Hamburg . Erstmals wird die Zahl der Fünftklässler etwa so groß sein wie in den Gymnasien. Senator Rabe sieht sich dadurch bestätigt.

Noch vor wenigen Jahren lagen die Gymnasien bei den Anmeldezahlen für die fünften Klassen rund zehn Prozentpunkte vor den Stadtteilschulen – nun aber herrscht erstmals nahezu Gleichstand: Im kommenden August werden voraussichtlich 7050 Schüler an den Stadtteilschulen der Hansestadt starten und 7197 an den Hamburger Gymnasien, wie Bildungssenator Ties Rabe (SPD) am Montag im Rathaus mitteilte.

Zieht man die Gastschüler aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen ab, kommt man auf 7.002 Anmeldungen an den 58 Stadtteilschulen (49,8 Prozent) und 7.066 an den 61 Gymnasien (50,2 Prozent). Das sind knapp 300 Anmeldungen mehr an den Stadtteilschulen und knapp 370 weniger an den Gymnasien im Vergleich zum Vorjahr.

Anmeldungen an Stadtteilschulen steigen seit 2017

„Stadtteilschule und Gymnasium sind zwei gleichwertige Schulformen“, sagte Ties Rabe. Die jüngsten Zahlen zeigten, dass sich das Hamburger Zweisäulen-Schulmodell bewährt habe und und eine hohe Anerkennung genieße. „Ich freue mich darüber, dass offenbar die gute Arbeit und Ausstattung von Hamburgs Stadtteilschulen von den Eltern anerkannt wird“, sagte der Senator.

Die Stadtteilschulen waren zum Schuljahr 2010/11 gegründet worden. Zum Start entfielen 44 Prozent der Anmeldungen für die fünften Klassen auf diese Schulform, 56 Prozent auf die Gymnasien. Bis 2013 verbesserte sich der Wert für die Stadtteilschulen auf knapp 47 Prozent. Der Tiefststand war 2016 mit 44 Prozent erreicht (5663 Anmeldungen).

Kinowerbung, um Image der Stadtteilschulen zu verbessern

Als Reaktion darauf startete die Schulbehörde 2017 eine Kampagne, um das Image der Stadtteilschulen zu verbessern. Zu den Maßnahmen zählten etwa stadtweite Plakatierungen, Kinowerbung, Postkartenaktionen, ein gemeinsames Logo mit dem Spruch „Stadtteilschulen – für alle, die mehr wollen“ und dieses Internet-Infoportal. Zudem seien Grundschullehrkräfte geschult worden, um Eltern im Hinblick auf die weiterführenden Schulformen genauer beraten zu können, heißt es von der Schulbehörde.

Stadtteilschulen mit den meisten Anmeldungen:

•Heinrich-Hertz-Schule (Winterhude): 265

•Gyula-Trebitsch-Schule Tonndorf (Tonndorf): 236

•Julius-Leber-Schule (Schnelsen): 231

•Stadtteilschule Fischbek-Falkenberg (Neugraben-Fischbek): 203

•Goethe-Schule-Harburg (Harburg): 196

Stadtteilschulen mit dem höchsten Zuwachs:

•Irena-Sendler-Schule (Wellingsbüttel): 190 (+69)

•Stadtteilschule Bahrenfeld (Bahrenfeld): 149 (+53)

•Stadtteilschule Kirchwerder (Kirchwerder) : 150 (+50)

•Gretel-Bergmann-Schule (Neuallermöhe): 134 (+35)

•Stadtteilschule Ehestorfer Weg (Eißendorf): 58 (+32)

Seit 2017 sind die Anmeldungen an den Stadtteilschulen gestiegen. 2018 lag der Anteil wieder bei knapp 47 Prozent. An der Stadtteilschule können alle Schulabschlüsse erreicht werden – bis zum Abitur nach neun Jahren, betonte Schulsenator Ties Rabe. Es sei gut, dass mehr Schüler als bisher dort angemeldet worden seien. „Denn oft überschätzen Eltern ihre Kinder“, sagte Rabe. „Allein im letzten Schuljahr mussten 884 Sechstklässler das Gymnasium verlassen, weil sie den Lern- und Leistungsanforderungen des Gymnasiums nicht gewachsen waren.“

Der Schulbehörde zufolge hat der Senat die Stadtteilschulen in den vergangenen Jahren gestärkt. „Im Vergleich zu gleichgroßen Gymnasien haben Stadtteilschulen 40 Prozent mehr pädagogisches Personal und kleinere Klassen“, heißt es von der Behörde.

An fast allen Stadtteilschulen seien gymnasiale Oberstufen eingerichtet worden, um leistungsstarken Schülern die Möglichkeit zum Abitur zu eröffnen. An allen Stadtteilschulen gebe es umfangreiche Ganztagsangebote. „Für die Verschönerung sowie den Um- und Ausbau der Stadtteilschulen wurden rund 700 Millionen Euro investiert“, teilte die Behörde mit.

Gymnasien mit den meisten Anmeldungen:

•Gymnasium Ohmoor (Niendorf): 192

•Walddörfer-Gymnasium (Volksdorf): 192

•Gymnasium Rahlstedt (Rahlstedt): 177

•Gymnasium Allee (Altona-Nord): 171

•Emilie-Wüstenfeld-Gymnasium (Eimsbüttel): 165

Gymnasien mit dem höchsten Zuwachs:

•Walddörfer-Gymnasium (Volksdorf): 192 (+51)

•Gymnasium Rahlstedt (Rahlstedt): 177 (+37)

•Gymnasium Allee (Altona-Nord): 171 (+35)

•Christianeum (Othmarschen): 137 (+30)

•Gymnasium Heidberg (Langenhorn): 127 (+23)

Die Enquetekommission „Pisa-Folgen“ der Bürgerschaft hatte 2007 die Zusammenführung der bis dahin getrennten Gesamtschulen, Haupt- und Realschulen sowie Aufbaugymnasien empfohlen. Auf dieser Grundlage entstand eine Zwei-Säulen-Schulstruktur aus Stadtteilschulen und Gymnasien.

In diesem Jahr wird der erste Schülerjahrgang Abitur machen, der durchgängig in der Stadtteilschule unterrichtet wurde. Aktuell gibt es 58 Stadtteilschulen in Hamburg mit insgesamt 57.972 Schülerinnen und Schülern.