Hamburg. Aktuelles Hoch auf Schifffahrtsmärkten kommt den Nordländern gerade recht. Es hilft bei der Bewältigung milliardenschwerer Altlasten.

Die Hochkonjunktur der Schifffahrtsmärke macht es möglich: Hamburg und Schleswig-Holstein wollen die faulen Schiffskredite der ehemaligen HSH Nordbank schneller loswerden als ursprünglich geplant. Das teilten Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) und Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) am Dienstag mit. „Aufgrund der guten Situation an den Schifffahrtsmärkten ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt, um einen gebündelten Verkauf des Restportfolios zu prüfen, sagte Heinold.

Damit könnte die Abbau-Bank der HSH mit dem Namen Portfoliomanagement  AöR, ihre Arbeit vorzeitig beenden. Sie war 2016 ins Leben gerufen worden, um die kranken Schiffskredite  aus der HSH Nordbank zu übernehmen, damit diese verkauft werden konnte.

Schiffskredite der HSH-Nordbank kosteten Steuerzahler 2,4 Millarden

2,4 Milliarden Euro mussten die Steuerzahler Hamburgs und Schleswig-Holsteins für die 253 Schiffe berappen, die aufgrund der Schifffahrtskrise nicht mehr in der Lage waren, Zins und Tilgung aufzubringen. Zusätzlich musste die Portfoliomanagement mehrfach Hypotheken bilden. 500 Millionen Euro Verlust wurde prognostiziert, zum Anfang der Coronakrise sogar eine Milliarde. Aufgrund der geringen Nachfrage konnte die Portfoliomanagement nur wenige Schiffe verkaufen.

Doch das ist vorbei. „Die Lage an den Schifffahrtsmärkten hat sich 2021 komplett gedreht“, sagte Ulrike Helfer, Geschäftsführerin der Portfoliomanagement. „Derzeit können für 20 Jahre alte Frachter Neubaupreise erzielt werden.“ 36 Schiffe hat die Institution  in diesem Jahr bereits abgebaut. „Zum Ende des dritten Quartals befinden sich damit noch 108 Schiffe im Bestand, die das Kreditportfolio absichern, mehrheitlich aus dem Containersegment. „Wir sind optimistisch, dass wir zum Jahresende 70 Prozent des Portfolios erfolgreich abgebaut haben“, so Helfer, und lobte ihr haus, dem in der Vergangenheit vorgeworfen war, bei dem Abbau zu langsam voranzukommen. „Entscheidend war das richtige Timing.“

Faule Schiffskredite: 1,1 Milliarden bereits zurückgeholt

Das sieht auch Finanzsenator Dressel so: „Es war richtig und wichtig, das Portfolio in der vergangenen Zeit zu halten, um es jetzt einem gut entwickelten Markt anzubieten.“ 1,1 Milliarden Euro habe man bereits zurückgeholt. Ziel bleibe es, so viel Geld wie möglich für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein zurückzuholen.

Angesichts der hohen Nachfrage nach Schiffskapazitäten sehen die Portfoliomanagement und die Minister jetzt sogar die Chance, den Rest der alten Kredite en bloc an Finanzinvestoren zu verkaufen. Zumindest sehe man „Anzeichen“ dafür an den Märkten, sagte Helfer. Namen von Interessenten nannte sie nicht. Auch zu einem möglichen Kaufpreis schweigt sie. „Ob wir am Ende mit Plus-Minus-Null herauskommen“, muss man abwarten“, sagte Heinold.

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Das dürfte nach Ansicht von Experten schwierig werden. Neben den noch ausstehenden 1,3 Milliarden Euro aus dem damaligen Übernahmepreis schleppt die Portfoliomanagement auch noch ein negatives Eigenkapital in Höhe von 368 Millionen Euro mit sich herum.  Dressel sieht aber Licht am Ende des Tunnels: „Damit schließen wir eines der dunkelsten Kapitel in der norddeutschen  Finanzgeschichte ab.“