Hamburg. Bis Mitte 2023 sollen die Servicestellen in Hamburg umstrukturiert werden. Geplant ist auch ein neuer, gegenderter Name.

„Kundenzentrum“, „Bürger:innen-Service“ oder doch „Service Zentrum des Bezirks“? Eine mögliche gegenderte Umbenennung der insgesamt 24 Servicestellen in Hamburg, in denen etwa neue Personalausweise oder Reisepässe ausgegeben werden, sorgte in dieser Woche für aufgeregte Debatten. Wie zunächst die „Bild“ berichtete, tendiert die zuständige Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke zum Begriff „Bürger:innen-Service“.

Die mögliche Umbenennung ist Teil einer größeren Reform. Wie das Abendblatt bereits im November 2021 berichtete, will die Behörde das Melde- und Ausweiswesen in der Hansestadt effizienter machen: Ab spätestens Mitte 2023 sollen die Mitarbeitenden der Kundenzentren nicht mehr den bisher jeweils zuständigen Bezirksämtern zugeordnet sein, sondern einer neuen betrieblichen Einheit.

Gendern, digitalisieren und ausweiten: Neuerung der Servicestellen

Damals sagte Bezirkssenatorin Katharina Fegebank (Grüne), klares Ziel sei es, mehr Termine auch mit wenigen Tagen Vorlaufzeit anbieten zu können. Zudem sollen möglichst viele Bürgerservicedienstleistungen aus einer Hand angeboten werden. „Denkbar wäre es in der neuen Organisationsform auch, Dienstleistungen der Ausländerkundenzentren anzubieten. Perspektivisch wäre es auch möglich, dies auf andere Dienstleistungen wie die Führerscheinbeantragung zu erweitern“, so Fegebank im vergangenen Jahr. Mit der Neuaufstellung soll auch auf die zunehmende Digitalisierung reagiert werden.

Wie Sebastian Ackermann, persönlicher Referent der Bezirkssenatorin, am Freitag auf Abendblatt-Anfrage mitteilte, sollen so auch die digitalen Angebote ausgeweitet werden. Außerdem wolle man die verlängerten Öffnungszeiten von 7 bis 19 Uhr beibehalten und Terminbuchungen am Sonnabend ermöglichen. „Die Neuorganisation wurde eng mit den Bezirksamtsleitungen konzipiert, abgestimmt und nun auch umgesetzt“, so Ackermann. Im Kundenzentrum Hafen City würden momentan ausgeweitete Dienstleistungen getestet, dort gibt es beispielsweise Kooperationen mit den Standesämtern und dem Landesbetrieb Verkehr.

CDU-Vorsitzender spricht von Gender-Wahn

Das ganze Projekt soll insgesamt rund 13,4 Millionen Euro kosten. Davon entfallen rund 2,59 Millionen Euro auf das Haushaltsjahr 2021 und rund 10,8 auf das Haushaltsjahr 2022.

Oppositionsführer und CDU-Fraktionsvorsitzender Dennis Thering äußerte sich kritisch zu dem möglichen neuen Namen der Servicestellen: „Der rot-grüne Gender-Wahn zieht immer absurdere Kreise. Der Begriff Kundenzentrum ist eingängig und etabliert. Und er schließt auch niemanden aus“, so Thering. „Es ist völlig unverständlich, dass dieser jetzt auf absurde Weise unaussprechlich gemacht werden soll.“

Die Bezirkssenatorin solle sich auf „das Wesentliche“ konzentrieren und den Kundenservice verbessern, sagte Thering: „Kürzere Wartezeiten, mehr Termine, schnellere Bearbeitungen – das ist ihr Job. Gender-Ablenkungen und Sprachumerziehungen sind fehlplatziert.“ Therings Stellvertreterin Anke Frieling fragte am Donnerstag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter: „Warum nicht einfach: Service Zentrum des Bezirks?“

Bereits am Donnerstag reagierte Fegebank, ebenfalls auf Twitter: „Ich will, dass diese große Reform der Kundenzentren ein Erfolg wird. Daran arbeiten wir gemeinsam intensiv und hart“, so die Bezirkssenatorin. „Wie das Ding dann heißt, ist absolut zweitrangig, bisher gibt es nur Arbeitstitel. Vielleicht sammeln wir Vorschläge aus der Bevölkerung ein.“

Referent Ackermann ergänzte am Freitag gegenüber dem Abendblatt, die Namensänderung solle die neue Organisation nach außen dokumentieren. „Über den finalen Namen wird erst im weiteren Verlauf des Neuorganisationsprozesses entschieden“, sagte Ackermann. Die Entscheidung werde durch einen Verwaltungsrat getroffen, dem die sieben Bezirksamtsleitungen angehören. Andere gendergerechte Umbenennungen plane die Behörde momentan nicht, hieß es weiter.