Hamburg. Bonnie Tyler gastiert in der Barclays Arena, ein Comedian zerpflückt internationale Hits – zwei von vielen weiteren Kultur-Tipps.

Die erste Oktober-Woche ist wie geschaffen für Comebacks. Außer Bonnie Tyler kehrt auch Ex-Orange-Blue-Sänger Vince Bahrdt auf die (Laeiszhallen-)Bühne zurück; Dr. Pop und Matthias Deutschmann spotten hintergründig über Popularmusik und das Geschehen im Land, das Thalia Theater öffnet sich am Tag der Deutschen Einheit und noch einiges mehr. Unsere Empfehlungen der Kulturwoche.

Superstar aus den 80er-Jahren meldet sich in Hamburg zurück – die Kultur-Tipps der Woche

Fast 650.000 Streams für „Total Eclipse Of My Heart“ unterstreichen, dass Bonnie Tyler auch mehr als 40 Jahre nach ihren großen Erfolgen mit diesem und weiteren Hits („It‘s A Heartache“, „Holding Out For A Hero“) noch gern gehört wird. Auch wenn ihr Comeback-Versuch beim Eurovision Song Contest 2013 nicht der große Knaller (Platz 19) war, ist sich die 72 Jahre alte Waliserin trotzdem sicher: Das beste kommt noch. Mit ihrem aktuellen Album „The Best Is Yet to Come“ (2021) und zur Feier des 40. Geburtstags von „Total Eclipse Of My Heart“ gastiert Bonnie Tyler am 3. Oktober in der Barclays Arena. tl

Bonnie Tyler Di 3.10., 20.00, Barclays Arena (S Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 10, Karten ab 53,- im Vorverkauf; www.bonnietyler.com

Sänger Vince Bahrdt stellt sein neues Album „Universum MBIV“ in der Laeiszhalle vor. 
Sänger Vince Bahrdt stellt sein neues Album „Universum MBIV“ in der Laeiszhalle vor.  © Murdersound | Murdersound

Hamburger Mordballaden mit Streichereinheiten im Kleinen Saal der Laeiszhalle

Wir bleiben beim Stichwort Comeback: Das Hamburger Pop-Duo Orange Blue („She‘s Got That Light“) veröffentliche 2020 nach 13 Jahren mit „White | Weiss“ wieder ein Album, aber auch als Solisten bleiben Volkan Baydar und Vince Bahrdt aktiv: Baydar veröffentliche jüngst zusammen mit Joja Wendt die Single „Denn wir lieben es“, und Bahrdt hat sein neues Album „Universum MBIV“ fertig. Wie die Vorgänger „Mordballaden“ (2007) und „Tief“ (2011) verknüpft Bahrdt Pop mit cineastischem Drama und orchestraler Melancholie. Am 3. Oktober stellt er die Lieder live im Kleinen Saal der Laeiszhalle vor, begleitet von seiner Band und Streichern des NDR Elbphilharmonie Orchesters. Achtung: Das Konzert beginnt früh um 18 Uhr. tl

Vince Bahrdt Di 3.10., 18.00, Laeiszhalle, Kleiner Saal (U Messehallen/U Stephansplatz), Eingang Gorch-Fock-Wall, Karten ab 46,90 im Vorverkauf; www.elbphilharmonie.de

Dr. Pop aus Berlin zerpflückt Hits in seiner Stand-up-Comedy-Show im Lustspielhaus.
Dr. Pop aus Berlin zerpflückt Hits in seiner Stand-up-Comedy-Show im Lustspielhaus. © MORITZ 'MUMPI' KÜNSTER | Moritz 'Mumpi' Künster

Satire zur Einheit mit Dr. Pop aus Berlin und Herrn Deutschmann aus Freiburg

Rund um den Tag der Deutschen Einheit zeigt Hamburgs Kabarett-Theater unabhängig vom Bürgerfest auf den Straßen der Hansestadt das ganze Spektrum bundesdeutschen Humors. Dr. Pop, in der Hauptstadt Berlin bereits ein Star, erklärt im Lustspielhaus am Sonntag „Hitverdächtig“, warum sich Termiten doppelt so schnell durchs Holz beißen, wenn sie Heavy Metal hören und weshalb für einen Charts-Erfolg heute zehn Leute am Laptop sitzen und nicht mehr einer an der Gitarre. Nach der Musik-Comedy-Stand-up-Show des studierten Popularmusikers überbrückt Lustspielhaus-Betreiber Jan-Peter Petersen den Brückentag mit seinem neuen Solo „Zu spät ist nie zu früh“ (außer am 2.10. auch vom 6. bis 8.10.), ehe am 3. Oktober passend zum Feiertag Kabarett-Schwergewicht Matthias Deutschmann aufspielt. Ob wie in guten alten Zeiten mit seinem Cello oder „nur“ mit Worten, in seinem neuen Programm „Mephisto Consulting“ wird der seit drei Jahrzehnten erstklassige Freiburger gewiss zur „hochauflösenden Propaganda-Früherkennung“ beitragen. str

Dr. Pop: „Hitverdächtig – Die Musik- Comedy-Stand-up-Show“ So 1.10., 19.00 M. Deutschmann: „Mephisto Consulting“ Di., 3.10., 20.00 Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstraße 53, Karten zu 33,- (erm. 20,-) bis 37,-: T. 55 56 55 56; www.almhoppe.de

Das Thalia Theater am Alstertor gewährt am 3. Oktober Blicke hinter die Kulissen.
Das Thalia Theater am Alstertor gewährt am 3. Oktober Blicke hinter die Kulissen. © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez

Thalia Theater feiert Einheit mit Tag der offenen Tür und Musik aus „Barocco“

Der Tag der Deutschen Einheit ist im Thalia zugleich ein Tag der offenen Tür, zumindest ein halber. Auf dem Programm des Theaters am Alstertor stehen bis 15 Uhr Bühnentechnik-Shows mit Spezialeffekten, Führungen durch die Werkstätten, ein Kostümflohmarkt sowie Versteigerungen, Kinderschminken mit Fotobox und Verlosungen am Glücksrad. An der sogenannten Panikbar wird Eierlikör verköstigt, dazu gibt es ein spezielles Kartenangebot für Vorstellungen der Stuckrad-Barre-Romanadaption „Panikherz“. Im Thalia Nachtasyl erwartet Gäste chillige Lounge-Atmosphäre und Funk-Musik von und mit O‘Shine, auf der Bühne am Gerhart-Hauptmann-Platz sind bei halbwegs stabilem Wetter Live-Acts aus dem musikalischen Manifest „Barocco“ zu erleben, unter anderem mit der neuen „The Voice of Germany“-Teilnehmerin Yang Ge. str

Tag der offenen Tür Di 3.10., 10.00-15.00, Thalia Theater und Nachtasyl (U/S Jungfernstieg), Alstertor, Eintritt frei; www.thalia-theater.de/offen

Die Galerie Watson ist eines der Häuser, die am 6. und 7. Oktober für den Rundgang „Kunst am Rothenbaum“ geöffnet sind.
Die Galerie Watson ist eines der Häuser, die am 6. und 7. Oktober für den Rundgang „Kunst am Rothenbaum“ geöffnet sind. © Swaantje Güntzel | Swaantje Güntzel

Erster Hamburger Galerienrundgang in Rotherbaum mit spannenden Ausstellungen

Der Stadtteil Rotherbaum ist seit jeher als Kunst- und Antiquitätenquartier bekannt. In den architektonisch schönen Villen an der Alster wurden schon Werke namhafter Künstler wie Andy Warhol, Cy Twombly und Joseph Beuys ausgestellt. Viele renommierte Kunstgalerien haben in diesem Stadtteil eine lange Tradition. Diese wollen jetzt dort ansässige Galerien, Kunsthandel, Kunstagenturen und Auktionshäuser weiterführen und laden am 6. und 7. Oktober zum ersten gemeinsamen „Kunst am Rothenbaum“-Wochenende. Auf einem Parcours können Besucherinnen und Besucher die Kunstorte erleben und ganz unterschiedliche Künstlerinnen und Künstler mit ihren Arbeiten entdecken. Dabei sind etwa die Galerie Melbye Konan und Galerie Roschlaub, Sotheby‘s, Le Claire Kunst, Kunsthandel Dr. Moeller & Cie. sowie die Galerie Mikado Asiatica. vfe

„Kunst am Rothenbaum“ Fr 6.10., 17.00-21.00, Sa 7.10., 11.00-16.00, diverse Kunstorte in Rotherbaum, Eintritt frei, www.kunstamrothenbaum.art

Ein künstlerisches Archiv voll Humor, Schönheit und Sinnlichkeit

Wenn das ICAT, die 2022 eröffnete Galerie der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HfbK), zur Ausstellungseröffnung lädt, kann man sicher sein, dort auf außergewöhnliche Künstler zu stoßen. So waren etwa schon Renée Green und der Industriedesigner Konstantin Grcic dabei. Aktuell zeigt die Amerikanerin Rajkamal Kahlon ihre Schau „And Still I Rise“. Die in Berlin lebende Künstlerin ist seit 2021 Professorin am Lerchenfeld. In ihren Malereien, Zeichnungen, Filmen und Performances widmet sie sich den Zusammenhängen von Ästhetik und Macht entlang kolonialer und ethnologischer Fragestellungen. Ausgangspunkt ihrer Arbeit sind historische Fotografien, Bücher und Archivmaterialien. Den dort oft zu findenden stereotypen Darstellungen setzt die Künstlerin Schönheit, Humor und Sinnlichkeit entgegen. Indem sie etwa einer indigenen jungen Frau eine Prada-Tüte in die Hand montiert oder einen Aborigine als vitruvianische Figur à la Leonardo da Vinci darstellt, aber anstelle der Arme Gewehre zeigt – unter dem Titel „How I Learned to Love The Bomb“. vfe

„Rajkamal Kahlon: And Still I Rise“ bis 5.11., täglich 14.00-18.00, Mo geschlossen, öffentliche Führungen Mi 4.10. und Mi 18.10., jew. 18.00, ICAT (Bus 25 Uferstraße), Lerchenfeld 2a, Eintritt frei; www.hfbk-hambug.de

Ole Specht, Sophia Poppensieker und Jakob Sudau (v.l.n.r.) von Tonbandgerät spielen am Sonnabend auf dem Spielbudenplatz.
Ole Specht, Sophia Poppensieker und Jakob Sudau (v.l.n.r.) von Tonbandgerät spielen am Sonnabend auf dem Spielbudenplatz. © Fynn Freund | Fynn Freund

Graffiti-Workshops und Musik von und mit Kindern auf St. Pauli

Ein Horde Kinder, die tagsüber mitten in der Stadt wild drauflostrommeln und lernen, ihre Haare wie echte Rockers zu schütteln? Genau das passiert an diesem Sonnabend, 30. September, auf dem Spielbudenplatz: Der gemeinnützige Verein Rock Kids e.V. veranstaltet zum achten Mal das „Rock Kids Festival St. Pauli“. Mehrere Bands werden mit kleinen und große Menschen abrocken, auf und vor der Bühne - als Highlight stehen Auftritte von Radau! und Tonbandgerät auf dem Programm. Und wer nach dem Tanzen immer noch Hummeln im Körper hat, der und die können sich bei diversen Mitmachaktionen verausgaben: Zum Beispiel beim „Trash-Drumming“ ab 16 Uhr auf dem Platz, oder beim Graffiti-Workshop (ab 12 Jahre) von 14.30 Uhr bis 16.30 Uhr an der Mauer bei der ehemaligen Esso-Tankstelle. gef

„Rock Kids Festival St. Pauli“ Sa 30.9, 14:00-18:30, Spielbudenplatz (U St Pauli, S Reeperbahn), Eintritt frei, www.rockkids.org/das-spielbudenplatzfest

Inklusive Bühnenkunst zum brandaktuellen Thema Klimawandel

Schon seit 15 Jahren existiert das theater 36 als inklusive Gruppe des Vereins Leben mit Behinderung Hamburg in Kooperation mit dem Goldbekhaus. Das Stadtteilkulturzentrum in Winterhude ist an den ersten drei Oktober-Tagen auch Spielort der neuen Theaterproduktion „] mit mir. die Sintflut[“, passenderweise in der Halle. Regisseur Jörn Waßmund hat für das 13-köpfige Ensemble ein Stück geschrieben, in dem sich ein Unwetter bisher unbekannten Ausmaßes ankündigt und Menschen in einer alten Halle Schutz suchen und darauf hoffen, dass es vorüberzieht wie ein schlechter Spuk. Eine trügerische Hoffnung ob des drängenden Themas Klimawandel? str

„] mit mir. die Sintflut[“ öffentliche Generalprobe So 1.10., 16.00, Premieren Mo 2. und Di 3.10., jew. 19.00, Goldbekhaus/Halle (Bus 6, 17, 25), Moorfuhrtweg 9, Karten zu 12,-/erm. 8,- unter www.t1p.de/theater36