Hamburg. Anstieg seit 2017 halbiert – außer bei Hamburger Altbauten. Senatorin Dorothee Stapelfeldt: „Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen.“
Die Mieten in Hamburg steigen weiter, aber deutlich langsamer als in den Vorjahren. Wie aus dem Mietenspiegel 2019 hervorgeht, den Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) gestern vorstellte, hat sich der Anstieg der Mieten halbiert
Demnach sind die Nettokaltmieten seit 2017 um 0,22 Euro pro Quadratmeter, beziehungsweise 2,6 Prozent gestiegen und liegen damit unter dem Anstieg der Lebenshaltungskosten. In der vorherigen Erhebungsspanne lag der Anstieg noch bei 5,2 Prozent. Ein weiteres Ergebnis ist die durchschnittliche Nettokaltmiete. Diese liegt im freifinanzierten, ungebundenen Wohnungsbestand in Hamburg bei 8,66 Euro pro Quadratmeter. 2017 waren es 8,44 Euro.
Ortsübliche Vergleichsmiete bei 550.000 Wohnungen
Der Hamburger Mietenspiegel erscheint seit 1976 alle zwei Jahre. Er gibt einen Überblick über die ortsübliche Vergleichsmiete. Allerdings berücksichtigt er nur Mieten, die in den vergangenen vier Jahren neu vereinbart oder erhöht wurden, nicht den gesamten Bestand. Relevant für den diesjährigen Mietenspiegel waren 550.000 Wohnungen, also etwas mehr als die Hälfte des Gesamtbestandes.
Senatorin Stapelfeldt zeigte sich angesichts der neuen Zahlen sichtlich erfreut: „Mit ist wirklich ein Stein vom Herzen gefallen“, sagte sie. „Unsere konsequente Wohnungsbaupolitik seit 2011 zeigt jetzt auch im Mietenmarkt eine deutliche Wirkung.“ Man dürfe allerdings in den Anstrengungen nicht nachlassen. Das Wohnungsbauprogramm müsse auf demselben Niveau fortgeführt werden.
Was der Hamburger Mieterverein sagt
Hamburgs Mietervereine sehen in den Ergebnissen keinen Grund zur Entspannung. „Im Durchschnitt weist der Mietenspiegel ein nach wie vor hohes Mietenniveau auf“, so Sylvia Sonnemann vom Hamburger Mieterverein. Auch Siegmund Chychla vom Mieterverein zu Hamburg sagt: „Der Anstieg der Mieten führt dazu, dass Haushalte mit niedrigem und mittlerem Einkommen nach wie vor große Probleme auf dem Wohnungsmarkt haben.“
Der Anteil günstiger Wohnungen unter 6,60 Euro/m2 ist laut Mietenspiegel weiter gestiegen (auf 23,9 Prozent). 71,4 Prozent der Wohnungen kosteten weniger als 8,70 Euro/m2.
Wer sich den Mietenspiegel genauer anschaut, sieht allerdings auch, dass nicht alle von dem positiven Trend profitieren. Besonders in Altbauten steigen die Mieten deutlich stärker. Besonders Wohnungen aus den Jahren bis 1918 sind betroffen. Hier hat sich die Miete um 4,5 Prozent erhöht, bei Altbauten aus den Jahren bis 1948 sogar um fünf Prozent.
Gute Wohnlagen: höhere Steigerungen
Einen Preisrückgang hat es dagegen zum Teil bei neueren Wohnungen gegeben. Bei Bauten, die zwischen 1978 und 1993 entstanden sind, liegt dieser bei minus 1,2 Prozent, fast identisch sieht der Wert bei Bauten aus den Jahren zwischen 2011 und 2018 aus. Zur Begründung sagte Stapelfeldt, dass sich besonders auf diese Segmente die Neubautätigkeiten positiv ausgewirkt hätten.
Weiter geht aus dem Mietenspiegel hervor, dass die Preise in guten Wohnlagen stärker steigen, als in normalen – der Mietenspiegel unterscheidet grob nur zwischen diesen beiden Kategorien. Dazu Stapelfeldt: „Die Differenz zwischen mehr und weniger bevorzugten Wohnlagen steigt weiter.“
Geförderter Wohnungsbau ist ausgenommen
Der Mietenspiegel, der alle zwei Jahren in Hamburg erscheint, ist nicht unumstritten. In der Kritik steht immer die Bemessungsgrundlage, die nur einen Teil des Wohnungsmarktes widerspiegelt. Geförderter Wohnungsbau etwa ist ausgenommen. Zum Vergleich: In einer Studie des Forschungsinstituts Center for Real Estate Studies (CRES), die auch Sozialwohnungen und unveränderte Mieten mit einbezieht, liegt die durchschnittliche Nettokaltmiete in Hamburg bei nur 8,21 Euro (statt 8,66 Euro).
Der Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), der unter anderem zu den Auftraggebern der genannten Studie zählt, wertet die Ergebnisse des Mietenspiegels dennoch als positiv: „Er belegt, dass sich in Hamburg der Anstieg der Mieten deutlich abgeschwächt hat. Die Botschaft des Mietspiegels kann deshalb nur lauten: Weiter so!“, sagte Direktor Andreas Breitner.
Mietenspiegel: Was kritikwürdig ist
Kritik kommt dagegen von der CDU. Laut dem stadtentwicklungspolitischem Sprecher Jörg Hamann täusche der vermeintlich moderate Anstieg. „Während die Effekte des Wohnungsneubaus begrüßenswert sind, sind die seitens des Senats ausgemachten Mietpreisrückgänge im Wesentlichen auf das Auslaufen von Bindungen und Förderungen bei ehemaligen Sozialwohnungen zurückzuführen.“ Die Mietentwicklung der Altbaubestände sowie die Entwicklung in guten Wohnlagen zeige hingegen unverfälscht die drastische Wirklichkeit: „Die Wohnungen werden immer teurer.“
Auch von den Linken gibt es kein Lob: „,Nur‘ 2,6 Prozent plus auf eh schon hohe Mieten? Das ist doch für Menschen mit mittlerem oder geringen Einkommen absolut nicht beruhigend“, so die wohnungspolitische Sprecherin Heike Sudmann.