Hamburg. Bei Razzien nach Hisbollah-Verbot seien Koran und Gebetsräume missachtet worden. IZH-Leiter fordert Wiedergutmachung.

Das Islamische Zentrum Hamburg (IZH) mit seiner blauen Moschee an der Außenalster ist auch das Zentrum des schiitischen Islam in Deutschland. Aufgrund dieser Funktion hat der Leiter der IZH, Prof. Mohammad Hadi Mofatteh, sich jetzt in einem Brief an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gewandt – und sich über die bundesweiten Durchsuchungen in schiitischen Einrichtungen Ende April beschwert.

Im Zusammenhang mit dem Verbot der libanesischen islamistisch-schiitische Partei und Miliz Hisbollah waren von der Polizei etwa in Berlin, Bremen, Dortmund und Münster Einrichtungen durchsucht worden.

Islamisches Zentrum Hamburg vermisst Respekt

Die „Durchsuchungen von Moscheen und schiitischen Vereinen auf Anweisung von Bundesbehörden“ seien „auf eine Weise durchgeführt worden, bei denen der Respekt gegenüber der Gebetsstätte der Muslime und dem Koran als ihre heilige Schrift grob missachtet wurde“, schreibt Moffateh.

Er bitte den Bundespräsidenten, „die nach Ihrem Ermessen notwendigen Schritte für eine Wiedergutmachung der Missachtung der Wertschätzung gegenüber Moscheen, dem Koran und dem Fastenmonat Ramadan zu initiieren“, sagte der IZH-Leiter.

Schwerer Vorwurf: Was taten Polizisten mit dem Koran?

Nach Aussage von IZH-Sprecher Mohammad Ale Hosseini seien „Koran-Teile nach den Durchsuchungen auf dem Boden vorgefunden“ worden. Man könne sich „nicht erklären, warum ganze Korane mitgenommen wurden“, sagte der Sprecher. „So etwas ist in keinem Gotteshaus hinnehmbar und beschämend, unabhängig davon, ob es eine Kirche, Synagoge, Tempel oder Moschee ist.“

Der Brief des IZH sei bekannt, hieß es aus dem Bundespräsidialamt auf Abendblatt-Nachfrage. „Der Bundespräsident äußert sich allerdings nicht in Reaktion auf offene Briefe. Laufende behördliche Ermittlungen werden zudem nicht vom Bundespräsidenten kommentiert.“ Von Bundesinnenministerium oder Bundespolizei war zunächst keine Stellungnahme zu den Vorwürfen zu bekommen.

Der Hamburger Verfassungsschutz wies darauf hin, dass das aus dem Iran gesteuerte IZH seit Jahrzehnten als extremistische islamistische Organisation beobachtet werden. Das hänge nicht nur mit der Teilnahme von IZH-Vertretern an israelfeindlichen Quds-Tagen zusammen. Ziel des IZH sei der „Export der islamischen Revolution“.