Hamburg. Bestsellerautor Volker Kutscher liest und signiert „Olympia“ bei der Altonaer Kulturmeile, dazu der 80. von Joni Mitchell und einiges mehr.
Es wird gelesen, gesungen, gespottet, aber auch nachdenklich rund um das historische Datum 9. November, etwa mit dem Jewish Chamber Orchestra Hamburg im Rolf-Liebermann-Studio. Heiterer soll es zuvor bei der Feier zum 80. Geburtstag von Folkpop-Ikone Joni Mitchell auf Kampnagel hergehen. Und im Altonaer Theater wird mit Schriftsteller Volker Kutscher ein Autor erwartet, dessen Bücher die Grundlage für eine überaus erfolgreiche Fernsehserie sind. Diesmal dreht es sich um Olympia, ebenfalls zu einer dunklen Zeit. Unsere Auswahl:
Kultur-Tipps Hamburg: Mit Autor Volker Kutscher in Altona in die dunklen 30er-Jahre eintauchen
Volker Kutscher schuf mit seiner Bestseller-Reihe um den Kommissar Gereon Rath im Berlin der späten 1920er- und frühen 30er-Jahre die Basis für die erfolgreiche Fernsehserie „Babylon Berlin“ mit bisher vier Staffeln. Inzwischen sind Kutscher und der Oberkommissar (!) Rath im Jahr 1936 angelangt. In seinem achten Fall mit dem Titel „Olympia“ verschlägt es Rath ins olympische Dorf der von den Nazis veranstalteten Sommerspiele. Bei seinen verdeckten Ermittlungen wird nicht bloß für Rath immer deutlicher, welche perfide Scharade das Regime spielt. Dazu kommen für ihn häusliche Probleme. Autor Kutscher liest am Dienstag, 7. November, im Altonaer Theater und signiert anschließend seine Bücher. Intendant Axel Schneider moderiert die Veranstaltung der Reihe „Altonaer Kulturmeile“ – schließlich steht vom 15. bis 25. November im Theater wieder seine Inszenierung von Kutschers Roman auf dem Spielplan. str
Lesung und Signierstunde mit Volker Kutscher: „Olympia“ Di 7.11., 19.30, Altonaer Theater (S Altona), Museumstr. 17, Karten zu 18,- bis 24,- unter T. 040/39 90 58 70; www.altonaer-theater.de
Geburtstagskonzert für Joni Mitchell mit vielen Hamburger Stars
Als Joni Mitchell im Juli 2022 überraschend beim Newport Folk Festival und dieses Jahr beim Echoes Through The Canyon Festival auftrat, zweifelten nicht nur Fans der wohl wichtigsten Songschreiberin der letzten 60 Jahre an ihren Sinnen. Schließlich tritt die US-Amerikanerin (No !) Kanadierin (!!), die 2015 einen Schlaganfall erlitt, nur noch selten auf, in Hamburg war sie seit 40 Jahren nicht. Dennoch wird ihr 80. Geburtstag auch hier gefeiert. Das ihr völlig verfallene Trio The Joni Project mit Anne de Wolff, Stefanie Hempel und Iris Romen schart am 5. November auf Kampnagel Gitte Haenning, Lisa Bassenge, Niels Frevert, Anna Depenbusch, Katharina Franck, Martin Gallop, CATT, Fjarill und Alma Naidu um sich für „A Celebration of Joni Mitchell“. Zelebrieren kommt kurz vor Eskalieren, daher ist der Abend auch die Release-Party des Joni-Project-Albums „Shades Of Blue“. tl
„A Celebration of Joni Mitchell“ So 5.11., 20.00, Kampnagel K6 (Bus 172), Jarrestraße 20, Karten ab 26,- im Vorverkauf; www.kampnagel.de
Fast perfekt: Im St. Pauli Theater kommt komödiantisch Intimes auf den Tisch
Ursprünglich war „Das perfekte Geheimnis“ ein italienischer Film, ein Kammerspiel. Das ist es weiterhin, jedoch ein international gecovertes auf der Leinwand und auf der Bühne. Als gelungene und prominent besetzte Inszenierung spielt die Gesellschaftskomödie vom 7. November an noch mal im St. Pauli Theater. Und so kommen die befreundeten sieben (u. a. Sebastian Bezzel, Oliver Mommsen, Stephan Grossman, Anne Weber), ergo drei Paare und ein Hausfreund, wieder bei einem Abendessen zusammen, legen ihre entsperrten Smartphones auf den Tisch und machen sich nackig, indem alles an Nachrichten und bis dato Unbekanntes auf den Tisch kommt. Auch das, was besser ungesagt bliebe. Eine schöne böse Freude. str
„Das perfekte Geheimnis“ wieder 7. bis 11., 14. u. 16., 28. bis 30.11., bis 17.12., jew. 20.00, St. Pauli Theater (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 29/30, Karten zu 19,- bis 69,90 zgl. Gebühren auch in der Hamburger-Abendblatt-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18–32, Ticket-Hotline T. 040 30 30 98 98; www.st-pauli-theater.de
Neue Räume I: Flo Peters zeigt herausragende Fotografien im Chilehaus
Schon das Schlüsselbild zur neuen Gruppenausstellung „Every Picture Tells a Story“ bei Flo Peters zeigt die hohe Qualität (auch, was die Unterhaltung angeht!) der Fotografien, die dort präsentiert werden: Da lehnt ein junger Keith Richards betont lässig mit Sonnenbrille an einem Wasserspender, und darüber prangt ein Schild mit der Aufschrift „Patience Please... A Drugfree America Comes First“. Es stammt von Ethan Russell und wurde 1972 in Chicago aufgenommen. Die Galeristin hat vor wenigen Wochen ihre neuen Räume im Chilehaus C bezogen und schöpft gleich wieder aus dem Vollen ihres Repertoires: Neben Russell gibt es Arbeiten von Lillian Bassman, René Burri, Herbert List, Marc Riboud, Slim Aarons, Steve McCurry, Franz Hubmann und vielen mehr zu sehen. vfe
Gruppenausstellung 8.11.–31.1.2024, Flo Peters Gallery (U Meßberg), Pumpen 6, Di–Fr 12.00–16.00, Sa 12.00–15.00, Eintritt frei, flopetersgallery.com
Die Dancehall-Einmenschband Dub FX lässt die Fabrik tanzen
Künstlerinnen und Künstler, die ihrer Zeit voraus waren, gab es nicht nur in der großen Ära der Pop-Umwälzungen der 50er bis 90er. Heute ist es zum Beispiel gang und gäbe, Songs live auf der Bühne mit mehreren Instrumenten, Loopstation und weiteren Kniffen zu improvisieren - solo als Einmenschband. So wie Ed Sheeran oder Tash Sultana. Der Australier Benjamin Stanford alias Dub FX begann damit schon vor 20 Jahren, indem er Beatboxing (das gute alte Mund-Schlagzeug), Loops, Samples und Effektgeräte für spontan ausgefeilte Tracks zwischen Reggae, Dub, Dancehall, Hip-Hop und Ska kombinierte. Dabei hat sich der Straßenmusiker stets seine Unabhängigkeit bewahrt, und das Netz, soziale Medien und ihre Möglichkeiten ebenso virtuos genutzt wie seine musikalischen Fähigkeiten. Do it yourself mit Publikum, das ist am 8. November beim Konzert von Dub FX in der Fabrik zu erleben. tl
Dub FX Mi 8.11., 20.00, Fabrik (S Altona), Barnerstraße 36, Karten zu 34,80 im Vorverkauf; www.dubfx.com
Neue Räume II: Bei Evelyn Drewes wird die Kunstwelt von morgen schon heute aufgemischt
Galeristin Evelyn Drewes, eigentlich in Rothenburgsort ansässig, macht derzeit einen Exkurs zurück in die City: In ihrem Pop-up-studio am Großen Burstah bietet sie jungen Künstlerinnen und Künstlern Atelier- und Ausstellungsflächen. Aktuell zeigt sie dort ausgewählte Arbeiten von Studierenden der Klasse Konrad aus der Universität der Künste Berlin. „sans transistion“ lautet der französische Titel und bedeutet „ohne Übergang“. Skulptur, Malerei, Zeichnung, Installation, von Kohle bis Elektrizität, die Arbeiten lassen sich weder in Schubladen noch Denkmuster einordnen. Alle gehen ihre einzigartigen Wege, und doch lässt sich das Netz erkennen, das alle zusammenhält. Denn auch das kann „sans transistion“ bedeuten: nahtlos. Die Werke derer, die die Kunstwelt von morgen schon heute aufmischen, reihen sich nahtlos in den Stützpfeilern sowohl der Ausstellungsräumlichkeiten als auch der Kunstgeschichte ein. vfe
„sans transistion“ bis 25.11., studio (U Rödingsmarkt), Großer Burstah 32, Mi–Fr 15.00–18.00 und nach Vereinbarung, Eintritt frei, evelyndrewes.de
Gedenkabend mit dem Jewish Chamber Orchestra im Rolf-Liebermann-Studio
Sicht- und hörbare friedliche Zeichen gegen Judenfeindlichkeit, Ausgrenzung, Terror und Hass zu senden, das ist auch ein Anliegen der musikalisch-literarische Gedenkveranstaltung an die Novemberpogrome an diesem 9. November. Im Rolf-Liebermann-Studio des NDR steht außer Musik von Viktor Ullmann und Erwin Schulhoff, die beide während des Zweiten Weltkriegs verfolgt und in Konzentrationslagern ermordet wurden, ein Werk Samuel Barbers sowie Musik von Emanuel Meshvinski auf dem Programm, Letzterer Mitgründer des Jewish Chamber Orchestra Hamburg. Nach einem Grußwort von Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda liest Schauspieler Stephan Kampwirth an diesem Gedenkabend Literatur über die Vernichtung der jüdischen Kultur. str
„Musikalische Stolpersteine“ mit dem Jewish Chamber Orchestra Hamburg und Stephan Kampwirth Do 9.11., 19.30, Rolf-Liebermann-Studio (U Klosterstern, Bus 114, 19), Oberstraße 120, Karten zu 23,- unter www.jco-hamburg.de/november
Kultur-Tipps Hamburg: Ex-„Pardon“-Chef Martin Buchholz kehrt ins Lustspielhaus zurück
Der 9. November ist auch für Martin Buchholz ein denkwürdiges Datum. Nachdem die frühere Berliner Wühlmaus aus dem Wedding vor einigen Jahren seinen Abschied vom Kabarett erklärt hatte, folgt am Donnerstag im Lustspielhaus erstmals eine von ihm angedrohte Rückkehr. Und für aktuelle Spitzen zu Politik und Gesellschaft dürfte der ehemalige Chefredakteur der Zeitschrift „Pardon“ auch mit 80 Jahren bei seiner satirischen Vor-Lesung „Aus meinen gestammelten Werken“ weiterhin gut sein. „Anstößig“ respektive „denkanstößig“, hofft er zumindest. Weitere Lustspielhaus-Gäste dieser Woche mit pointiertem-warmherzigem Humor sind an diesem Sonnabend und Sonntag Hamburgs liebster Franzose Alfons mit „Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Und gibt es dort genug Parkplätze?“ (4. und 5.11.), der in Stuttgart lebende Österreicher Stefan Waghubinger (6.11.) und der dem holländischen Liedermacher Robert Long huldigende Kay Ray mit „Homo Sapiens 2.0“. Wie sang Long doch einst so schön ironisch: „Morgen sind wir tolerant“ ... str
M. Buchholz: „Aus meinen gestammelten Werken“ HH-Premiere Do 9.11., 20.00, Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstr. 53, Karten zu 30,- (erm. 20,-) bis 37,-: T. 040/55 56 55 56; www.almahoppe.de