Hamburg. Rot-grüner Senat legt Programm auf. Mindestens 144.000 Hamburger betroffen. Grüne fordern Tempo 30 in der Nacht.
Rund 144.000 Hamburger sind nachts gesundheitsgefährdendem Lärm ausgesetzt, der vor allem vom Straßenverkehr ausgeht. Der rot-grüne Senat will deswegen nach Informationen des Abendblatts am Dienstag ein neues Förderprogramm für passiven Lärmschutz beschließen, für das 4,4 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden sollen. Anwohner der am stärksten von Lärm betroffenen Straßen können dann finanzielle Unterstützung beim Einbau von Lärmschutz beantragen. Die Stadt übernimmt, wenn die Bedingungen erfüllt werden, 75 Prozent der Kosten. Die Details will Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) am morgigen Dienstag vorstellen.
Zugleich überprüft der Senat derzeit, in welchen der 40 Straßen, die im Lärmaktionsplan als lauteste der Stadt identifiziert wurden, nächtliche Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Tempo 30 eingeführt werden könnten. Bisher wurde dies erst an drei Straßen in einem Pilotversuch angeordnet. Vor allem den Grünen, die Tempolimits als wirksames Mittel gegen Verkehrslärm und Luftverschmutzung ansehen. reicht das nicht. „30er-Zonen sind aktiver und effizienter Lärmschutz“, sagte Björn Marzahn, der Sprecher der Umweltbehörde, dem Abendblatt. „Wir würden uns mehr Mut aller zuständigen Behörden wünschen, die Streckenlängen in Hamburg auszubauen.“
Das fordern auch die Grünen in der Bezirksversammlung Hamburg-Nord. Die haben gerade vom Senat bestätigt bekommen, dass der Straßenlärm allein in ihrem Bezirk an 92 Straßenabschnitten nachts die Grenzwerte überschreitet. An 73 Strecken ist das auch tagsüber so. „Alle wissen es: Die durch den motorisierten Verkehr verursachten Lärm- und Luftbelastungen haben erhebliche gesundheitliche Auswirkungen auf die Bevölkerung“, sagte der Grünen-Fraktionschef Michael Werner-Boelz. „Aus grüner Sicht ist Tempo 30 die einfachste und kostengünstigste Maßnahme, um eine Reduzierung der Lärm- und Luftbelastung zu erzielen und damit die Gesundheit der städtischen Bevölkerung zu schützen.“ Der Nord-Grüne weist dabei auch darauf hin, dass „betroffene Anwohnerinnen und Anwohner in Berlin vor Gericht mehrfach Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen erwirkt“ hätten.