Hamburg. Zusammen mit NPD-Abgeordneten wurde der Fraktionssprecher zu „Wintersonnwendlager“ von Rechtsextremisten eingeladen.
Das Thema kommt der Hamburger AfD so kurz vor der Bundestagswahl erkennbar ungelegen. Deswegen wollen weder der Partei- noch der Fraktionschef zu den neuen Vorwürfen gegen den Sprecher der AfD-Bürgerschaftsfraktion, Robert Offermann, Stellung nehmen. Bereits zu Wochenbeginn war der Verdacht aufgetaucht, Offermann sei Mitglied der vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuften „Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland“ (JLO).
Das Hamburger „Bündnis gegen Rechts“ hatte Offermann zudem vorgehalten, er habe als „Alter Herr“ der Burschenschaft „Germania Marburg“ Veranstaltungen zu verantworten, zu denen „extrem rechte Aktivisten“ eingeladen worden seien. Er habe die Einladung an Thor von Waldstein, Ex-Chef der NPD-Studentenorganisation „Nationaldemokratischer Hochschulverband“, verteidigt – und dabei implizit eine Holocaust-Leugnung zumindest als debattenfähig bezeichnet. Offermann wies diese Vorwürfe am Montag zurück und sagte, er sei niemals Mitglied der JLO gewesen.
Vertrauliche Mail wirft Fragen auf
Eine E-Mail vom November 2012 wirft nun aber neue Fragen auf. Die Rundmail vom 13. November 2012, die dem Abendblatt vorliegt, trägt die Betreffzeile „Wintersonnwendlager“ und ging an 19 Empfänger. Darunter: der frühere sächsische NPD-Abgeordnete Jürgen Gansel und Rigolf Henning von der „Europäischen Aktion“. Gegen Mitglieder dieser von einem Holocaust-Leugner gegründeten Organisation wird laut Zeitungsberichten seit einer Razzia im Sommer 2017 wegen illegalen Waffenbesitzes und der Organisation von „Wehrsport“ ermittelt.
Weiterer Empfänger der digitalen Einladung zur Wintersonnwende war ein gewisser „offrob“. Dessen Mailadresse ist dem Abendblatt als private Mailadresse des AfD-Fraktionssprechers Robert Offermann bekannt. „Liebe Gefährten“, heißt es in der Mail. „Anbei findet Ihr die Einladung zum JLO-Wintersonnwendlager 2012. Reicht diese bitte nur an vertrauenswürdige Personen weiter!“ Und: „Mit Heimatgrüßen! JLO-Bundesvorsitzender.“
AfD schweigt zu den Vorwürfen
Die JLO steht auf der AfD-„Unvereinbarkeitsliste“, wer hier Mitglied ist, darf es nicht in der AfD sein. Mit der Anmeldung des jährlichen „Trauermarsches“ zur Bombardierung der Stadt Dresden am 13. Februar 1945, organisierte die JLO laut Bericht des Verfassungsschutzes Sachsen eine der „größten öffentlichkeitswirksamen Demonstration von Rechtsextremisten in Deutschland“.
Das Abendblatt hat Parteichef Bernd Baumann, Fraktionschef Jörn Kruse und Offermann selbst um Stellungnahme gebeten. Die einzige Antwort kam von Kruse: „Zu dem angesprochenen Thema – falls es denn je eines war – ist bereits alles gesagt.“ Auf die Frage, ob er angesichts der nun bekannt gewordenen Mail auch an Eides statt erklären würde, niemals in der JLO gewesen zu sein, schrieb Offermann, er wolle sich nicht weiter äußern.