programm am 16. Januar erstmals in der Laeiszhalle. Dank seiner Stimm- und Wortgewalt sollte der Sprachakrobat auch im Großen Saal genug Präsenz zeigen. Gilt ebenso (mit Mikroport) für Kabarettist und Parodist Florian Schroeder, der am 14. Januar (20 Uhr) nach 2023 seinen Jahresrückblick „Schuss jetzt!“ zum zweiten Mal dort präsentiert (Restkaten ab 24,35 Euro). str

Jochen Malmsheimer: „Statt wesentlich die Welt bewegt, ...“ Di 16.1., 20.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Karten zu 33,55 bis 42,35 in der Hamburger-Abendblatt-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18–32, T. 040/30 30 98 98; www.elbphilharmonie.de

Oh Happy Day(s)! Die New York Gospel Stars singen und klatschen gleich an drei Abenden im Michel.
Oh Happy Day(s)! Die New York Gospel Stars singen und klatschen gleich an drei Abenden im Michel. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Kraft und Singspaß aus New York im Michel

Oh, ein glücklicher Tag ist mal wieder angesagt, und das gleich an drei Abenden in der Hauptkirche St. Michaelis: Die New York Gospel Stars loben am 19., 20. und 24. Januar den Herrn mit beliebten Gospel-Klassikern von „Oh Happy Day“ über „God Is On Your Side“ und „Walk In Jerusalem“ bis „Down By The Riverside“. Tyrone Flowers leitet das neunköpfige Ensemble, zu den weiteren Stimmen gehören unter anderen Matia Celeste Washington, Shakira Atily und Ahmed Wallace. Das ist eine geballte Ladung Lebensfreude, Glaube und Singkunst, wie es nur Gospel überbringen kann. Halleluja! tl

New York Gospel Stars Fr 19.1., Sa 20.1., Mi 24.1., jew. 19.30, Hauptkirche St. Michaelis (S Stadthausbrücke, Bus 16, 17), Englische Planke 1, Karten ab 22,- im Vorverkauf; www.newyorkgospelstars.de

Deutschrock-Geheimtipp im nicht weniger geheimen Club in Ottensen

Im Bandnamen Van Holzen steckt eigentlich schon alles drin, was die Jungs aus Ulm mitbringen: eine schöne harte Kante, melodiös und mit deutschen Texten. Wirklich guter Krach, der bislang auf den drei Alben „Anomalie“ (2017), „Regen“ (2019) und „Aus der Ferne“ (2021) vereint wurde. Kommerziell blieb das Trio damit leider unauffällig, was aber nichts an der Qualität von Texten, Arrangements und harten Riffs ändert. Als Anspieltipps seien mal Songs wie „Meine Freunde“ und „Schwimmen“ genannt, und wer neugierig geworden ist und einen Hinterhof-Club besuchen will, der auch noch nicht auf dem Radar aller Hamburger ist: Am 14. Januar spielt Van Holzen in der Hebebühne in Ottensen. tl

Van Holzen So 14.1., 20.00, Hebebühne (Bus 2, 150), Barnerstraße 30, Karten zu 24,90 im Vorverkauf; www.vanholzen.com

Galerien zeigen etablierte und Nachwuchs-Künstler auf der Fleetinsel

Die Galerien auf der Fleetinsel starten am 11. Januar gemeinsam mit spannenden Ausstellungen ins neue Jahr: Bei Holger Priess steht der Austausch zwischen Publikum und Galerist im Mittelpunkt, angeregt von der fortwährenden Aufforderung „Please ask me if you have any questions“. Die Begegnungen werden aufgezeichnet und Teil der Ausstellung von Künstler Tatsuya Sugimoto. Arbeiten von Gerrit Frohne-Brinkmann werden in der Galerie BittelvonJenisch gezeigt, Karin Guenther präsentiert Elisa Barrera, und in der Produzentengalerie ist der HfbK-Absolvent und Hiscox-Kunstpreisträger Prateek Vijan zu erleben. Bei Sfeir-Semler stellt Leyla Yenirce aus. Die in Hamburg lebende junge Künstlerin hatte 2022 mit ihrer beeindruckenden Video-Installation „So Much Energy“ das Kunsthaus Hamburg bespielt. vfe

Gemeinsame Ausstellungseröffnung ab 11.1., Admiralitätstraße 71 (U Rödingsmarkt, S Stadthausbrücke), Lauf- und Öffnungszeiten siehe Websites der jeweiligen Galerie: holgerpriess.com, bittelvonjenisch.com, produzenetngalerie.com, sfeir-semler.com

Künstler erzählen, was sie heute beim kreativen Schaffen inspiriert

Das Montblanc Haus in Altona ist spätestens seit der vergangenen Nacht der Museen als Kunstort etabliert. Und schon das von den spanischen Architekten Fuensanta Nieto und Enrique Sobejano entworfene hypermoderne Gebäude ist sehenswert. Als Dauerausstellung zeigt das Haus „Inspire Writing“; die Werke veranschaulichen, in welchen unterschiedlichen Formen sich das Konzept des Schreibens in der heutigen Gegenwartskunst manifestiert und inwiefern das handgeschriebene Wort besonders in einer digitalen Welt Bedeutung erhält. Um in direkten Austausch mit Künstlerinnen und Künstlern zu gehen, hat das Haus eine Artist-Talk-Reihe ins Leben gerufen. Am 18. Januar sind Matthias Bitzer und Gregor Hildebrandt Gäste bei Moderatorin Margarita Holle (Salon der Gegenwart). Sie sprechen über ihre Inspiration und ihre kreative Arbeit. vfe

Artist Talk Do 18.1., 18.30, Montblanc Haus (Bus 22 Hellgrundweg), Hellgrundweg 98, Eintritt 25,-/16,- (erm.); tickets.montblanc-haus.com

In seinem Buch „Khartoum – A tale of three cities“ (Grundsky Books Hamburg) zeigt André Lützen, wie Menschen im Sudan bei bis zu 50 Grad überleben.
In seinem Buch „Khartoum – A tale of three cities“ (Grundsky Books Hamburg) zeigt André Lützen, wie Menschen im Sudan bei bis zu 50 Grad überleben. © André Lützen | André Lützen

Wie leben Menschen in Russland, Indien und im Sudan mit extremem Klima?

Der Hamburger Fotograf André Lützen dokumentiert besondere Gesellschaftszustände. 2021 kuratierte er für die Deichtorhallen einen Bildband über die Corona-Pandemie. Nun ist sein jüngstes Projekt fertig: eine dreiteilige Buchreihe über extreme Klimaverhältnisse in drei völlig unterschiedlichen Teilen der Erde und wie die Menschen damit zurechtkommen. Für das erste Buch „Zhili Bylifotografierte Lützen im russischen Archangelsk, wo im Winter oft eisige minus 30 Grad herrschen. „Inside Out Kochi“, der zweite Teil der Trilogie, ist in Indien während der Monsunzeit entstanden. Hier beeinflusst nicht nur Hitze, sondern auch die Feuchtigkeit den Lebensraum. Lützens dritter Bildband, „Khartoum – A tale of three cities“, handelt von der Hauptstadt des Sudan; dort herrscht heißes, trockenes Wüstenklima bei bis zu 50 Grad. Und der Klimawandel ist mit weiter steigenden Temperaturen zusätzlich zu spüren. Das Buch stellt der Fotograf am 19. Januar im Westwerk vor. vfe

Buchpräsentation Fr 19.1., 19.00, Ausstellung Sa 20./So 21.1., jew. 12.00–16.00, Westwerk (S Stadthausbrücke, U Rödingsmarkt), Admiralitätstraße 74, Eintritt frei; www.westwerk.org

„Der einzige Zeuge“ (mit Harrison Ford und Lukas Haas) von Regisseur Peter Weir läuft als Special im Metropolis Kino.
„Der einzige Zeuge“ (mit Harrison Ford und Lukas Haas) von Regisseur Peter Weir läuft als Special im Metropolis Kino. © picture alliance / | picture alliance

Metropolis Kino zeigt Werkschau von Peter Weir

Peter Weir, Regisseur von Filmen wie „Die Truman Show“ und „Club der toten Dichter“ wird dieses Jahr 80 Jahre alt. Das Metropolis Kino zeigt ihm zu Ehren all seine Werke in chronologischer Reihenfolge, im Januar steht etwa „Homesdale“ (13.1., 21.45 Uhr), Weirs Spielfilmdebüt von 1971, auf dem Programm, eine Komödie über merkwürdige Gäste, eine Schatzsuche und einen Mord in einem bizarren Sommerhaus. „Gallipoli“ (14.1., 17 Uhr, und 20.1., 22 Uhr) von 1981, ein australischer Kriegsfilm, inspiriert von der Schlacht von Gallipoli 1915, ist gleich zweimal zu sehen. Auch „Der einzige Zeuge“ (1985), ausgezeichnet mit zwei Oscars, kommt am 14. (17 Uhr) und 20. Januar (22 Uhr) zurück auf die Leinwand. Die Hauptrollen spielen Kelly McGillis und Harrison Ford. hpjb

„Retrospektive Peter Weir” im Januar und Februar, Metropolis Kino (U Gänsemarkt, U Stephansplatz), Kleine Theaterstraße 10, Tickets zu 9,-/erm. 6,- unter www.metropoliskino.de

Leben im Faschismus, dokumentiert von Hannes Heer, erlebbar im Abaton

Matinee im Abaton: Zwei Dokumentarfilme von Hannes Heer, Historiker, Publizist und Regisseur, über das Leben im Faschismus, zeigt Deutschlands ältestes Programmkino an diesem Sonntag, 14. Januar. Der Regisseur selbst ist auch dabei. In zweimal 45 Minuten geht es zum einen um Fischerhude, ein deutsches Dorf in der Nazi-Zeit, „Fischerhude“ (1980). Zum anderen stehen in „Brulez ces lettres“ (1986) drei Studentinnen im Mittelpunkt, die eine illegale Hilfsaktion für französische Kriegsgefangene organisieren. hpsb

„Die Rückkehr der Täter. Leben im Faschismus“ So 14.1., 11.00, Abaton (Bus 4, 5), Allende-Platz 3, Karten zu 10,- (erm. 6,50) unter www.abaton.de