Hamburg. The Analogues huldigen den Fab Four, ein Hamburger Kult-Chor kommt ins Kino und weitere Highlights von Kunst bis Literatur.

Am 29. August 1966 spielten The Beatles im Candlestick Park in San Francisco ihr letztes Konzert, bevor sie sich bis zum „Rooftop Concert“ im Januar 1969 auf dem Dach von Apple Corps in der Londoner Savile Row auf ein Dasein als Studioband beschränkten und Meisterwerke wie „Sgt. Pepper‘s Lonely Hearts Club Band“, „Magical Mystery Tour“ und „The Beatles“ kreierten. Eine Band aus den Niederlanden hat sich seit Jahren darauf spezialisiert, diese Phase live auf der Bühne zu präsentieren. Außerdem spielen auch Jeremias und Young The Giant in den Clubs, das Zeise zeigt eine Doku über einen sehr beliebten Hamburger Chor und weitere Kultur-Tipps der Woche.

Kultur-Tipps: Die Hits der späten Beatles neu interpretiert in der Barclays Arena

Seit bald zehn Jahren füllen The Analogues aus den Niederlanden international die großen Hallen mit neu interpretierten, ausgefeilt arrangierten Beatles-Klassikern. Dabei stehen technisch die passenden Instrumente und Studio-Gerätschaften und musikalisch die Studiojahre der Fab Four, sprich die Jahre 1966 bis 1969, im Mittelpunkt und damit die Songs, die von John, Paul, George und Ringo nie oder nur sehr selten („Rooftop Concert“) live aufgeführt wurden. The Analogues nahmen sich auf den Tourneen bislang immer einzelne Alben vor, dieses Mal präsentieren sie am 13. Oktober in der Barclays Arena ein Best-of ihres bisherigen Schaffens mit Liedern der „Revolver“-Ära bis zu den letzten Schritten auf dem Zebrastreifen der „Abbey Road“. tl

The Analogues Fr 13.10., 20.00, Barclays Arena (S Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 10, Karten ab 56,- im Vorverkauf; www.theanalogues.net

Indie-Rock trifft Funk und Disco: Die Band Jeremias aus Hannover.
Indie-Rock trifft Funk und Disco: Die Band Jeremias aus Hannover. © Lucio_Vignolo | Lucio_Vignolo

Provinz ... ääh ... Jeremias spielt funkigen Rock in der Sporthalle

„Jeremias und Provinz sind dieselbe Band“, stand beim Reeperbahn Festival auf Plakaten an Stromkästen geschrieben. Seit gut zwei Jahren geht das jetzt so, dass zwei der erfolgreichsten deutschen Newcomerbands im Netz und auf den Straßen so veralbert werden. Die gemeinsame Single „Liebe zu dritt“ (2021, mit Majan) war vielleicht der Auslöser. Wie auch immer, die sehr funkrockigen Jungs von Jeremias aus Hannover haben einen Lauf, vor wenigen Tagen mit dem zweiten Album „Von Wind und Anonymität“ nur knapp die Spitze verpasst und spielen nach ihrer Show vor einigen Tagen beim Reeperbahn Festival nun am 13. Oktober in der Sporthalle. tl

Jeremias Fr 13.10., 20.00, Sporthalle (U Lattenkamp), Krochmannstraße 55, Karten zu 47,- im Vorverkauf; www.jeremiasmusik.de

Der Himmel kann noch warten: Der Hamburger Chor „Heaven Can Wait“ wird in der gleichnamigen Dokumentation von Sven Halfar begleitet und vorgestellt.
Der Himmel kann noch warten: Der Hamburger Chor „Heaven Can Wait“ wird in der gleichnamigen Dokumentation von Sven Halfar begleitet und vorgestellt. © mindjazz pictures | mindjazz pictures

Doku über den Hamburger Senioren-Chor „Heaven Can Wait“

Rentnerinnen und Rentner haben nichts Besseres zu tun, als vormittags die Schlangen vor der Supermarktkasse zu besetzen und nachmittags die Jugend anzupöbeln? Wer das denkt, hat den Hamburger Chor „Heaven Can Wait“ noch nicht erlebt. Die Sängerinnen und Sänger sind mindestens 70 Jahre alt, das älteste Chormitglied hat bereits 97 Lebensjahre hinter sich. Der Regisseur Sven Halfar hat die Singgruppe ein Jahr lang filmisch begleitet. Ob Songs von Jan Delay, Sido oder Udo Lindenberg: Der Chor bringt sie alle auf die Bühne. „Die Herausforderung, sich zu öffnen und mit ihrem Gesang zu berühren, ist groß, denn diese „Kriegsgeneration“ hat nie gelernt, über ihre Gefühle zu sprechen“, so heißt es in der Filmbeschreibung. Der offizielle Kinostart ist am Donnerstag, dem 12.10, doch schon am Sonntag, dem 8.10, veranstaltet das Zeise Kino eine Voraufführung mit dem Regisseur und dem Chor selbst. gef

Voraufführung „Heaven Can Wait“ So 8.10., 17.00, Zeise Kino (S-Bahn + Bus Bahnhof Altona), Friedensallee 7–9, Karten ab 14,- im Vorverkauf; www.zeise.de

Der Schriftsteller Rafik Schami liest im Magazin-Kino.
Der Schriftsteller Rafik Schami liest im Magazin-Kino. © picture alliance/dpa | Uwe Anspach

Der große Rafik Schami liest im Magazin-Kino

Im Wettbewerb um den schönsten Romantitel des Jahres dürfte Rafik Schami gute Karten haben. „Wenn du erzählst, erblüht die Wüste“, heißt sein aktuelles Werk. Da ist alles drin, die Poesie, die Fantasie, das Orientalische. Schami erzählt von der traumatisierten Prinzessin Jasmin, die nach einem Attentat auf ihre Mutter in Schweigen und Depression verfallen ist. Ein vom Schicksal beinah ebenso malträtierter Kaffeehauserzähler kommt in den Palast. Er lässt die Kraft der Worte wirken. Die Wüste erblüht! Wer den in Damaskus geborenen, vielfach ausgezeichneten Schriftsteller in Hamburg erleben will, hat nun die Möglichkeit dazu. Auf Einladung des Literaturhauses stellt Schami seinen Roman im Magazin-Kino vor. gef

Rafik Schami Mi 11.10., 19.30, Magazin-Filmkunsttheater (Bus 20), Fiefstücken 8A, Tickets 16,-/12,- (erm.); www.literaturhaus-hamburg.de

Wie sich die Stadt ständig verändert

Das Gesicht der Stadt verändert sich täglich, große Bauprojekte schreiten voran, aber auch immer mehr Leerstand macht sich breit, der wiederum Umnutzungen ermöglicht. Die Gestaltungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum sind vielseitig, von Wegeleitsystemen über Kunst am Bau bis zu Brunnen und Grünflächen oder legaler und illegaler Fassadengestaltung. Bei vielen Projekten können sich Bürgerinnen und Bürger beteiligen. Am 9. Oktober lädt das Design Zentrum Hamburg zum Design Talk mit drei spannenden Gesprächspartnern: Theresa Michel, Kuratorin bei „Imagine The City“, Jesko Fezer, Professor an der Hochschule für bildende Künste, und der Street-Art-Künstler Til vom Kollektiv PUSH diskutieren, wer eigentlich in Hamburg den öffentlichen Raum gestaltet. Dabei bekommt das Publikum Einblick in laufende Projekte und aktuelle Debatten. vfe

Design Talk: Wie geht Gestaltung im öffentlichen Raum? Mo 9.10., 19.00–21.00, Design Zentrum Hamburg, Hongkongstraße 8 (U HafenCity Universität), Eintritt 5,-, www.design-zentrum-hamburg.de

Schaulustige unter der von 1970 bis 1974 gebauten Köhlbrandbrücke, fotografiert von Uwe Schaffrath
Schaulustige unter der von 1970 bis 1974 gebauten Köhlbrandbrücke, fotografiert von Uwe Schaffrath © Uwe Schaffrath | Uwe Schaffrath

Die Köhlbrandbrücke aus einer anderen Perspektive betrachten

Um ein architektonisches Mammutprojekt geht es auch in der aktuellen Ausstellung der Galerie Multiple Box; dort hat Galerist Siegfrird Sander jüngst einen fotografischer Schatz geborgen und erinnert nun an den Hamburger Fotografen Uwe Schaffrath (1941–2020). Schaffrath dokumentierte 1973/74 den Bau der gerade heftig diskutierten und vom Abriss bedrohten Köhlbrandbrücke. So sieht man etwa den spektakulären Blick vom Baugerüst aus auf die entstehenden Fahrbahnen oder staunt vom Boden aus mit Passanten über die außergewöhnliche Konstruktion. Daneben lichtete der Fotograf Prominente wie Udo Lindenberg und Volker Lechtenbrink ab; auch diese Bilder sind in der Ausstellung zu sehen. vfe

Uwe Schaffrath bis 4.11., Multiple Box, Admiralitätstraße 71 (S Stadthausbrücke, U Rödingsmarkt), Mo–Fr 11.00–19.00, Sa 11.00–17.00 und nach Vereinbarung, Eintritt frei, www.multiple-box.de

Young the Giant wurde 2004 als The Jakes in Irvine/Kalifornien gegründet.
Young the Giant wurde 2004 als The Jakes in Irvine/Kalifornien gegründet. © MK Sadler | MK Sadler

Schöner, kitschfreier Indierock aus Kalifornien im Gruenspan

Vor zehn Jahren war Young The Giant aus Kalifornien auf dem Weg, nicht nur in Indie-Kreisen eine große Nummer zu werden. Das hat zwar in den Folgejahren nicht ganz hingehauen, aber das ändert nichts an der Qualität, die das Quintett um Sameer Gadhia weiterhin bis zum aktuellen Album „American Bollywood“ (2022) abgeliefert hat. Schöne Melodien, himmlisch klingelnde Gitarren, berührende Texte: Musik zum Schwelgen und doch frei von Kitsch. In Hamburg war Young The Giant bislang nur 2019 in der Großen Freiheit 36 beim Reeperbahn Festival zu erleben, jetzt spielt die Band am 12. Oktober ein paar Hausnummern weiter im Gruenspan. tl

Young The Giant, Fox Royale Do 12.10., 20.00, Gruenspan (S Reeperbahn), Große Freiheit 58, Karten zu 29,45 im Vorverkauf; www.youngthegiant.com

Diskussion: Die Evolution der Moral im Literaturhaus

Ist Moral so alt wie der Mensch? Oder ein Konstrukt, das notwendigerweise zum Zusammenleben größerer Gesellschaften entworfen werden musste? Und ist das abendländische, christlich geprägte Verständnis von Moral vereinbar mit Aufklärung, Fortschritt und Veränderung? „Die Evolution der Moral“ ist der Anknüpfpunkt im „Philosophischen Café“ am 10. Oktober im Hamburger Literaturhaus, wenn Philosoph Hanno Sauer, Autor von „Moral. Die Erfindung von Gut und Böse“, mit Gastgeberin und Moderatorin Catherine Newmark spricht. tl

„Philosophisches Café: Die Evolution der Moral“ Di 10.10., 19.00, Literaturhaus Hamburg (Bus 6), Schwanenwik 38, Eintritt 14,-/10,-; www.literaturhaus-hamburg.de